Deutschland bekommt kein Böllerverbot
Städte und Gemeinden in Deutschland fordern indes von Bund und Ländern als Konsequenz aus Gewalt rund um Silvester mehr Grenzkontrollen und ein Waffenverbot. Scholz sagte dem Magazin "Stern": "Ich bin dafür, dass wir ordentliche Regeln haben für das Zeug, das da hergestellt wird. Aber ein Böllerverbot finde ich irgendwie komisch." Faeser ergänzte: "Dabei sollte das Ziel sein: Friedliches Feiern und Feuerwerk zu ermöglichen, aber hochgefährliche Silvester-Exzesse zu verhindern." Zum Jahreswechsel hatten vor allem sogenannte Kugelbomben schwere Schäden angerichtet. Sie sind wegen ihrer hohen Explosionskraft hierzulande nicht für den Allgemeingebrauch zugelassen.
Das Sprengstoffrecht in Deutschland erlaubt das Abbrennen von Pyrotechnik am 31. Dezember und am 1. Jänner. An allen anderen Tagen ist das nur mit einer Sondergenehmigung gestattet. Die Berliner Sozialverwaltung weist darauf hin, dass nur das Innenministerium Änderungen am Sprengstoffrecht vornehmen könne.
Faeser schlägt vor, den Kommunen mehr Handlungsspielräume für lokale Verbotszonen zu geben. Dafür müsse es aber eine Mehrheit unter den Ländern im Bundesrat geben, die bisher fehle. "Hinsichtlich der Gefährlichkeit gibt es große Unterschiede zwischen dicht bewohnten Städten und dem Land – und innerhalb von Städten zwischen einzelnen Brennpunkten und Stadtteilen, in denen friedlich gefeiert wird. Wenn das vor Ort stärker berücksichtigt werden kann, kann es gezieltere Maßnahmen und Kontrollen geben."
Zuletzt hatte Bremen im Bundesrat eine Gesetzesinitiative für eine Änderung des Sprengstoffrechts eingebracht, um den Kommunen mehr rechtliche Möglichkeiten zum Einschränken von privatem Feuerwerk zu geben. Rund um den Jahreswechsel starben fünf Männer bei Böller-Unfällen. Es gab viele Verletzte sowie Schäden an Häusern und Infrastruktur.
Für Diskussionen sorgten auch Fälle von Gewalt gegen Einsatzkräfte. Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetags, Helmut Dedy, sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe: "Der Staat darf nicht tolerieren, dass eine kleine gewaltbereite Minderheit mit erheblicher krimineller Energie rund um Silvester ganze Stadtteile terrorisiert." Polizei und Rettungskräfte müssten häufiger mit Bodycams zum Aufzeichnen von Übergriffen ausgestattet sein. Zudem sprach er sich für mehr Grenzkontrollen rund um Silvester aus.
Faeser stellte klar: Gegen "Chaoten und Gewalttäter" an Silvester brauche es vor allem die notwendige Härte von Polizei und Justiz. "Deshalb war es gut, dass allein in Berlin mit 400 Festnahmen durchgegriffen wurde und jetzt Strafverfahren folgen. Trotzdem wurden Rettungskräfte und Polizisten attackiert und Menschenleben durch hochgefährliche Kugelbomben und andere verbotene Pyrotechnik gefährdet."
Die Ministerin verwies auf Vorschläge für neue Strafvorschriften, mit denen die gesamte Vertriebskette von illegalem Feuerwerk, von Händlern und Transporteuren bis zum Käufer, erfasst werden solle. Es ist allerdings unwahrscheinlich, dass der Bundestag wenige Wochen vor Neuwahlen noch viele Vorschläge der scheidenden Bundesregierung passieren lässt.
Zusammenfassung
- Ein bundesweites Böllerverbot in Deutschland wird vorerst nicht umgesetzt, da Innenministerin Nancy Faeser und Bundeskanzler Olaf Scholz sich dagegen aussprechen und stattdessen lokale Lösungen bevorzugen.
- Um die Gewalt an Silvester einzudämmen, fordern Städte und Gemeinden mehr Grenzkontrollen und ein Waffenverbot; Bremen hat bereits eine Gesetzesinitiative zur Änderung des Sprengstoffrechts eingebracht.
- Zuletzt starben fünf Menschen bei Böller-Unfällen, es gab viele Verletzte, und allein in Berlin wurden 400 Personen festgenommen; Faeser plädiert für neue Strafvorschriften gegen den illegalen Feuerwerksvertrieb.