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Faßmann: "Schulen sind offen für alle, die es brauchen"

Die Schulen und Kindergärten bleiben auch während des Lockdowns geöffnet - gleichzeitig appellieren aber Regierung wie Länder, die Kinder wenn möglich daheim zu betreuen.

Ab Montag geht Österreich wieder in einen bundesweiten Lockdown. Die Schulen werden im Gegensatz zu früheren Lockdowns aber prinzipiell offen bleiben. Regierung und Länder bitten die Eltern, ihre Kinder zuhause zu lassen. 

Faßmann: Bildungsschere geht immer weiter auseinander

Am Freitag meinte Bildungsminister Heinz Faßmann, dass die Schulen für jene, die es brauchen, offen bleiben werden. Dafür sei er schon immer gewesen. Schüler sollten etwas lernen und nicht nur herumsitzen. Die Bildungsschere gehe immer weiter auseinander. 

Kinder bräuchten soziale Kontakte, vor allem im Teenageralter. Die technischen Voraussetzungen zuhause seien nicht ausreichen, es dürfe nicht zu Nachteilen für Teile der Kinder und Jugendlichen kommen. Am Montag beginnt der Unterricht um 8 Uhr morgens, auch für jene, die zuhause bleiben. Der normale Schulbetrieb solle simuliert werden. 

Schultests als Vorteil

"Wir testen systematisch mehr als in allen anderen Bereichen", hob Faßmann den Vorteil des Schulbesuchs hervor. Dadurch könnten Infektionsketten durchbrochen werden. 

Maskenpflicht

In den Schulen gilt durchgehend Maskenpflicht: Kinder in Volksschulen, AHS-Unterstufen, Mittelschulen und Sonderschulen müssen zumindest einen Mund-Nasen-Schutz tragen, alle anderen Schüler sowie Lehrer eine FFP2-Maske.

Laut Bildungsministerium gilt jene Regel, die gestern für Oberösterreich und Salzburg getroffen wurde, ab Montag für ganz Österreich. Der Stundenplan bleibt also aufrecht. Kinder, die nicht in die Schule gehen wollen, dürfen aber daheimbleiben. Dafür reicht eine Entschuldigung der Eltern, ärztliches Attest ist keines nötig. Die Erlaubnis zum Fernbleiben gilt dabei laut Erlass tageweise-stundenweises Ein- und Auschecken ist nicht möglich.

Keine Präsenzpflicht, Lernpakete für zu Hause

Flächendeckendes Distance Learning gibt es nicht, da der Unterricht grundsätzlich in Präsenz stattfindet. Kinder, die nicht in die Schule kommen, sollen sich aber über die durchgenommenen Stoffgebiete bei den zuständigen Lehrerinnen und Lehrern informieren können. Sie können auch Lernpakete für daheim erhalten.

Falls sie die technischen Möglichkeiten haben und die Lehrer dies anbieten, können sie sich auch von daheim in den Unterricht "dazuschalten". Eine Verpflichtung dazu besteht nicht.

Elternverbands-Chef: Habe Eindruck, viele Eltern werden Kinder zur Schule schicken

Bundeselternverbands-Chef Christoph Drexler hat den Eindruck, dass viele Eltern ihre Kinder in die Schule schicken werden, genau wisse man das aber erst am Montag. Ob der von Bildungsminister präsentierte Plan mit Schulbesuch, wenn das von Eltern gewünscht wird und Lernpaketen für zuhause, klappen wird, könne man noch nicht abschätzen. Es werde auch von der Qualität der Pakete abhängen. Für Lehrer sei der Plan eine Zumutung, so Drexler.

Bei Klassen-Quarantäne: Distance Learning

Distance Learning sei dann möglich, wenn etwa eine ganze Klasse daheimbleibe, meinte Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP). Wenn die technischen Möglichkeiten vorhanden sind, könne außerdem auch ein synchroner Hybridunterricht stattfinden, bei dem der Präsenzunterricht per Kamera nachhause übertragen wird.

Grundsätzlich keine Schularbeiten oder Tests im Lockdown

Bei den Schularbeiten bzw. Tests gibt es zwar die grundsätzliche Vorgabe, diese während der Lockdownphase nicht stattfinden zu lassen. Wenn aber etwa praktisch alle Schüler anwesend seien bzw. sie unaufschiebbar sind, könnten sie durchgeführt werden. "Man kann sie aber auch ganz entfallen lassen, wenn anderweitig eine gesicherte Leistungsbeurteilung möglich ist."

Eine Prognose über die Inanspruchnahme des Unterrichts wollte der Minister nicht abgeben. Im Zuge der Lockdowns in den vergangenen Jahren habe sich gezeigt, dass dies von Schultyp zu Schultyp und von Schule zu Schule unterschiedlich gewesen sei. Mit zunehmender Dauer seien dann immer mehr in die Schule gekommen.

