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Attacke auf Fußballspieler: 18-Jähriger angezeigt

Unfassbare Szenen haben sich Anfang April bei einem Fußballspiel in Wien-Favoriten abgespielt: Ein Gegenspieler hat einen anderen Fußballer mit dem Fuß gegen den Kopf getreten, der 28-Jährige erlitt schwere Verletzungen und wurde bewusstlos in ein Spital geflogen.

Der Gewaltausbruch erfolgte bei der Partie GS United gegen SV Penzing in der unteren Klasse am 3. April. Laut Polizei kam es gegen 16.45 Uhr zuerst unter den beiden Fußballern zu einer körperlichen Auseinandersetzung. Schließlich mischten sich auch Betreuer und Zuschauer ein, woraus sich eine Massenschlägerei entwickelte. Der 18-jährige GS United-Spieler soll dann den am Boden knienden Spieler des SV Penzing ins Gesicht getreten haben. Das Opfer brach bewusstlos zusammen, wurde von der Wiener Berufsrettung erstversorgt und vom Notarzthubschrauber Christophorus 9 ins Spital geflogen. Vergangene Woche wurde der junge Mann laut Angaben des Vereins aus dem Spital entlassen, er ist auf dem Weg der Besserung. Der 18-Jährige gestand in seiner Einvernahme die Tat, er habe den Spieler der gegnerischen Mannschaft nicht so schwer verletzten wollen, die Attacke sei "in der Hitze des Gefechts passiert".

Der Fall hat Gewalt im Sport in den Fokus gerückt. In Wien kümmern sich 40 szenekundige Beamte (SKB) der Wiener Polizei um den möglichst reibungslosen Ablauf von Fußballspielen. Auch Eishockey-Spiele und einzelne Spiele anderer Sportarten in Österreich werden regelmäßig von den SKB beobachtet. Bei Konzerten von Bands, die Fußballpublikum anziehen, schauen die "Fan-Cops" ebenfalls präventiv vorbei. In der ersten und zweiten Fußball-Liga müssen alle Vereine von speziellen Beamten betreut werden. In der Unterliga waren die Fan-Polizisten in der Bundeshauptstadt zuletzt vor mehreren Jahren im Einsatz, nach dem Gewaltausbruch wurde nun aber Kontakt zu den Vereinen aufgenommen, berichtete SKB-Chef Oberst Wolfgang Lang am Mittwoch bei einem Medientermin in Wien. Er betonte auch, dass die SKB in der Prävention Beratungen für Vereine anbieten.

100 bis 200 sogenannte "Problemfans" gibt es in Wien, berichtete der Experte. Prinzipiell sei man hierzulande "sehr, sehr gut behütet". Die szenekundigen Beamten "können in alle Sektoren gehen und sich dort frei bewegen", sagte Lang. In anderen Ländern ist das keineswegs der Fall. Österreich sei ein "seliger Staat, was die Fanszene betrifft". Jeder Vorfall - ob Gewalt oder der Einsatz von Pyrotechnik - ist "ein Fall zu viel, keine Frage", betonte Lang.

"Wir spielen ein bissl ein Spiel", erklärte Lang den Kontakt mit den organisierten Fangruppen. Auch Handshakes mit den Fans gehören dazu, schließlich ist "Gewinnung von Informationen die Hauptaufgabe" der SKB. "Persönlicher Kontakt ist das Um und Auf." Distanz ist natürlich angebracht. "Jeder SKB weiß, dass er Polizist ist, jeder ist gut ausgebildet", betonte er. Den Job im szenekundigen Dienst machen die Beamten nebenberuflich zu ihrem normalen Polizeidienst. Bei den Spielen selbst sind die SKB in ziviler Kleidung mit einer Weste unterwegs, auf der "Polizei - Szenekundiger Dienst" zu lesen ist. Die Fan-Polizisten sind präventiv tätig und sammeln Informationen zu den Fanszenen - etwa auch im Internet - und geben diese an andere Sicherheitsbehörden weiter.

Im Kontakt mit den Fans werden die Polizisten mit "jeglicher Art von Problemstellungen, auch privater Probleme", kontaktiert. "Wir versuchen das Bestmögliche, um sie an die richtigen Stellen weiterzuleiten", sagte Lang. Viele Fans sehen in der Szene ein soziales Gefüge, eine Familie.

Bei mehreren Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen waren auch Hooligans Seite an Seite mit rechtsradikalen Randgruppen und Verschwörungstheoretikern mitgelaufen. Die Coronavirus-Pandemie hat auch in den heimischen Fußballstadien Änderungen mit sich gebracht. Mittlerweile füllen sich die Stadien zwar wieder, allerdings kommen noch weniger Menschen zu den Spielen, sagte Lang. "Der Enthusiasmus, wie er vor der Pandemie da war, hat ein bissl nachgelassen." Er vermutet auch einen Generationswechseln in der Fanszene. Ältere Fans "gehen zwar ins Stadion, setzten sich aber in einen anderen Sektor", sagte der Polizist.

ribbon Zusammenfassung
  • Der Fall hat Gewalt im Sport in den Fokus gerückt.
  • Im Kontakt mit den Fans werden die Polizisten mit "jeglicher Art von Problemstellungen, auch privater Probleme", kontaktiert.