Bestätigte Affenpocken-Fälle in Österreich merkbar gestiegen
Insgesamt sind hierzulande bisher 253 Fälle von Affenpocken (Monkeypox, MPX) aufgetreten, gab die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) am Freitag bekannt. Davon galten 81 Erkrankte und somit 32 Prozent der Betroffenen laut Epidemiologischen Melderegister (EMS) als wieder genesen.
Der Trend in Österreich steht im Gegensatz zur weltweiten Entwicklung. Laut WHO ist die globale Inzidenz nach einem einmonatigen Aufwärtstrend zuletzt um rund ein Fünftel gesunken. "Es gibt Anzeichen dafür, dass sich der Ausbruch in Europa verlangsamt", sagte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus am Donnerstag. Grund seien die Wirksamkeit der öffentlichen Gesundheitsmaßnahmen, Verhaltensänderungen und Impfungen.
Kritik an zu wenigen Impfdosen
In Österreich sind bisher 4.340 Dosen des Vakzins von Imvanex/Jynneos angekommen. Vertreter der LGBTIQ+-Community und der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) hatten das zuletzt als deutlich zu wenig bezeichnet, um Risikogruppen - Gesundheitspersonal und homo- und bisexuelle Männer mit wechselnden Sexualpartnern - vorbeugend impfen zu können.
Die Aids Hilfe Wien geht davon aus, dass sich allein in Wien 10.000 bis 12.000 Männer vorsorglich impfen lassen möchten. Bezogen auf ganz Österreich lasse sich aus Studien ein Impfbedarf für 15.000 bis 16.000 Personen bis Ende des Jahres errechnen, hielt Aids Hilfe Wien-Geschäftsführerin Andrea Brunner fest.
Wenig Nachfrage? Vielmehr kein Angebot
Das Gesundheitsministerium teilte der APA am Freitag auf Anfrage mit, dass von der ersten gelieferten Tranche - 2.340 Dosen - bisher nicht einmal die Hälfte verbraucht sei. Die zweite Lieferung - 2.000 weitere Dosen - sei daher noch gar nicht zur Verteilung gelangt. Diese Dosen, die jederzeit zum Verimpfen bereit seien, würden in einem an jeweiligen Bevölkerungszahlen angepassten Schlüssel auf die Bundesländer aufgeteilt, sobald der Bedarf gegeben ist, also die Nachfrage steigt, hieß es.
Die Obfrau der HOSI Wien Anne-Sophie Otte will diese Darstellung gegenüber PULS 24 so nicht stehen lassen: "Der Affenpocken-Impfstoff wird bis jetzt nur 'post-exposure', also nach Kontakt mit Infizierten verimpft." Von mangelnder Nachfrage könne keine Rede sein, "weil es bisher gar kein Impfangebot gegeben hat", so Otte. Genau das habe man bereits mehrfach kritisiert.
Wer sich gegen Affenpocken impfen lassen sollte
Marton Széll vom Nationalen Impfgremium (NIG) spricht über die Affenpocken-Impfung.
Da Gesundheitsministerium versicherte gegenüber der APA, man arbeite gemeinsam mit den europäischen Behörden "mit Hochdruck an der Bereitstellung weiterer Impfdosen". Wie stark sich die Nachfrage in den weiteren Wochen entwickeln werde, sei schwer einzuschätzen. Das dürfte nicht zuletzt von der nationalen und internationalen Entwicklung der Fallzahlen abhängen.
Indes appellierte das Gesundheitsministerium an jene Ärztinnen und Ärzte, die bereits Affenpocken-Impfungen verabreicht haben, diese auch im e-Impfpass einzutragen bzw. nachzutragen: "Nur dadurch kann die Nachfrage innerhalb der Bundesländer tagesaktuell genau erhoben und ein möglicher Über-Bedarf kurzfristig ausgeglichen werden."
Zusammenfassung
- In Österreich sind in der vergangenen Woche weitere 36 Affenpocken-Fälle behördlich bestätigt werden. Das entspricht einem Zuwachs um 16,6 Prozent binnen einer Woche.
- Der Trend in Österreich steht im Gegensatz zur weltweiten Entwicklung.
- In Österreich sind bisher 4.340 Dosen des Vakzins von Imvanex/Jynneos angekommen. Verimpft wird er bisher aber nur an Personen, die Kontakt mit Infizierten hatten.
- Die LGBTIQ-Community und Stellen wie die HOSI Wien kritisieren das mangelnde Impfangebot.