APA/APA/dpa (Archiv)/Lino Mirgeler

Fragen und Antworten zur Corona-Impfung

Seit bald einem Jahr gibt es die Corona-Impfung in Österreich. Viele Österreicher fühlen sich aber nicht vollkommen aufgeklärt. PULS 24 hat deshalb die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema Corona-Impfung für Sie zusammengetragen.

PULS 4 und PULS 24 widmeten der Corona-Schutzimpfung eine große, zweistündige Sendung in der Zuseher, die Möglichkeit hatten, aktiv ihre Fragen an renommierte Experten zu stellen. Das Interesse und Informationsbedürfnis im Vorfeld war enorm: Über 1.300 Mails und Videos erreichten die Redaktion, über 700 Kommentare kamen noch via Social Media dazu. Wir haben Ihre wichtigsten Fragen in diesem Artikel beantwortet.

Die ganze Sendung "PULS 4 Spezial: Der Corona Impfcheck".

Welche Impfstoffe werden derzeit in Österreich verimpft?

In Österreich werden derzeit die Corona-Impfstoffe von Biontech/Pfizer, Moderna, Johnson & Johnson (Janssen) sowie AstraZeneca verimpft. Über 90 Prozent der derzeitigen Impfungen entfallen auf den Impfstoff "Comirnaty" von Biontech/Pfizer. Sie sind alle von der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) zugelassen.

Die Auffrischungsimpfungen – auch Booster Impfung genannt – werden ausschließlich mit den mRNA-Impfstoffen von Biontech/Pfizer sowie Moderna durchgeführt.

Wie wirksam sind die Corona-Impfstoffe?

Die Wirksamkeit der Impfung liegt laut Studien bei folgenden Werten:

  • "Corminaty" von BionTech/Pfizer: etwa 95 Prozent
  • "Spikevax" von Moderna: etwa 95 Prozent
  • "Vaxzevria" von AstraZeneca: bis zu 80 Prozent
  • "Janssen" von Johnson & Johnson: etwa 65 Prozent

Das bedeutet, dass die Wahrscheinlichkeit, an Sars-CoV-2 zu erkranken, bei den mit BioNTech/Pfizer sowie Moderna geimpften Personen um 95 Prozent geringer ist als bei den nicht geimpften Personen. Die Schutzwirkung bei AstraZeneca ist etwas geringer. Es wird deswegen die Kombination des Vektorimpfstoffs mit einem mRNA-Impfstoff empfohlen.

Nach derzeitigem Kenntnisstand bieten die Impfstoffe Biontech/Pfizer und Moderna sowie der Vektor-Impfstoff von AstraZeneca zudem eine hohe Wirksamkeit von etwa 90 Prozent gegen eine schwere Coronavirus-Erkrankung.

Aktuelle Studien deuten jedoch darauf hin, dass für den Janssen-Impfstoff - im Unterschied zu den anderen zugelassenen Impfstoffen - eine vergleichsweise geringe Impfstoffwirksamkeit gegenüber der Delta-Variante besteht. Eine schwere Erkrankung kann eine einzelne Dosis dieses Impfstoffs nur zu 70 Prozent verhindern. Die Schutzwirkung aller Impfstoffe nimmt mit der Zeit ab.

Kann ich mich trotz der Impfung anstecken?

Ja, da die Impfung keinen 100-prozentigen Schutz bietet. Jedoch sinkt das Risiko einer Ansteckung und eines schweren Corona-Verlaufs. Dadurch ist auch die Chance an Long Covid, als Langzeitfolgen der Corona-Erkrankung, zu leiden, geringer als bei Ungeimpften.

Der Infektiologe Christoph Wenisch (Infektiologe, Leiter Covid-Station Klinik Favoriten) spricht über die Vorteile und Notwendigkeit der Corona-Impfung.

Wie funktionieren die verschiedenen Impfstoffe?

Es gibt drei verschiedene Impfstoffe. Die mRNA-Impfstoffe von Biontech und Pfizer sowie Moderna. Die Vektorimpfstoffe von AstraZenexa und Johnson & Johson als auch Totimpfstoffe, die in der EU aber bisher nicht zugelassen sind.

