APA/APA/ESA/David Ducross/ESA/David Ducross

Heißer letzter Tanz für ESA-Satellitenmission "Cluster"

Vor rund 24 Jahren startete die aus vier Satelliten bestehende "Cluster-Mission" der Europäischen Raumfahrtagentur ESA zur Vermessung des Weltraumwetters ins All. Am Sonntag nimmt die ursprünglich eigentlich auf nur zwei Jahre Laufzeit anberaumte Mission Anlauf auf ihr endgültiges Ende, wie die ESA erklärte. Wissenschaftlich ergiebig war sie auf jeden Fall, entstanden doch bisher rund 3.250 Publikationen auf Basis der Daten, 137 davon unter österreichischer Erstautorenschaft.

Am Sonntag (8. September) wird der erste Vertreter der Satelliten-Konstellation - "Cluster 2", auch genannt Salsa - möglichst vollständig in der Atmosphäre verglühen. Seinen letzten heißen Tanz haben Experten der ESA minutiös geplant: Das Gerät muss nämlich gezielt in Umlaufbahnen gelenkt werden, in denen die Reibung stark genug ist, dass möglichst wenig übrig bleibt, erklärte der Leiter der Abteilung Missionsbetrieb des inneren Sonnensystems der ESA, Bruno Sousa, vor Journalisten. Die beste Lösung dafür zu finden, war nicht einfach, so der Experte. Sollte man nach der nächsten Erdumrundung wieder Kontakt zu Salsa herstellen können, kann man auch sehr genau bestimmen, wo über dem Pazifik das Spektakel stattfinden wird.

Von der Osterinsel aus wird dann ein Forschungsflugzeug starten, mit dem exakt dokumentiert wird, welche Teile sich wann auflösen und welche vielleicht nicht, so Sousa. "Der Wiedereintritt markiert das Ende einer historischen wissenschaftlichen Mission, die mehr als 24 Jahre lang bahnbrechende Ergebnisse aus dem erdnahen Weltraum geliefert hat", so die Leiterin der Forschungsgruppe Weltraumplasmaphysik am Grazer Institut für Weltraumforschung (IWF) der Akademie der Wissenschaften (ÖAW), Rumi Nakamura, in einer Aussendung.

Cluster habe "fantastische Wissenschaft gemacht" - und das gleich zehn Mal länger als erwartet, so der Missionsleiter Philippe Escoubet. Man habe viel über geomagnetische und elektrische Stürme, Magnetfelder oder auch die Entstehung von Nordlichtern ("Auroras") und viele weitere Phänomene gelernt. Nachdem nun Salsa seinem feurigen Ende entgegensieht, folgen ihm im Lauf der nächsten beiden Jahre noch seine drei Tanz-Partner "Rumba" (Cluster 1), "Samba" (Cluster 3) und "Tango" (Cluster 4). Auf die gezielten Abstürze habe sich die ESA seit dem Jahr 2013 eingestellt.

Für das Ende über der südlichen Hemisphäre spricht die insgesamt niedrigere Chance, dass Überbleibsel bewohnte Gebiete treffen, so Benjamin Bastida-Virgili, ESA-Systemingenieur für Weltraummüll. Durch Extramanöver habe man sichergestellt, dass sie in den Ozean fallen. "Wir sind hier sauberer, als wir es sein mussten, als die Mission im Jahr 2000 gestartet wurde", so Bastida-Virgili. Das passe auch zur kürzlich lancierten Charta zur Vermeidung von Weltraumschrott von Europas Weltraumagentur.

Das IWF war eng in die Mission und ihre Entwicklung eingebunden: "Abgesehen von Weltraum-Riesen wie den USA, China und Russland ist das IWF - und damit Österreich - mit 137 Erstautor-Veröffentlichungen unter den Top fünf der Cluster-Publikationen", so Nakamura. So hat das IWF auch zu "drei Messgeräten auf jedem Cluster-Satellit beigetragen", heißt es. In den Zeiten vor der wegweisenden Mission sei das Weltraumwetter sozusagen "ein Mysterium für die Wissenschaft" gewesen. Nakamura: "Cluster hat die Auswirkungen von Sonnenstürmen beobachtet und so geholfen, das Weltraumwetter besser zu verstehen und vorherzusagen. Die Mission hat immer wieder gezeigt, wie wichtig die Magnetosphäre ist, um uns vor dem Sonnenwind zu schützen."

(S E R V I C E - https://www.esa.int/Science_Exploration/Space_Science/Cluster)

ribbon Zusammenfassung
  • Die ESA-Satellitenmission 'Cluster', die vor 24 Jahren startete, endet am 8. September mit dem Wiedereintritt von 'Cluster 2' (Salsa) in die Atmosphäre.
  • Die Mission war äußerst erfolgreich und führte zu rund 3.250 wissenschaftlichen Publikationen, darunter 137 von österreichischen Erstautoren.
  • Die ESA hat den Wiedereintritt minutiös geplant, um Weltraumschrott zu minimieren, und ein Forschungsflugzeug wird das Ereignis von der Osterinsel aus dokumentieren.