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"Enttäuschend und unzureichend": Klimagipfel streitet um Abschlusstext

Die Weltklimakonferenz in Dubai ist am Dienstag wie erwartet in die Verlängerung gegangen, denn das Ringen um einen Abschlusstext ging weiter. Den vorgelegten Entwurf stufte EU-Chefverhandler Wopke Hoekstra als enttäuschend und unzureichend ein.

Vertreter von Umweltorganisationen äußerten sich teils fassungslos und empört. Hintergrund ist, dass der von mehr als 100 Staaten eingeforderte Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas nun gar nicht mehr im Text auftaucht - anders als in vorherigen Versionen.

"Der vorgelegte Entwurf wird dem Ernst der Lage nicht gerecht. Fossile Brennstoffe als Ursache der Klimakrise werden erstmals explizit erwähnt - aber die unzähligen Abschwächungen rundherum wiegen das leider deutlich auf", sagte die österreichische Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne). Verbesserungen würden nun eingefordert, so die Ressortchefin. "Ausreden haben wir schon genug gehört".

Gegen einen Beschluss zum Ausstieg aus den fossilen Energien hatten zuletzt etliche Länder Bedenken geäußert, darunter das ölreiche Saudi-Arabien, aber auch China, der Irak, Indien und Russland.

Reise nach Dubai nicht für "Todesurteil"

Hoekstra schrieb auf der Plattform X, das 2015 in Paris vereinbarte 1,5-Grad-Ziel für die maximale Erderhitzung im Vergleich zur vorindustriellen Zeit müsse am Leben erhalten bleiben. "Das verlangt die Wissenschaft, und das verdienen unsere Kinder." Der Chef-Verhandler der vom steigenden Meeresspiegel bedrohten Marshall-Inseln, John Silk, sagte, man sei nicht nach Dubai gekommen, "um unser Todesurteil zu unterschreiben".

1.400 Lobbyisten für Kohle, Öl und Gas

Dem Text fehlten unter anderem konkrete Instrumente, um überhaupt noch auf den 1,5-Grad-Pfad zu kommen und die nötige Energiewende gerade in vielen Regionen Afrikas, Asiens und Lateinamerikas anzuschieben - was diese Staaten in Dubai stark eingefordert hätten. Und die Passage zu fossilen Energien suggeriere fälschlicherweise, dass Kohle, Öl und Gas in unserer Zukunft weiter eine entscheidende Rolle spielen könnten.

Greenpeace: "Herber Rückschlag"

Aus Sicht von Greenpeace Österreich ist der Entwurf ein "herber Rückschlag", da die Option für einen klaren fossilen Ausstieg nun komplett verschwunden sei, "lediglich ein schwaches Zugeständnis zur Reduktion von fossilen Energien rund um das Jahr 2050 ist übrig geblieben".

Das sei nur eine von vielen Optionen, die unter anderem auch Atomkraft oder Scheinlösungen wie Kohlenstoffspeicherung vorsehen. "Das ist nicht das bitter benötigte Signal, das wir im Kampf gegen die Klimakrise brauchen", kritisierte Jasmin Duregger, Klima- und Energieexpertin bei Greenpeace in Österreich.

Der WWF Österreich bezeichnete den Entwurf zur "Globalen Bestandsaufnahme" als enttäuschend, denn es brauche eine Einigung auf ein Auslaufen aller fossilen Energieträger - "also nicht nur von Kohle, sondern auch von Öl und Gas. Das, was jetzt am Tisch liegt, ist viel zu wenig ambitioniert und sendet nicht das klare politische Signal aus, das von dieser Klimakonferenz ausgehen muss", so WWF Klimasprecher Thomas Zehetner.

ribbon Zusammenfassung
  • Die Weltklimakonferenz in Dubai ist am Dienstag wie erwartet in die Verlängerung gegangen, denn das Ringen um einen Abschlusstext ging weiter.
  • Den vorgelegten Entwurf stufte EU-Chefverhandler Wopke Hoekstra als enttäuschend und unzureichend ein.
  • Vertreter von Umweltorganisationen äußerten sich teils fassungslos und empört.
  • Hintergrund ist, dass der von mehr als 100 Staaten eingeforderte Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas nun gar nicht mehr im Text auftaucht - anders als in vorherigen Versionen.