Wie funktioniert der mRNA-Impfstoff?

Beim mRNA-Impfstoff wird dem Körper ein Bauplan des sogenannten Spikeproteins, das ein Teil des Coronavirus ist, verabreicht. Dadurch werden die menschlichen Zellen dazu angeregt, die Erregerbestandteile selbst zu produzieren. In Folge werden Antikörper und Abwehrzellen gegen das Spikeprotein des Virus gebildet. Die in den Impfstoffen enthaltene mRNA wird nach der Impfung nicht ins menschliche Erbgut eingebaut, sondern nach einigen Tagen im Körper abgebaut.

Wie funktioniert der Vektorimpfstoff?

Die Vektorimpfstoffe verabreichen ebenfalls ein Spikeprotein. Als "Transportmittel" wird allerdings ein Vektor- und kein mRNA-Impfstoff verwendet. Dieser regt die Zelle dazu an, das Spikeprotein selbst herzustellen, um Antikörper zu bilden.

Wie funktioniert ein Totimpfstoff?

Totimpfstoffe sind der Allgemeinheit aufgrund der Aussage von Tennis-Star Dominic Thiem, sich mit einem Totimpfstoff impfen lassen zu wollen, bekannt. Dabei wird das inaktivierte Virus dem Körper verabreicht.

Wenisch spricht über das Thema Totimpfstoffe und ihre Wirksamkeit.

In Europa werden Totimpfstoffe laut Maria Paulke-Korinek vom Gesundheitsministerium frühestens Ende des Jahres zugelassen werden. Außerdem muss im Vorfeld beachtet werden, ob der jeweilige Totimpfstoff auch gegen die in Österreich vorherrschende Delta-Variante wirksam ist.

Wie lange hält der Schutz der Impfung an?

Die genaue Dauer der Schutzwirkung ist derzeit bei noch keinem Impfstoff bekannt. Es wird davon ausgegangen, dass der Schutz nach neun Monaten signifikant abfallen dürfte. Jüngsten Studien zufolge ist mit einer Abnahme der Wirksamkeit schon nach vier Monaten zu rechnen – und zwar beträgt der Schutz von schweren Erkrankungen dann nur noch rund 80 Prozent. Ein weiterer Sprung ist nach sechs Monaten zu beobachten, nach neun Monaten sinkt der Schutz auf etwa 60 bis 70 Prozent.

Die Schutzdauer hängt auch von Faktoren wie Alter und körperlicher Verfassung der Geimpften ab. So ist es durchaus möglich, dass jüngere gesunde Menschen deutlich länger als ein Jahr über einen hohen Impfschutz verfügen. Nach der dritten Dosis wird mit einer Schutzdauer von mindestens neun bis zwölf Monaten gerechnet. 

Gibt es Langzeitfolgen von der Impfung?

In der allgemeinen Debatte werden Impfschäden oft mit Impfreaktionen verwechselt. Wie auch bei der Grippeimpfung beispielsweise kann bei der Corona-Impfung eine Reaktion auftreten. Dabei handelt es sich meist um Kopfweh, Fieber oder Müdigkeit. Das tritt bei vielen Impfungen auf und ist ein Zeichen für die gewünschte Immunreaktion des Körpers auf eine Impfung.

Maria Paulke-Korinek, Leiterin des Impfwesens im Gesundheitsministerium, über mögliche Impfschäden.

Komplikationen wie eine Herzmuskelentzündung oder eine Thrombose treten äußert selten auf. Die Allgemeinmedizinerin Naghme Kamaleyan-Schmied sagt etwa, dass sie in ihrer Ordination bisher keinen Impfschaden gehabt hat.

Wirkt die Impfung, auch wenn ich Allergien habe?

Ja, die Corona-Impfstoffe wirken auch bei Allergikern. Kamaleyan-Schmied empfiehlt, sich im Vorfeld mit seinem Vertrauensarzt zu besprechen. Dieser können dann entsprechende Vorbereitungen treffen, um eine mögliche Impfreaktion im Griff zu halten.

