Bevölkerung wegen Corona im Herbst überwiegend gelassen
Nur sechs Prozent der Befragten schätzen in der vom 19. bis 22. September durchgeführten Umfrage die Wahrscheinlichkeit einer neuen Corona-Welle in den kommenden Monaten als "sehr hoch" ein, weitere 33 Prozent als "eher hoch". Mehr als die Hälfte der Befragten (53 Prozent) hält es − unabhängig vom Alter − für eher unwahrscheinlich, dass es zu einer massiven Verschlechterung der Lage kommt, der Rest äußert sich nicht dazu. Die Anhängerinnen und Anhänger der FPÖ gehen deutlich seltener von einer erneuten Covid-19-Welle aus als Sympathisantinnen und Sympathisanten anderer politischen Parteien.
Während zum vergleichbaren Zeitpunkt des Vorjahres 43 Prozent der Befragten der Meinung waren, dass die Pandemie unter Kontrolle ist, sind derzeit zwei Drittel davon überzeugt. Gleichzeitig ist der Anteil jener, die Angst vor eigener Infektion oder Infektion von Familienmitgliedern haben, von 43 Prozent im September 2022 auf aktuell 34 Prozent gesunken. Zudem glaubt die Hälfte der Befragten, dass die Risiken, die vom Coronavirus ausgehen, übertrieben dargestellt werden. Vor einem Jahr äußerten 44 Prozent diese Ansicht.
Das Vertrauen in die Corona-Politik der Regierung ist etwas gestiegen. Meinten vor einem Jahr 35 Prozent der Bevölkerung, dass die Regierung bei der Bekämpfung der Pandemie richtige Schritte setzt bzw. "mit dem Coronavirus richtig umgeht", sind es nun 41 Prozent. Fast drei Viertel der Bevölkerung halten es für richtig, dass die Impfpflicht abgeschafft wurde. "Covid-19 hat mittlerweile seinen Schrecken verloren. Da derzeit keine Berichte über besorgniserregende neue Varianten vorliegen und viele Menschen entweder eine Infektion durchgemacht haben oder geimpft sind, zeigt sich eine spürbare Gelassenheit im Umgang mit dem Virus", erklärte die Leiterin des Gallup-Instituts, Andrea Fronaschütz, die Ergebnisse der Umfrage.
Groß ist auch das Vertrauen der Bevölkerung darin, dass es in Zukunft keine Freiheitseinschränkungen mehr geben wird. So hält es die überwiegende Mehrheit (84 Prozent) für wenig wahrscheinlich, dass es in diesem Herbst bzw. Winter zu einem neuen Lockdown kommen könnte. Lediglich drei Prozent bewerten die Wahrscheinlichkeit eines Lockdowns als "sehr hoch", acht Prozent als "eher hoch". Wenn es soweit käme, wäre das Commitment der Bevölkerung wesentlich geringer als in den ersten zwei Pandemiejahren. Zeigten sich im April 2020 mehr als 80 Prozent der Österreicher:innen bereit, einige ihrer Freiheitsrechte vorübergehend aufzugeben, sank dieser Anteil im Herbst letzten Jahres auf 60 Prozent und beträgt aktuell 55 Prozent.
Menschen über 50 Jahre sind größtenteils bereit, auf ihre Freiheitsrechte zu verzichten, wenn es der Pandemiebekämpfung dient (62 Prozent), jüngere Altersgruppen sind in dieser Hinsicht allerdings zurückhaltender (49 Prozent der 18- bis 30-Jährigen und 48 Prozent der 31- bis 50-Jährigen). Große Differenzen zeigen sich in Abhängigkeit von der politischen Orientierung: Nur 24 Prozent der FPÖ-Affinen sagen, dass sie zur Eindämmung der Pandemie Freiheitseinschränkungen in Kauf nehmen würden. Grün-Sympathisantinnen bzw. -Sympathisanten wären hingegen zu 86 Prozent dazu bereit. Die Anhängerinnen bzw. Anhänger der SPÖ (72 Prozent), der ÖVP (69 Prozent) und der NEOS (64 Prozent) äußern ebenfalls mehrheitlich ihre Zustimmung zu den nötigen Maßnahmen. "Angesichts der sinkenden Bereitschaft, erneute Restriktionen mitzutragen, ist es umso wichtiger, das Pandemiegeschehen durch Prävention und Information unter Kontrolle zu halten. Die Aufklärung über die Risiken von Covid-19 und Vorsichtsmaßnahmen sollten nicht vernachlässigt werden", meinte Fronaschütz.
Zusammenfassung
- Die österreichische Bevölkerung steht dem Herbst und einer möglichen neuen Corona-Welle gelassen gegenüber.
- Im Vergleich zum Vorjahr ist die Angst vor einer Infektion deutlich geringer, zeigte eine Umfrage des österreichischen Gallup-Instituts.
- Während zum vergleichbaren Zeitpunkt des Vorjahres 43 Prozent der Befragten der Meinung waren, dass die Pandemie unter Kontrolle ist, sind derzeit zwei Drittel davon überzeugt.