Karner warnt vor weiteren Angriffen Russlands in der Westukraine
Die dramatischste Erfolgsmeldung aus russischer Sicht sei nach dem Wochenende, dass Mariupol isoliert sei, erklärt Offizier und Militärstratege Gerald Karner im Newsroom LIVE. Damit sei die Landbrücke zwischen der Krim und den ostukrainischen Separatistengebieten geschlossen. Das sei eines der Kriegsziele der Russen gewesen und nun erreicht. Aus Mariupol "kommen nur noch jene Flüchtlinge raus, von denen beide Seiten wollen, dass sie rauskommen". "Hier bahnt sich im Moment eine humanitäre Katastrophe an."
Besetzung der Großstädte
Russland sei es aber nicht gelungen, große Städte – mit Ausnahme von Cherson – einzunehmen. Charkiw sei noch nicht in russischer Hand, "von Kiew noch überhaupt keine Rede". Doch selbst wenn Großstädte eingenommen werden, würden russische Kräfte dadurch nicht frei. "Die braucht man auch zur Besetzung dieser Städte." Selbst in Cherson würden die Einwohner gegen die russische Besetzung demonstrieren.
In Kiew versuche man auf russischer Seite, von nordwestlicher Seite die ukrainische Verteidigung zu dezimieren. Auf der östlichen und nordöstlichen Seite müsse man naheliegende Städte einnehmen, damit die Logistik der Russen nicht behindert werden kann, wie das in den vergangenen Wochen immer wieder passiert sei.
Grund für Angriff in der Westukraine
Am Wochenende kam es zu Angriffen auf die Westukraine, wo keine russischen Besatzungstruppen sind. Beim Raketenangriff in der Nähe von Lemberg starben Dutzende Menschen. Dort vermute man auf russischer Seite, dass "westliche Waffenlieferungen umgeschlagen werden". Man greife mit präzisen Marschflugkörpern, teilweise von Flugzeugen, die über dem Schwarzen Meer kreisen, aus an.
Es sei nicht zu erwarten, dass Bodentruppen in den nächsten Tagen - und vermutlich noch nicht einmal in den nächsten Wochen - in die Westukraine vorstoßen. Möglich wäre aber, dass weitere Angriffe in der Gegend auf Verkehrsknotenpunkte oder große Eisenbahnkreuzungen erfolgen.
Von einem russischen Angriff auf zum Beispiel Norwegen, wo NATO-Übungen stattfinden, geht Karner nicht aus.
"Substanzieller Beitrag" Österreichs für NATO-Hilfe nötig
Dass die NATO Österreich im Ernstfall beistehen werde, steht für den Militärstrategen außer Zweifel, "nur ohne österreichischen substantiellen Beitrag kann ich mir das in weiterer Folge nicht vorstellen".
Die ganze Sendung sehen Sie um 22.20 auf PULS 24 oder im Livestream.
Zusammenfassung
- Militärexperte Gerald Karner erklärt im Newsroom LIVE, warum die Einkesselung Mariupols eine humanitäre Katastrophe ist, wie der Angriff auf Kiew weitergehen wird und warum er Eisenbahnknotenpunkte als besonders gefährdet sieht.
- Wolle Österreich von der NATO beschützt werden, brauche es einen "substantiellen Beitrag".
- Von einem russischen Angriff auf zum Beispiel Norwegen, wo NATO-Übungen stattfinden, geht Karner nicht aus.