Menschen, die gegen PEG (Polyethylenglykol) allergisch sind, sollten keine mRNA-Impfstoffe verabreicht bekommen, da PEG bei diesen als Trägerstoff eingesetzt wird. Hier kann auf einen anderen Impfstoff wie Johnson & Johnson ausgewichen werden.

Was sind die Langzeitfolgen einer Corona-Erkrankung?

Mit Long Covid werden Langzeitfolgen der Corona-Erkrankung bezeichnet. Grundsätzlich kann jeder Mensch darunter leiden. Laut dem Pneumologen Christopher Lambers haben 15 Prozent aus allen Altersgruppen ein höheres Risiko, Long Covid zu entwickeln.

Vereinfacht gesagt, antwortet das Immunsystem des Erkrankten im Rahmen der Immunantwort auf das Coronavirus falsch. Dadurch entstehen chronische Entzündungen, die dann zum Beispiel das Erschöpfungssyndrom "Fatigue" zur Folge haben können. Es handelt sich dabei um einen Zustand extremer geistiger und körperlicher Erschöpfung, den man nicht durch Erholung, Ausschlafen oder Ausruhen überwinden kann.

Außerdem kann kognitive Ausfallerscheinungen – genannt "Brain Fog" auftreten. Mögliche Symptome sind dabei Müdigkeit, Probleme bei der Wortfindung und Schwindel.

Ich bin schwanger. Soll ich mich impfen lassen?

Da Schwangere ein höheres Risiko haben, schwer an Corona zu erkranken, empfiehlt das Nationale Impfgremium die Impfung ausdrücklich. Idealerweise sollte die Impfung ab dem zweiten Trimester verabreicht werden.

Die Impfung für Schwangere ist zwar noch nicht offiziell zugelassen und wird "off-label" verabreicht, mittlerweile belegen aber immer mehr Studien die Sicherheit der Corona-Impfung für Mutter und ungeborene Kinder.

Auch Frauen, die einen Kinderwunsch haben, wird die Impfung empfohlen. Im besten Fall sollte man vollimmunisiert sein, bevor mit der Verwirklichung des Kinderwunsches begonnen wird. Die Impfstoffe haben entgegen häufiger Behauptung keinen Einfluss auf die Fruchtbarkeit.

Soll ich mich trotz vieler Antikörper impfen lassen?

Die Annahme, dass hohe Antiköperwerte etwas über den Schutz gegen Corona aussagen, ist ein Irrglaube. Ein hoher Antikörperwert schützt nicht vor Ansteckung. Deshalb wird nicht empfohlen, vor einer Impfung einen Antikörpertest durchzuführen. Man solle den Wert nicht messen lassen und keinesfalls sein Geld dafür verschwenden, empfiehlt der Infektiologe Christoph Wenisch.

Wann sollte ich mich ein drittes Mal impfen lassen?

Derzeit wird empfohlen, sich sechs Monate nach der zweiten Impfung ein drittes Mal impfen zu lassen. Personen, die einer erhöhten Ansteckungsgefahr ausgesetzt sind, wie etwas Risikogruppen oder Gesundheitspersonal, wird eine dritte Impfung dringend empfohlen. Die Auffrischungsimpfungen in Österreich werden mit mRNA-Impfstoffen durchgeführt.

In bestimmten Fällen ist eine dritte Impfung schon vier Monate nach dem zweiten "Stich" möglich. Das kürzere Intervall ist in Ausnahmefällen auch für Menschen möglich, die doppelt mit AstraZeneca immunisiert wurden.

Wie soll ich mit Impf-Kritikern umgehen?

Autorin Ingrid Brodnig empfiehlt die Sorgen ernst zu nehmen und in Gesprächen Schicksale zu schildern. Man solle im "den Druck rausnehmen" und den Menschen Zeit geben. Oft müsse die Information sickern.

ribbon Zusammenfassung
  • Seit bald einem Jahr gibt es die Corona-Impfung in Österreich. Viele Österreicher fühlen sich aber nicht vollkommen aufgeklärt. PULS 24 hat deshalb die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema Corona-Impfung für Sie zusammengetragen.