Schultests dreimal wöchentlich

Wer in die Schule kommt, muss sich wie bisher dreimal die Woche testen lassen (ausgenommen sind nur Genesene). Gibt es einen Infektionsfall, müssen alle anderen Schüler fünf Tage lang täglich zumindest einen Antigentest durchführen. Die Maske muss auch im Unterricht getragen werden, beim Lüften sind Maskenpausen einzuplanen. Schularbeiten bzw. Tests sollen in der Lockdown-Phase grundsätzlich vermieden werden.

Inzidenz bei Schulkindern doppelt so hoch

Laut Zahlen der AGES liegt die Inzidenz bei den Fünf- bis 14-Jährigen in allen Bundesländern derzeit in etwa doppelt so hoch wie in der Gesamtbevölkerung. Bei den Inzidenzen gibt es aber enorme Unterschiede zwischen den Ländern: So liegt die 7-Tage-Inzidenz bei den Fünf- bis 14-Jährigen derzeit etwa in Salzburg bei 3.055 und in OÖ bei 2.844, während sie in Wien 1.046 beträgt.

Lehrervertreter: Kommunikation "Katastrophe", Wirksamkeit zweifelhaft

Kritik kommt vom obersten Lehrervertreter Paul Kimberger (FCG). "Die politische Kommunikation ist eine Katastrophe - man hört von allen Seiten etwas anderes", meinte der Vorsitzende der ARGE Lehrer in der GÖD zur APA. "Ich habe meine Zweifel, ob diese Maßnahmen wirklich dazu führen, die extrem hohen Inzidenzen an den Schulen zu senken."

Man werde ab Montag sehen, ob die Appelle vom Bundeskanzler abwärts, die Kinder nach Möglichkeit nicht in die Schule zu schicken, auch helfen, so Kimberger. "Aus meiner Sicht sind die Maßnahmen ungenügend, um Lehrerinnen und Lehrer, aber auch Kinder und Familien, die man ja auch mitdenken muss, zu schützen. In Wirklichkeit müssten jetzt die Präsenzphasen deutlich reduziert werden. Was uns von Virologen empfohlen wird - Kontaktreduzierung, Abstand -, das müsste auch in der Schule umgesetzt werden."

Offenbar spiele der Gesundheitsschutz an den Schulen nur eine untergeordnete Rolle. "Wir haben bedenkliche Inzidenzen und viele Schülerinnen und Schüler und Lehrkräfte in Quarantäne", so Kimberger. "Von den Gesundheitsbehörden kommt auch nicht die Unterstützung, die wir dabei brauchen." Daher bestehe die Gefahr, dass die Inzidenzen an den Schulen trotz Lockdown hoch bleiben.

Die AHS-Direktoren fordern in einer Aussendung die Möglichkeit zur Entscheidung über die Form des Unterrichts - also ob präsent oder digital gelehrt wird. Dies soll am Standort im Einvernehmen mit dem Kollegium festgelegt werden und zwar auf Basis der regionalen Infektionslage und speziellen Standort-Gegebenheiten. Auch das Heimschicken von Klassen im behördlichen Auftrag am Standort soll an der Schule entschieden werden dürfen - mit nachträglicher "Absegnung" durch die Gesundheitsbehörden.

ribbon Zusammenfassung
  • Die Schulen und Kindergärten bleiben auch während des Lockdowns geöffnet - gleichzeitig appellieren aber Regierung wie Länder, die Kinder wenn möglich daheim zu betreuen.
  • In den Schulen gilt durchgehend Maskenpflicht: Kinder in Volksschulen, AHS-Unterstufen, Mittelschulen und Sonderschulen müssen zumindest einen Mund-Nasen-Schutz tragen, alle anderen Schüler sowie Lehrer eine FFP2-Maske.
  • Der Stundenplan bleibt also aufrecht. Kinder, die nicht in die Schule gehen wollen, dürfen aber daheimbleiben. Dafür reicht eine Entschuldigung der Eltern, ärztliches Attest ist keines nötig.
  • Flächendeckendes Distance Learning gibt es nicht, da der Unterricht grundsätzlich in Präsenz stattfindet. Kinder, die zu Hause bleiben, bekommen Lernstoff vom zuständigen Lehrer. Es gibt auch die Möglichkeiten von Lernpaketen für zu Hause.
  • Falls sie die technischen Möglichkeiten haben und die Lehrer dies anbieten, können sie sich auch von daheim in den Unterricht "dazuschalten". Eine Verpflichtung dazu besteht nicht.
  • Wer in die Schule kommt, muss sich wie bisher dreimal die Woche testen lassen (ausgenommen sind nur Genesene). Gibt es einen Infektionsfall, müssen alle anderen Schüler fünf Tage lang täglich zumindest einen Antigentest durchführen.