Ehefrau getötet: Mann gab Tat zu Prozessstart in NÖ zu

Nach einer morgendlichen Laufrunde war der Angeklagte am 24. August 2022 ins Schlafzimmer gegangen, um sich zu seiner Frau ins Bett zu legen. Sie hatte ihn laut seiner Aussage zurückgewiesen. Auf seine Worte "Du bist so ein undankbares Luder. Warum machst du das?", habe die Frau erwidert: "Du bist selber schuld, du Egoist. Und jetzt geh und lass mich weiterschlafen." Der Angeklagte berichtete vor Gericht unter Tränen: "Sie hat mich weggeschickt wie einen Hund. Da hat mein Hirn auslassen. Das war so eine Demütigung. Ich war nicht Herr meiner selbst." In Folge habe er mehrmals mit einem Spitzmeißel, der in einem Nebenraum als Waffe gegen Einbrecher versteckt war, auf den Hinterkopf der Frau eingeschlagen.

Laut Obduktion handelte es sich um 15 Schläge. Die Verletzungen seien mit "Brutalität und Endgültigkeit" zugefügt worden, so der gerichtsmedizinische Gutachter. Das Opfer starb an einem massiven Schädel-Hirn-Trauma.

Nach der Tat hatte der Beschuldigte einen Einbruch fingiert und wegen der Überwachungskameras einen Kurzschluss verursacht. Die Tatwaffe hatte er auf dem Weg zum Einkaufen in einem Windschutzgürtel entsorgt. Nach seiner Rückkehr hatte er den Notruf gewählt und vorgegeben, seine Frau tot aufgefunden zu haben. "Ich habe mich mehr als stümperhaft benommen bei dieser Tat", resümierte der 65-Jährige. Er war zunächst als Zeuge vernommen, aber wenig später festgenommen worden.

Bei der Kriminalpolizei und vor der Haft- und Rechtsschutzrichterin soll der Pensionist sinngemäß behauptet haben, dass ein unbekannter Einbrecher seine Frau umgebracht habe. Dem Angeklagten wird deshalb auch angelastet, die Begehung einer mit Strafe bedrohten Handlung wissentlich vorgetäuscht zu haben. Zu diesem Vorwurf bekannte sich der 65-Jährige schuldig. Daten auf der Uhr des Mannes sollen Ermittler auf die Spur des Verdächtigen gebracht haben. Im Oktober legte er ein Geständnis ab.

Verteidiger Michael Dohr sprach am Dienstag von einer "Spontantat aufgrund eines Gefühlsausbruchs" und einer "plötzlichen Kränkung" als Auslöser. "Es gibt absolut kein Motiv", betonte der Rechtsanwalt. Das Haus und weitere Vermögenswerte waren auf die Frau überschrieben. Ein finanzielles Motiv für die Bluttat bestritt der Beschuldigte.

Der Angeklagte sprach von einer "Vorzeigeehe" zu Beginn. Ab 2022 habe er sich "vernachlässigt gefühlt". Die Ehepartner hatten einander immer wieder Briefe geschrieben. In einer Nachricht des späteren Opfers vom August 2022 war zu lesen: "Es geht mir gar nicht gut, du merkst es nicht einmal. Du bist so ein Egoist." Die Persönlichkeit seiner Frau habe sich mit einer Krebserkrankung verändert, sagte der 65-Jährige.

Als "Demütigung" und "Provokation" hatte der Angeklagte etwa empfunden, dass seine Frau im August 2022 den im Haus befindlichen Revolver versteckt hatte - mit den Worten "es ist zu unser beider Sicherheit". Das spätere Opfer soll unter falschem Namen einen Beratungstermin für eine Scheidung gemacht, die Codes für die Videoüberwachung geändert und einen Arbeitsplatz gesucht haben. Davon will der Angeklagte erst nach dem Tod seiner Frau erfahren haben.

"Es gibt meines Erachtens nach einen objektiven Beweis, dass diese Tat niemals geplant war", erklärte der Verteidiger. Laut Pulsuhr hatte der Angeklagte wenige Minuten zuvor eine Pulsfrequenz von 66. Um 7.01 Uhr war der Wert extrem angestiegen, 47 Minuten später lag er noch bei 109.

Laut der psychologischen Sachverständigen weist der Beschuldigte "zwanghafte, perfektionistische Tendenzen" und eine "narzisstische Neigung" auf: "Er hat sich gesehen und das Umfeld nicht." Eine Kränkung durch ein mögliches Verlassenwerden hat laut der Gutachterin eine "massive Wut" ausgelöst, die zur Bluttat geführt habe. Das Rückfallrisiko sei "sehr gering".

Die Befragung des Beschuldigten dauerte am Dienstag bis in die Abendstunden, danach wurden bis 20.30 Uhr mehrere Gutachten thematisiert. Der Geschworenenprozess wird am Donnerstag um 9.00 Uhr mit Zeugenbefragungen fortgesetzt.