Alkohol

Berliner*innen Luft: Wie man mit einem Gender-Shitstorm Geld scheffelt

Die Firma Schilkin macht aus ihrem Kult-Likör "Berliner Luft" kurzfristig "Berliner*innen Luft" - und erntete den erhofften Shitstorm. Auf Social Media springen die Gender-Gegner erwartungsgemäß über das für sie vorsorglich platzierte Stöckchen und bescheren dem Hersteller ein Umsatzplus. Schon eher überraschend: Auch Grammatik-Puristen haben Schaum vor dem Mund.

Die Berliner Firma Schilkin produziert neben anderen Getränken auch den Likör "Berliner Luft", der nicht nur in Klubs der bundesdeutschen Hauptstadt, sondern auch in Österreich vor allem bei jungen Leuten gern gekippt wird. Neuerdings könnte man allerdings eine Flasche in die Hände bekommen, auf der der berauschende Pfefferminz-Saft "Berliner*innen Luft" heißt. Statt dem Gendersternchen ist ein Smiley abgebildet. 

500.000 solche Etiketten hat man in Berlin bei Schilkin drucken lassen - bei einem jährlichen Absatz von sechs Millionen Flaschen. Es hat nicht lange gedauert, bis sich - so weit PULS 24 feststellen konnte war es der "Spiegel" - das erste Medium das Thema krallte und die Bilder des Etiketts auf Social Media die Runde zu machen begannen. Nicht nur der Name ist am Aufdruck anders, auch das Rote Rathaus erstrahlt in Regenbogenfarben.

Gender gedruckt, aber nicht gelebt

Ein rotes Tuch für Gender-Feinde auf Social Media und sofort ging das wüste Diskutieren los. Erlfried Baatz, 67 und einer von zwei geschäftsführenden Gesellschaftern bei Schilkin, kennt aber seine Zielgruppe. Die Hälfte der Getränke-Fans ist unter 30 und studiert. Für sie ist Gendern normal. Wer sich trotzdem bei Schilkin direkt beschwerte, bekam eine Antwort vom Geschäftsführer persönlich. Viele hätten sich dadurch sogar geschmeichelt gefühlt - und vielleicht auch beruhigt, zu erfahren, dass es sich beim gegenderten Getränk um eine limitierte Sonderedition handelt, wie der "Spiegel" schreibt. Baatz selbst gendert übrigens in seinem Unternehmen nur, wenn "wir mal einen Spaß machen wollen", denn "Wir sind ja keine Genderfreaks". 

Ein Adjektiv gendern? Unerhört!

Unter die Gender-Gegner, die wieder einmal den Untergang der abendländischen Kultur ausrufen und mit Boykott drohen, mischen sich auch Grammatik-Puristen. Denn "Berliner" ist in diesem Fall ein Adjektiv und das kann nicht gegendert werden - es heißt ja auch nicht Wiener*innen Straßenbahn. So, oder so ähnlich wird gewütet. 

So oft auch mit Boykott des Getränks gedroht wird, die Realität sieht anders aus. Die Umsatzzahlen nach der PR-Aktion gingen noch oben. Und wenn es nach dem Geschäftsführer des Getränkeherstellers geht, kann sich jeder Kritiker, der in Rage geriet, mit einem Stamperl beruhigen - oder zwei. 

ribbon Zusammenfassung
  • Firma Schilkin macht aus ihrem Kult-Likör "Berliner Luft" kurzfristig "Berliner*innen Luft" - und erntet mit dem erwarteten Shitstorm auch ein Umsatzplus.
  • Auf Social Media springen die Gender-Gegner erwartungsgemäß über das für sie vorsorglich platzierte Stöckchen und bescheren dem Hersteller ein Umsatzplus.
  • Schon eher überraschend: Auch Grammatik-Puristen haben Schaum vor dem Mund.