Gefangen in Hamas-Tunneln: Weinen war verboten
Die 29-jährige Deutsch-Israelin Arbel Yehud sei die gesamte Zeit alleine festgehalten worden, berichteten die Nachrichtenseiten ynet und der israelische Sender Kan. Sie musste die meiste Zeit in Tunneln verbringen und bekam wenig zu essen.
In ihrer Geiselhaft sei Yehud über den Tod ihres Bruders informiert worden, berichtete Kan. Er kam während des Hamas-Massakers in Israel am 7. Oktober 2023 ums Leben. Das Ausmaß des Terrorüberfalls sei der jungen Frau dennoch nicht bewusst gewesen, hieß es weiter.
Die bewaffneten Islamisten, die sie bei ihrer chaotischen Freilassung durch eine schreiende und drängelnde Menschenmenge begleiteten, seien "nur ein Bruchteil des Grauens" ihrer Zeit im Gazastreifen gewesen.
Tagebuch in der Gefangenschaft
Der 80-jährige Gadi Moses sagte seiner Familie laut Kan, er sei während der Geiselhaft nie zusammengebrochen und habe nie geweint, sondern nur auf den Moment seiner Freilassung gewartet. Der Sender berichtete weiter, dem Mann sei es gelungen, die Terroristen dazu zu überreden, ihm Bücher zu bringen und Spaziergänge zu erlauben.
Er soll demnach auch ein Tagebuch geführt haben, das ihm vor seiner Freilassung aber abgenommen worden sei. "Niemand auf der Welt ist glücklicher als wir", teilte seine Familie nach der Freilassung mit.
Weinen war verboten
Die israelische Soldatin Agam Berger (20) sei die meiste Zeit mit der bereits am Samstag freigelassenen Liri Albag (19) zusammen gewesen, berichtete ynet weiter. Sie seien zeitweise in Tunneln, aber auch bei Familien festgehalten worden. Dort hätten sie putzen, kochen und sich um die Kinder kümmern müssen.
Die zwei Frauen versuchten dem Bericht zufolge auch, jüdische Traditionen zu wahren und etwa am höchsten jüdischen Feiertag, Yom Kippur, zu fasten. Den entführten Soldatinnen sei es verboten gewesen, zu weinen oder die Hand anderer Entführter zu halten.
Die meisten der aus Israel verschleppten Thailänder, die am Donnerstag ebenfalls freikamen, wurden in Tunneln festgehalten und bekamen kaum Tageslicht zu sehen, wie israelische Medien unter Berufung auf den Direktor der behandelnden Klinik berichtete. Sie seien "harten Bedingungen" im Gazastreifen ausgesetzt gewesen, hieß es. Die fünf Männer sind demnach trotzdem in guter körperlicher Verfassung.
Video: Waffenruhe auf der Kippe?
Zusammenfassung
- Am Donnerstag wurden erneut drei Geiseln aus der Hamas-Gefangenschaft im Gazastreifen befreit.
- Fast 16 Monate mussten sie teilweise in dunklen Tunneln ausharren.
- Nun erzählen sie erstmals von dem Erlebten.
- Die israelische Soldatin Agam Berger (20) sei die meiste Zeit mit der bereits am Samstag freigelassenen Liri Albag (19) zusammen gewesen, berichtete ynet.
- Den entführten Soldatinnen sei es verboten gewesen, zu weinen oder die Hand anderer Entführter zu halten.