APA/APA/BFV INNSBRUCK-LAND

Helfer nach Unwetter-Wochenende "an Grenze ihrer Kräfte"

Seit den schweren Unwettern in Niederösterreich, Tirol und Vorarlberg am Freitag stehen Einsatzkräfte im Dauereinsatz, um Schäden zu beseitigen. Eine Rückblick auf die Spur der Verwüstung in einigen Teilen des Landes.

Nach dem heftigen Unwetter Freitagabend bleibt die durch Murenabgänge sowohl auf Tiroler als auch Vorarlberger Seite arg in Mitleidenschaft gezogene Arlbergpassstraße (B197) weiter gesperrt. Dies wurde bei einer Lagebesprechung der Einsatzleitungen Sonntagnachmittag entschieden. Die Situation werde "täglich neu bewertet", hieß es. 

Die "Gesamtsituation" lasse "unter Berücksichtigung der Wettersituation" eine Öffnung der Arlbergbundesstraße derzeit nicht zu, teilte das Land Tirol nach den Beratungen mit den Vorarlberger Kollegen mit. Die Verkehrssperre sei zudem auch deshalb nach wie vor aufrecht, damit die Aufräumarbeiten in St. Anton noch weiter in dem Ausmaß vorangehen können, sagte der Sprecher des Krisenstabes, Peter Mall, am Abend zur APA. Man brauche Platz, all den Schutt und Geröll abzutransportieren.

Ein massiver Erdrutsch hatte die Straße auf Tiroler Seite bei St. Anton verlegt. In Vorarlberg ging bei St. Christoph am Arlberg eine Mure auf die Straße ab, die gesamte Fahrbahn wurde verlegt. Die Straße wurde stark unterspült und die Fahrspur in Fahrtrichtung Tirol zerstört bzw. die Fahrbahn auf einer Länge von rund 60 Metern weggerissen.

Video: Unwetter in Tirol und NÖ

Seitdem liefen Aufräumungs- und Instandsetzungsarbeiten. Die Straßenverbindung solle wieder einspurig befahrbar sein, sagte Vorarlbergs Sicherheitslandesrat Christian Gantner (ÖVP). In weiter Folge soll dann die Straße in Richtung Hang verlegt werden - mit einer neuen Fahrspur, um wie gewohnt zweispurigen Verkehr zu ermöglichen.

Da auch der Arlbergtunnel derzeit wegen Sanierungsarbeiten gesperrt ist, waren somit vorerst beide Straßenverbindungen am Arlberg unpassierbar. Vorarlberg war von Tirol aus und vice versa vorerst nur über das Lechtal bzw. Deutschland erreichbar. Erschwerend hinzu kommt, dass auch die Silvretta-Hochalpenstraße auf Vorarlberger Seite nach einem Murenabgang saniert werden muss.

Galerie: Massive Schäden durch Unwetter in Vorarlberg 

Situation in St. Anton "im Griff"

Unterdessen dauerten die Aufräumarbeiten in St. Anton am Sonntag an. Man habe die "Lage im Griff", erklärte Krisenstab-Sprecher Mall. Und das trotz vereinzelter Regenfälle am Sonntag, die aber nicht so intensiv wie erwartet ausfielen.

Erneut standen rund 350 Kräfte von Feuerwehren und anderen Organisationen im Einsatz. 40 Lkw sowie 25 bis 30 Bagger wurden aufgeboten. Die ganze Nacht und den Tag über wurde vor allem daran gearbeitet, die zwei großen Geschiebebecken im Ort von den Gesteins- und Schlammmassen zu befreien.

Auf den Becken liege nach wie vor das Hauptaugenmerk, so Mall. Noch bis Sonntagabend waren weitere Regenfälle prognostiziert. "Die Wettermodelle ändern sich laufend, aber wir haben die Arbeiten soweit im Griff und erledigt, dass wir keinesfalls in Panik geraten", erklärte der Sprecher des Krisenstabes. An rund 30 Stellen ging es nach wie vor darum, Keller auszupumpen und Straßen und Wege aufzuräumen, hieß es zu Mittag.

