Jan Marsalek WirecardAPA/dpa/Kay Nietfeld

Auch in Wien unterwegs

Marsaleks Agentenring wegen Spionage für Russland verurteilt

07. März 2025 · Lesedauer 3 min

In einem spektakulären Fall der Spionage für Russland sind in London zwei Frauen und ein Mann aus Bulgarien schuldig gesprochen worden. Gleich aus zwei Gründen gibt es Verbindungen nach Wien – einer davon ist Ex-Wirecard-Vorstand Jan Marsalek. Er soll zwischen Russland und den Spionen vermittelt haben.

Die drei handelten mutmaßlich im Auftrag von Ex-Wirecard-Vorstand Jan Marsalek, wie die Nachrichtenagentur PA meldete. Ihnen drohen Haftstrafen von bis zu 14 Jahren. Das Strafmaß soll in den kommenden Tage bekanntgegeben werden.

 Marsalek soll als Vermittler zwischen dem russischen Geheimdienst und dem Anführer der Gruppe in Großbritannien gehandelt haben. Zitiert wurden etliche Textnachrichten, die von dem Österreicher stammen sollen.

Der Ex-Wirecard-Vertriebsvorstand ist seit der Pleite des ehemaligen Dax-Konzerns untergetaucht und wird in Russland vermutet. In dem Londoner Prozess war Marsalek nicht selbst angeklagt.

"Das war Spionage im industriellen Stil für Russland", sagte der Anti-Terror-Chef der Londoner Polizei, Dominic Murphy. Es seien Beweismittel in dem Maße gefunden worden, wie man sie eigentlich in einem Spionageroman erwarten würde. Vor Gericht waren zudem romantische Dreiecksbeziehungen innerhalb der Spionagegruppe Thema.

Spionage auch in Wien

Die Angeklagten im Alter von 33, 30 und 39 Jahren wurden der Spionage, die Leben und die nationale Sicherheit gefährde, schuldig gesprochen.

Es sollen Personen und Orte ausgespäht worden sein, die für Russland interessant sind. In Deutschland seien das etwa eine Luftwaffenbasis sowie eine nicht näher genannte Botschaft gewesen.

Die Spionageaktivitäten sollen in London sowie in Stuttgart, Wien, Valencia und dem Balkanstaat Montenegro stattgefunden haben. Dafür hätten die Angeklagten beträchtliche Geldsummen erhalten, hatte die Staatsanwältin im Verlauf des Prozesses betont. Sky News zufolge wurden bei der Razzia im Versteck unter anderem 495 SIM-Karten, 221 Telefone, 258 Festplatten und 11 Drohnen gefunden worden.

Verbindungen zur Causa Ott

Eines der Hauptziele des Agentenrings soll Investigativjournalist Christo Grozev gewesen sein. Er lebte bis Anfang 2023 in Wien – bis bei ihm eingebrochen wurde und ein Laptop sowie USB-Sticks gestohlen wurden.

Dabei kommt es dann zur mutmaßlichen Verbindung mit dem Spionage-Skandal um Egisto Ott. Ex-BVT-Abteilungsleiter Martin Weiss soll über Ott Infos für Marsalek und letzten Endes für Russland besorgt haben. Mindestens 309 illegale Abfragen ließ Marsalek scheinbar in Polizeidatenbanken einholen.

So soll auch die Meldeadresse von Grozev in Wien abgefragt und an Marsalek übermittelt worden sein. 

"Honigfalle" für bekannten Russland-kritischen Journalisten

Eine der Angeklagten sollte als sogenannte Honigfalle für einen bekannten Russland-kritischen Journalisten eingesetzt werden, im Versteck des Spionagerings wurden Video- und Tonaufnahmegeräte in Alltagsgegenständen gefunden.

Der Chef des Ringes sowie sein Stellvertreter hatten im vergangenen November die Spionage für Russland eingeräumt. Beide stammen ebenfalls aus Bulgarien, auch für sie steht das Strafmaß noch nicht fest. Zudem soll es Entführungspläne gegeben haben.

Zusammenfassung
  • In einem spektakulären Fall der Spionage für Russland sind in London zwei Frauen und ein Mann aus Bulgarien schuldig gesprochen worden.
  • Gleich aus zwei Gründen gibt es Verbindungen nach Wien – einer davon ist Ex-Wirecard-Vorstand Jan Marsalek.
  • Er soll zwischen Russland und den Spionen vermittelt haben.