Erdbeben in Österreich: Die "Alpen werden aufgefalten"

Donnerstagfrüh bebte um Gloggnitz in Niederösterreich die Erde. Seismologe Vogelmann erklärt gegenüber PULS 24, warum. Österreichs Beben-Hotspot liegt aber in Tirol.

Die Stärke des Bebens in Gloggnitz am Donnerstag betrug auf der Richterskala 4,4 - das könne Menschen aufwecken, die nahe am Epizentrum leben, so Seismologe Anton Vogelmann von Geosphere Austria gegenüber PULS 24. Alle 14 Jahre würde es zu einem Erdbeben mit derartiger Stärke kommen.

Für ein bis zwei Wochen müssen man nun mit Nachbeben im Raum Gloggnitz rechnen, das sei normal, meint er. 

Die Beben in Niederösterreich hätten aber nichts mit den Beben im Raum Tirol zu tun. "Das sind völlig andere Bruchflächen, die sehr weit voneinander entfernt sind".

Kleine Schäden

Bücher können aus den Regalen fallen, Kästen scheppern, auch leichte Risse sind im Haus-Verputz möglich. Bei älteren Gebäuden seien auch richtige Risse möglich, das sei aber relativ selten, so Vogelmann. 

Immer wieder bebt die Erde im südlichen Niederösterreich und auch Tirol. Österreich befindet sich auf einem Bereich des Spannungsaufbaus: Der eurasische und die afrikanische Platte kollidieren, deshalb "werden auch die Alpen aufgefalten". 

Die Kontinente reiben in mehreren Kilometern Tiefe aneinander, dabei würde sich Energie aufstauen.

"Das heißt, das kann in den meisten Fällen nicht einfach so geschmeidig und langsam aneinander vorbeigleiten. Sondern es bremst, staut sich auf, und wenn die Spannungen dann die Reibungskräfte überschreiten, dann rutscht das plötzlich Hin und Her. Und das ist dann eben das Erdbeben, wenn es zu dieser plötzlichen Rutschung kommt."

erdbeben_oesterreich.pngGeosphere Austria

Nicht alle Regionen in Österreich sind gleich stark von Erdbeben betroffen. Die Karte von Geosphere Austria zeigt die Erdbeben der letzten zwei Wochen (Stand 1. Februar 2024).

In Österreichs hänge die Erdbebengefahr stark vom Standort ab - so würden Erdbeben im nördlichen Waldviertel zum Beispiel keine Rolle spielen, so Vogelmann im Gespräch mit PULS 24.

1972 ereignete sich in Österreich das letzte Beben, das stärkere Schäden verursachte. Auch im südlichen Wiener Becken, bei Seebenstein - nicht unweit des heutigen Epizentrums Gloggnitz. Dieses Beben erreichte die Stärke 7 bis 8 auf der Richterskala. 

Historische reichen die Aufzeichnungen von Geosphere Austria (vormals ZAMG) bis ins Jahr 1200 zurück. Beben mit einer Stärke von mehr als 8 gelten in Österreich als sehr selten.

Erdbebenmeister Tirol

Im Bundesland Tirol treten in Österreich die meisten Erdbeben auf. Hier sucht Geosphere Austria nach Erklärungen für das gehäufte Auftreten. Im Durchschnitt der letzten 21 Jahre traten in Tirol jährlich 286 und in Niederösterreich 181 Erdbeben auf.

ribbon Zusammenfassung
  • Donnerstagfrüh bebte um Gloggnitz in Niederösterreich die Erde.
  • Das Beben hatte die Stärke 4,4.
  • Es sei nicht ungewöhnlich, dass in diesen Bereichen die Erde bebt, sagt Seismologe .
  • Die eurasische und die afrikanische Platte kollidieren hier.