Grüne präsentierten Pläne für den Wiener Gürtel
Der Gürtel ist die um die inneren Bezirke führende Ringstraße. Er gilt als klassische Verkehrshölle. Maßnahmen wie ein kleines Freibad auf einem Kreuzungsplateau sorgten zuletzt nur punktuell und kurzfristig für Abhilfe. Die Grünen, die bis 2020 das Verkehrsressort in der Stadtregierung innehatten, plädieren nun für längerfristige Maßnahmen. Sie haben das Stadtplanungsbüro "bauchplan" beauftragt, ein Konzept zu entwerfen - das eine Vision für den Gürtel im Jahr 2030 darstelle, wie Parteichefin Judith Pühringer erläuterte.
Sie verwies darauf, dass täglich rund 70.000 Autos über den Gürtel brausen. Das stelle nicht zuletzt einen "Albtraum" für Menschen, die mit Rädern unterwegs sind oder für Fußgänger dar, wie sie befand. Aber selbst Personen, die dort mit dem Auto fahren müssten, wollten den Gürtel so schnell wie möglich verlassen, zeigte sie sich überzeugt. Anrainerinnen und Anrainer würden unter Lärm und Staub leiden. Bis zu 86 Prozent der Fläche sei für Autos und Lkw reserviert. Abschnittsweise gebe es bis zu acht Fahrspuren.
Schwerpunktmäßig hat man sich dem Abschnitt zwischen Gumpendorfer Straße bzw. Alser Straße gewidmet. Als Beispielgebiete wurden etwa der Bereich Westbahnhof/Europaplatz und Josefstädterstraße ausgewählt, für die man exemplarisch Lösungsvorschläge ausgearbeitet hat. Die Grünen möchten den Platz anders verteilen, also Radwege, Gehsteige und Aufenthaltsflächen ausbauen. Zudem soll es mehr Bäume geben. Propagiert wird die Neupflanzung von 1.500 Exemplaren.
Die Gürtelbögen sollen weiter aufgewertet werden. In den vergangenen Jahren hat sich dort bereits eine Lokalszene etabliert. Die Grünen sprechen sich dafür aus, die Bögen des Viaduktes durchlässig mit Glasfronten zu gestalten. Dies soll die Räume auch für Geschäfte und Nahversorger attraktiver machen. Beim Europaplatz soll ein "Radhaus", also eine Radgarage, auf dem Dach der Eingangshalle zur U6 entstehen.
Apropos U-Bahn: Die U6, so konstatieren die Grünen, stoße immer wieder an ihrer Kapazitätsgrenzen. Sie fordern die Wiederbelebung der Straßenbahnlinie 8. Die Bim-Route, die den Gürtel entlang führte, war in den 1980-er Jahren aufgelassen worden - was damals für heftige Widerstände sorgte, wie die Ökopartei heute erinnerte.
Die Autos will man nicht verbannen, wie versichert wurde. "Der Gürtel soll weiter Hauptverkehrsader bleiben", hielt Parteichef Peter Kraus fest. Empfohlen wird jedoch, die Straße auf zwei Fahrspuren pro Richtung zu beschränken.
Der Vorsitzende des Mobilitätsausschusses, SPÖ-Gemeinderat Erich Valentin, verwies in einer Reaktion darauf, dass man Straßenzüge in Gürtelnähe aktuell verkehrsberuhige. Er nannte etwa das "Mega-Projekt" äußere Mariahilfer Straße als Beispiel. Diese werde künftig etwa als Einbahn geführt. Für solche Vorhaben sei es aber nötig, den Kfz-Verkehr am Gürtel zu bündeln. Dieser sei eine "tragende Säule" für den Verkehr, der nicht auf Öffis, Rad oder Zu-Fuß-Gehen verlagert werden könne, gab Valentin zu bedenken.
Zusammenfassung
- Autos sollen zwar nicht von der Hauptverkehrsader verbannt werden, die Grünen sprechen sich aber dafür aus, den öffentlichen Raum neu zu verteilen sowie Begrünungs- und Entsiegelungsmaßnahmen zu setzen.