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AstraZeneca-Verunreinigung für Infektiologen "kein Qualitätsmangel, sondern ein Qualitätsmakel"

Forscher der Universitätsmedizin Ulm haben im AstraZeneca-Vakzin Verunreinigungen durch Proteine entdeckt. Für den Infektiologen Herwig Kollaritsch seien diese aber unbedenklich.

"Es bleiben gewisse Restl übrig", sagt der Infektiologe Herwig Kollaritsch, der Mitglied im nationalen Impfgremium ist, zu den von deutschen Forschern gefundenen Verunreinigungen durch Proteine in dem Impfstoff des Herstellers AstraZeneca. Vektorviren, auf denen der AstraZeneca-Impfstoff basiert, bestehen aus zwei Komponenten, erklärt der Infektiologe.

Einerseits basieren Vektorviren auf einer humanisierten Zelllinie und andererseits muss dafür das Virus selbst gezüchtet werden. Beide Komponenten tragen Proteine in sich. Diese würden sich "auch mit allen Reinigungsschritten" nicht vollständig herauskristallisieren lassen, führt der Wissenschaftler aus. Es sei also "kein Qualitätsmangel, sondern ein Qualitätsmakel". Die Autoren der Studie hätten auch festgehalten, dass sie auf Basis ihrer Entdeckung nichts zur Verträglichkeit und Wirksamkeit des Vakzins sagen können.

Jedoch wirft die Entdeckung die Frage auf, "ob man bei zukünftigen Qualitätskontrollen noch sensitivere Qualitätskriterien anwendet oder nicht", gibt Kollaritsch zu bedenken.

Kollaritsch sagt im PULS 24 Interview, dass das nationale Impfgremium die EMA-Entscheidung zur Zulassung des Biontech-Impfstoffs für Über-12-Jährige abwarten will bevor es eine Empfehlung ausgibt.

Das Image von AstraZeneca sei "leider sehr ramponiert (…), aber ich glaube nicht dass es etwas ist über das wir uns all zu große Sorgen machen müssen", meint Kollaritsch. Man kenne das Profil des Impfstoffes mittlerweile sehr genau. Wir "werden keine neuen Überraschungen erleben, dazu ist der Datenschatz mittlerweile viel zu groß".

Daten zu Impfstoffwechsel im Juni

Wie sich nach einer Erstimpfung mit AstraZeneca eine Zweitimpfung mit einem anderen Corona-Impfstoff auswirke sei noch nicht zu beantworten, sagt Kollaritsch. Es würden hierfür noch Daten zur immunologischen Wirkung fehlen. Diese sollten bis Ende Juni nachgeliefert werden. Dann werde sich das nationale Impfgremium zu dem Sachverhalt äußern.

Klar sei bisher nur, dass die Verträglichkeit bei einem Impfstoffwechsel schlechter sei, sagt der Infektiologe. Es würden als mehr Nebenwirkungen auftreten. Diese seien zwar "harmlos aber unangenehm".

ribbon Zusammenfassung
  • Forscher der Universitätsmedizin Ulm haben im AstraZeneca-Vakzin Verunreinigungen durch Proteine entdeckt. Für den Infektiologen Herwig Kollaritsch seien diese aber unbedenklich.
  • Es sei "kein Qualitätsmangel, sondern ein Qualitätsmakel".
  • Die Autoren der Studie hätten auch festgehalten, dass sie auf Basis ihrer Entdeckung nichts zur Verträglichkeit und Wirksamkeit des Vakzins sagen können.
  • Jedoch wirft die Entdeckung die Frage auf, "ob man bei zukünftigen Qualitätskontrollen noch sensitivere Qualitätskriterien anwendet oder nicht", gibt Kollaritsch zu bedenken.