Briten müssen von zuhause um Prinz Philip trauern
Die Zeremonie im engsten Familienkreis samt royaler Trauerprozession wird sich komplett hinter den Mauern der königlichen Residenz abspielen. Es ist kein leichter Job, den John Story in diesen Tagen hat. Sein Motto lautet: Hier gibt es nichts zu sehen, gehen Sie bitte einfach weiter - oder noch besser, kommen Sie gar nicht erst her.
Der Grund ist - naturgemäß - Corona. "Wir müssen jeden bitten, die eigene Gesundheit und Sicherheit und die von anderen ganz oben auf die Prioritätenliste zu setzen und nicht nach Windsor zu kommen", mahnte Windsors Bürgermeister. Schon wenige Stunden nach dem Tod von Prinz Philip, der am vergangenen Freitag im Alter von 99 Jahren friedlich eingeschlafen war, bemühten sich Palast und Behörden, größere Menschenansammlungen von Trauernden zu verhindern - keine Blumensträuße an den Residenzen, bitte Abstand halten beim Trauern, so die offizielle Bitte von höchster Stelle. Einfach durchzusetzen ist das nicht, wenn eine Monarchie gerade einen ihrer wichtigsten Vertreter verloren hat.
In anderen Zeiten versammeln sich zu royalen Großereignisse des Hauses Windsor - ob nun Beerdigungen, Hochzeiten oder Thronjubiläen - Hunderttausende Menschen auf den Straßen und Plätzen des Landes. Es sind Momente, die vielen Briten zumindest für einen Augenblick ein Gemeinschaftsgefühl geben, das im Alltag spätestens seit dem Brexit weitgehend abhandengekommen ist. Nun soll das Volk hingegen zuhause bleiben und vor dem Fernseher trauern. Selbst Boris Johnson will das Geschehen vor dem Bildschirm verfolgen. Der Premier verzichtete auf seinen Platz bei der auf 30 Teilnehmer begrenzte Trauerfeier, um einem weiteren Familienmitglied den Vortritt zu lassen.
Doch darauf verlassen, dass außer den Royals niemand anreist, will man sich in Windsor dann doch lieber nicht. Schon zu Beginn der Woche, noch etliche Tage vor der Trauerfeier, suchten Spezialeinheiten der Polizei bereits Briefkästen, Mistkübel und Telefonzellen nach verdächtigen Gegenständen ab. Straßenpolizisten bereiten sich auf ihre Patrouillen am Samstag vor. Ein Café-Betreiber stellt sich schon darauf ein, am Samstag ab 3 Uhr in der Frühe seinen Laden für einen Besucheransturm zu öffnen. Allerdings sei er angewiesen worden, an dem Tag draußen keine Tische aufzustellen. "Ich denke, es wird sehr, sehr voll werden", sagte der Gastronom der Nachrichtenagentur PA.
Hinter den Schlossmauern soll der Sarg von Prinz Philip, geschmückt mit dessen persönlicher Flagge, ein Stück in einem Land Rover fahren, den Philip zu Lebzeiten mitgestaltet hat. Vertreter der Royal Navy, der Marine und anderer Militärs sollen die Prozession musikalisch begleiten und dem Herzog von Edinburgh zum letzten Mal die Ehre erweisen. Am Mittwoch wurde in militärischen Trainingszentren bereits fleißig für den großen Tag geprobt. Es sei eine "Ehre und ein Privileg", für Prinz Philip und seine Familie spielen zu dürfen, sagte der Sergeant James Ritchie dem Sender BBC.
Während die Queen am Dienstag bereits wieder ihren ersten offiziellen Termin nach dem Tod ihres Mannes absolvierte, verlebt Prinz Harry nach seiner Rückkehr in die alte Heimat recht einsame Tage. Seit er am Sonntag zum ersten Mal seit einem Jahr aus den USA eingereist ist, muss er gemäß der aktuellen Corona-Regeln zunächst eine Quarantäne absitzen, bevor er am Samstag auf die gesamte Familie treffen wird.
Nach dem Rückzug von Harry und Meghan aus dem Königshaus haben sich die Gräben zwischen ihnen und dem Rest der Familie verschärft - spätestens seit das Paar den Royals in einem Fernsehinterview Rassismus und mangelnde Unterstützung vorwarf. Harrys Bruder William wies die Vorwürfe scharf zurück. Royal-Insider spekulieren nun auf eine Wiederannäherung im Rahmen der Beerdigung - mit Herzogin Kate als möglicher Schlichterin zwischen den Brüdern.
Zusammenfassung
- Nach dem Tod von Prinz Philip steht Großbritanniens Königlicher Familie am Wochenende der offizielle Abschied vor.
- Für Windsor und ganz Großbritannien ist es der Samstag ein historischer Tag - und in Corona-Zeiten auch eine besondere Herausforderung.
- So hat der Bürgermeister von Windsor, John Story, die Briten bereits aufgerufen, am Tag des Begräbnisses in der St.-Georgs-Kapelle seiner Gemeinde fernzubleiben.