APA/APA (LA HONG)

Austro-Designer kommen mit Masken-Produktion kaum nach

Der Mode-Frühling 2020 wird wohl an den Österreichern eher klanglos vorbeiziehen, doch ein Accessoire nicht: die Schutzmaske. Seit die Empfehlung gilt, dass man diese tragen soll, wird Land auf, Land ab fleißig genäht. Auch zahlreiche Modemacher und -manufakturen haben aus der Not eine Tugend gemacht und produzieren Stoffmasken. Was sie allesamt überrascht hat, ist die überbordende Nachfrage.

Der Mode-Frühling 2020 wird wohl an den Österreichern eher klanglos vorbeiziehen, doch ein Accessoire nicht: die Schutzmaske. Seit die Empfehlung gilt, dass man diese tragen soll, wird Land auf, Land ab fleißig genäht. Auch zahlreiche Modemacher und -manufakturen haben aus der Not eine Tugend gemacht und produzieren Stoffmasken. Was sie allesamt überrascht hat, ist die überbordende Nachfrage.

Der Wiener Couturier Juergen Christian Hoerl, bekannt für seine Abendkleider, kommt beispielsweise mit der Aufarbeitung der vielen Bestellungen gar nicht mehr nach. "Wir arbeiten zu dritt an den Mails und schaffen es gar nicht, täglich alle durchzuarbeiten. Wir sind einen halben Tag hinten", erzählte er der APA. Im Moment würden acht Schneidereien für ihn die Aufträge abarbeiten.

Hoerl betonte, dass für ihn bei der Maskenproduktion definitiv nicht das Geschäft im Vordergrund steht, sondern man sich damit "über Wasser halten" könne: "Es geht nicht darum, dass wir einen Gewinn machen, wir wollen überleben. Und das schaffe ich damit." Seine Mitarbeiter hatte er schon zur Kurzarbeit angemeldet, nun sind sie im Volleinsatz. Der Maskenpreis, er liegt bei rund zwölf Euro, sei "scharf", also knapp kalkuliert. Bestellungen werden via E-Mail entgegen genommen.

"Blauäugig" an die Sache herangegangen ist die Designerin Michel Mayer: "Ursprünglich waren die Masken als Goodie für Kunden meiner Kollektion gedacht." Mittlerweile schafft sie es kaum, in der Produktion mit der hohen Nachfrage Schritt zu halten. Teilweise würden bis zu 20 Stück pro Bestellung geordert werden. Die Teile werden von ihr und einer Mitarbeiterin händisch gefertigt. Im Schnitt schaffen sie 100 Masken pro Tag. Auf Dauer könne sie sich allerdings nicht vorstellen, diese zu produzieren. Wenn es kein Material mehr gebe - Gummibänder sind inzwischen in der Branche ausgesprochene Mangelware - und sie keine Nerven mehr habe, würde sie damit aufhören, kündigte Mayer an. Noch kann man die Designerstücke aber zum Preis zwischen 15 und 25 Euro per E-Mail bestellen.

Einer der ersten, die mit der Maskenproduktion schon vor einigen Wochen angefangen haben, war La Hong Nhut. Vor allem in den vergangenen Tagen sei er von den Anfragen richtiggehend "überrollt" worden, erzählte sein Lebensgefährte Fabian Buchmann, der ihn bei der Arbeit unterstützt, der APA. "Ich bin den ganzen Tag beschäftigt, die Anfragen zu bearbeiten, La Hong näht den ganzen Tag." 30 Masken schaffe der Modeschöpfer im Schnitt täglich zu produzieren: "Alle von Hand gemacht." Er setzt dabei auf ein anderes Konzept als seine Branchenkollegen. Für das St. Anna Kinderspital fertige er Hunderte Masken kostenlos. Und für alle Interessenten gilt: "Wir nähen gegen Spenden. Jeder der eine will, muss einfach nur ein Mail schreiben." Seine Modelle gibt es in unterschiedlichen Stoffen - von trachtig bis bunt. Produziert wird, so lange es eine Nachfrage gibt.

Auch österreichische Modemanufakturen haben mittlerweile aus der Not eine Tugend gemacht und produzieren Mundschutz im großen Stil. Der Hemdenhersteller Gloriette kommt auf 10.000 Stück am Tag, die im Werk im burgenländischen Stegersbach produziert werden. Wobei die Herangehensweise an die Maskenproduktion durchaus akribisch war: Man setzte sich sogar mit Ärzten in Kontakt, um ein gutes Produkt auf den Markt zu bringen, erzählte Geschäftsführer Peter Hofer. Besonders Augenmerk wurde auf die Ökologie des verwendeten Stoffes gelegt. "Die Gesichtsmasken hat man auf der Nase und am Mund. Die Inhaltsstoffe müssen für den Menschen ungefährlich sein."

Derzeit würden um die 15.000 Stück am Tag bestellt werden. "Im Moment überlegen wir, wie wir die Kapazitäten weiter hochfahren können", so Hofer. Ein "großes" Geschäft sei der Maskenverkauf allerdings nicht: Der Preis pro Stück beträgt inklusive Versand 9,90 Euro. "Wenn man rechnet, was Versand, Logistik und Produktion kosten, bleibt unterm Strich nicht viel über." Aber um Gewinne gehe es in der aktuellen Situation nicht, betonte auch Hofer. Die Mitarbeiter konnten aus der Kurzarbeit geholt und die Produktion wieder hochgefahren werden.

Auch der steirischen Firma Mothwurf geht es ähnlich. Normalerweise wird dort trendige Trachtenmode gefertigt, nun eben Mundschutz. "Wir machen das zu einem sehr geringen Preis (16 Euro, Anm.). Der dient dazu, die Kosten zu decken. Uns geht es um die Erhaltung unseres Unternehmens", erzählte Dominik Schramke, der Marketing- und Kommunikationsverantwortliche im Familienbetrieb. Täglich werden um die 400 Stück produziert, die Nachfrage sei enorm. "Wir haben in den letzten zwei Tagen ca. 600 Bestellungen bekommen mit teilweise zwischen vier und zehn Masken." Werbung habe man für den Mundschutz kaum gemacht: "Es war ein Selbstläufer." Was die modische Zukunft in Sachen Schutzmaske bringt, so ist Schramke überzeugt: "Das wird ins Modejahr 2020 einfließen. Das ist aus der Not heraus entstanden. Man wird sehen wie sich das dann weiter entwickelt."

ribbon Zusammenfassung
  • Der Mode-Frühling 2020 wird wohl an den Österreichern eher klanglos vorbeiziehen, doch ein Accessoire nicht: die Schutzmaske.
  • Seit die Empfehlung gilt, dass man diese tragen soll, wird Land auf, Land ab fleißig genäht.
  • Auch zahlreiche Modemacher und -manufakturen haben aus der Not eine Tugend gemacht und produzieren Stoffmasken.
  • Was sie allesamt überrascht hat, ist die überbordende Nachfrage.
  • Produziert wird, so lange es eine Nachfrage gibt.