Waffenruhe
Asselborn: Putin macht "großen Fehler, wenn er nicht zugreift"
19 Jahre lang war Jean Asselborn als Außenminister für Luxemburg tätig, einst als dienstältester der gesamten EU. Dennoch habe er in seiner gesamten Karriere "nie, nie, nie" eine Politik wie die aktuelle von US-Präsident Donald Trump erlebt. "Dass alles ein Deal sein muss", habe kein Land der Welt in der Vergangenheit gefordert.
Trump sei in einem "Deal-Milieu" aufgewachsen, der "Deal-Sucht" verfallen und ziehe das nun in der Politik durch. Er wolle Probleme "mit Milliarden lösen".
Das gelte in der Zollpolitik ebenso wie bei der Ukraine. Während diese dem US-Vorschlag einer Waffenruhe bereits zugestimmt hat, ziert sich Russland noch.
"So wenig man Trump voraussehen kann, kann man Putin voraussehen", erklärt Asselborn dazu. Der russische Präsident werde "die Trauben sehr hoch hängen." Wladimir Putin müsse jedoch einsehen, dass die Waffenruhe für ihn eine "Chance" sein kann. Russland sei, auch ökonomisch, angeschlagen. "Er wird meines Erachtens einen großen Fehler machen, wenn er nicht zugreift", so der Ex-Außenminister.
Narzissmus von US-Präsident als "Chance"
Trump sei derweil ein "Narzisst, ein selbstverliebter Mensch. Der hat der Welt das versprochen, der will das durchziehen".
"Ich glaube, dass die Ukraine dem total egal ist. Die Menschen in der Ukraine interessieren den nicht." Trump wolle den Waffenstillstand durchsetzen und auch das könne "eine Chance sein".
-
Mehr lesen: Putin stellt Bedingungen
Die Reaktionen von Europa, etwa des britischen Premierministers Keir Starmer, würden jedenfalls in die richtige Richtung gehen. Man müsse sich weiter für die Verteidigung der Ukraine einsetzen. "Wenn das alles hinfällt, wenn auch die Geheimdienste nicht mehr funktionieren, damit hat Trump vielleicht Hunderte Menschen auf dem Gewissen."
-
Mehr lesen: Starmer: Europa am "Scheideweg der Geschichte"
Zugleich sei der Kampf, den die Ukraine führt, auch "ein Kampf für uns". Europa sollte laut Asselborn "alles tun, damit wir auch die Amerikaner davon überzeugen, dass es einen Unterschied gibt zwischen dem, der angegriffen wurde und dem, der angegriffen hat."
Drohungen um NATO-Mitgliedschaft "ernst nehmen"
Drohungen wie jene um den Austritt aus der NATO seien ebenfalls "ernst zu nehmen". Mit oder ohne Austritt aus der NATO sei es aktuell "eine große Frage", ob Artikel fünf noch gilt und die USA hilft, wenn morgen ein Bündnis-Staat angegriffen würde.
Mit unklaren Antworten auf diese Frage hätten die USA die NATO "schon sehr nach unten gezogen".
In dieselbe Kerbe schlug in dieser Woche auch Franz Eder, Politikwissenschaftler der Universität Innsbruck im Interview mit PULS 24. Er attestierte dem Militärbündnis: "Ich glaube, die NATO, so wie sie momentan konzipiert ist, ist tot beziehungsweise in einem schweren Koma".
Video - Eder zur EU-Aufrüstung: "Massiver Wechsel der Weltordnung"
Zusammenfassung
- 19 Jahre lang war Jean Asselborn als Außenminister für Luxemburg tätig, einst als dienstältester der gesamten EU.
- Dennoch habe er in seiner gesamten Karriere "nie, nie, nie" eine Politik wie die aktuelle von US-Präsident Donald Trump erlebt.
- Im Interview des Tages bei "Beide Seiten Live" spricht er über die "Deal-Sucht" von Donald Trump, dass Putin die Waffenruhe als "Chance" sehen und warum man die Drohungen eines US-NATO-Austritts ernst nehmen sollte.