Justitzbediensteter vor einer GefängniszelleAPA/dpa-Zentralbild/Sebastian Willnow

Drei Jahre Haft für gescheiterten Macheten-Raub

Weil er kein Geld für Kokain hatte, bedrohte ein 25-jähriger Wiener im vergangenen Frühjahr einen Tankstellen-Mitarbeiter am Handelskai mit einer Machete. Er übergab dem Mann ein Plastiksackerl und forderte ihn auf, dieses mit Barem zu füllen. Das Wiener Landesgericht verurteilte ihn zu drei Jahren unbedingter Haft.

Das Vorhaben, mit Gewalt zu Geld zu kommen, war an einem beherzten Kunden gescheitert, der am 26. März 2023 kurz nach dem Angeklagten die Tankstelle betreten hatte. Der unbekannte Mann setzte den Räuber außer Gefecht, als der sich mit erhobener Machete vor dem Kassapult aufgepflanzt hatte und den Angestellten einschüchterte.

Der unbekannte Helfer lief mit hohem Tempo von der Seite auf den 25-Jährigen zu, griff nach dessen Beinen, brachte ihn zu Boden und umklammerte ihn mit beiden Armen, nachdem sich der bewaffnete Täter wieder aufgerappelt hatte. Infolge der engen Umklammerung konnte der Wiener von der Waffe keinen Gebrauch mehr machen. Er drängte den Macheten-Mann, Richtung Türe und warf ihn aus dem Geschäft.

Identität des Kunden ungeklärt

Die Identität dieses Kunden ist ungeklärt. Noch vor dem Eintreffen der Polizei hatte er den Tatort verlassen. Der Angestellte - ein 57-jähriger Mann - war zu geschockt, um den Helfer nach dem Namen und einer Adresse zu fragen.

Im Gerichtssaal wurden jedoch Videos aus verschiedenen Blickwinkeln abgespielt, die Überwachungskameras aufgezeichnet hatten. Das Bildmaterial belegte nachdrücklich das gleichermaßen couragierte wie professionell wirkende Einschreiten des Unbekannten, der eine Angriffstechnik angewandt hatte, wie man sie aus dem Ringen bzw. Wrestling-Sport kennt.

"Es war ein großer Fehler"

"Ich habe das Gefühl gehabt, ich brauche Kokain. Daher habe ich kurzerhand den Entschluss gefasst", erklärte der Angeklagte einem Schöffensenat (Vorsitz: Stefan Renner) zu seiner Motivlage. Er sei seit seinem 14. Lebensjahr süchtig, habe bis zu seiner Festnahme täglich ein Gramm Marihuana geraucht und alle zwei bis drei Tage Kokain konsumiert.

Finanziert habe er sich die Drogen mit seinen Einkünften als Verkäufer am Christkindlmarkt und mit Zuwendungen von Freunden und Eltern. Verteidiger Leonhard Kregcjk brachte auch noch vor, dass es zwischen seinem Mandanten und dessen Freundin zuletzt "nicht gut gelaufen" sei: "Es hat ein emotionales Ungleichgewicht gegeben." Infolgedessen sei beim 25-Jährigen "der Suchtdruck zu groß geworden". "Es war ein großer Fehler", sah der 25-Jährige ein. 

Machete in Messer-Shop gekauft

Die Machete hatte sich der bisher unbescholtene Mann um 40 Euro in einem Messer-Shop gekauft. "Ich wollte sie ursprünglich als Deko-Gegenstand an die Wand hängen", behauptete er. Er versicherte, er habe "niemals" vorgehabt, die Waffe beim inkriminierten Überfall einzusetzen: "Ich habe gedacht, ich könnte damit Eindruck schinden."

Mit der amtswegigen Vernichtung der Machete war der 25-Jährige ebenso einverstanden wie mit der über ihn verhängten Strafe. Die Staatsanwältin gab vorerst keine Erklärung ab, das Urteil ist daher nicht rechtskräftig.

ribbon Zusammenfassung
  • Weil er kein Geld für Kokain hatte, bedrohte ein 25-jähriger Wiener im vergangenen Frühjahr einen Tankstellen-Mitarbeiter am Handelskai mit einer Machete.
  • Er übergab dem Mann ein Plastiksackerl und forderte ihn auf, dieses mit Barem zu füllen.
  • Das Wiener Landesgericht verurteilte ihn zu drei Jahren unbedingter Haft.
  • Das Vorhaben, mit Gewalt zu Geld zu kommen, war an einem beherzten Kunden gescheitert. Die Identität dieses Kunden ist ungeklärt.
  • Mit der amtswegigen Vernichtung der Machete war der 25-Jährige ebenso einverstanden wie mit der über ihn verhängten Strafe.
  • Der 25-Jährige sei seit seinem 14. Lebensjahr süchtig.