"Es läuft alles in den guten Bahnen", fasste Mall die Ist-Situation zusammen und lobte den unglaublichen Fleiß und Zusammenhalt der Einsatzkräfte. So schnell abgeschlossen würden die Arbeiten aber logischerweise noch nicht sein, dies werde schon noch einige Zeit andauern. Am Montag würde jedenfalls noch einmal ungefähr dieselbe Mann-Stärke an Ort und Stelle sein.

Keine Verletzten durch Muren und Fluten 

In der Zwischenzeit konnten übrigens auch alle Fahrzeuge geborgen werden, die von den Sturzfluten und Muren mitgerissen worden waren. Verletzte waren, wie bereits am Freitag und Samstag festgestellt werden konnte, nicht zu beklagen. Auch auf einem gefluteten Parkplatz bzw. Terminal neben einer Seilbahn waren mehrere Pkw und ein Bus in Geröll und Schlamm festgesteckt.

Ansonsten blieb am Sonntag die Lage im restlichen Tirol unwettermäßig trotz mitunter starken Regens vorerst relativ ruhig

Auch NÖ räumt auf

Auch in Niederösterreich ging nach den Unwettern das Aufräumen weiter. Ab Sonntagnachmittag sind Gewitter mit Sturm, Starkregen und teilweise Hagel über das Land gezogen und haben für neue Einsätze gesorgt. Betroffen waren u.a. der Raum St. Pölten, das Wald- und Weinviertel. Überflutungen gab es auch wieder in Hollabrunn - die Stadt gilt seit Samstag als Katastrophengebiet. Die Helfer führten Auspumparbeiten durch, beseitigten umgefallene Bäume und reinigten Straßen.

"Einer der größten Unwettereinsätze des Bezirks geht zu Ende", berichtete das Bezirkskommando am Sonntag in einer Aussendung. Freitagabend wurden 40 Feuerwehren alarmiert, am Samstag 62 und am Sonntag acht. In Summe rückten über 800 Mitglieder mit 181 Fahrzeugen aus. "Manche haben durchgearbeitet, manche waren drei Tage im Einsatz, bis an die Grenzen ihrer Kräfte", sagte Bezirksfeuerwehrkommandant Alois Zaussinger, der sich bei den Helfern bedankte.

Video: Paar erzählt von zerstörtem Eigenheim durch Unwetter in Hollabrunn

Der Runzenbach in Hollabrunn trat erneut über die Ufer, "es kam wieder zu Überschwemmungen", schilderte Stefan Obritzhauser, Kommandant der FF Hohenwarth. Wie bereits am Freitag wurde die Feuerwehr zu Auspumparbeiten in einer Behindertenhilfe-Einrichtung alarmiert. Auch ein Pferdehof und die Tennishalle zählten erneut zu den betroffenen Gebäuden. Schäden bei der ÖBB und EVN führten zu ebenso zu Einsätzen. Einzelne Straßen mussten wegen Überflutung gesperrt werden. Der Wasserstand des Runzenbachs sei bereits wieder im Sinken, hieß es am späten Abend.

30 Millimeter Niederschlag seien für die durchnässten Böden zu viel gewesen, berichtete das Bezirkskommando Hollabrunn am späten Sonntagabend. Mehrere Großpumpen und viele kleinere Pumpen liefen auf Höchstbetrieb, die ÖBB-Strecke nach Wien sei aktuell gesperrt.

Galerie: Das Unwetter in Hollabrunn 

"Gravierende Schäden"

"Die Schäden sind gravierend", sagte Obritzhauser. So wurde etwa eine Behindertenhilfe-Einrichtung überflutet, die Möbel wurden zum Teil zerstört. Stark in Mitleidenschaft gezogen wurde etwa auch die Tennishalle samt Außenanlage, die von Schlamm befreit werden musste. Die "Augustwiesn" wurde am Freitagabend evakuiert, die Besucher wurden in den Stadtsaal gebracht. "Durch herumfliegende Teile und Stürze kam es zu fünf leichten Verletzungen", berichtete Abschnittsfeuerwehrkommandant-Stellvertreter Christian Holzer. 22 Pferde wurden aus einem überfluteten Reitstall gerettet und auf vier Ställe in der Umgebung verteilt.

"Nur wenige Zentimeter von einem großflächigen Stromausfall entfernt" sei man beim Umspannwerk Hollabrunn gewesen, blickte Abschnittsfeuerwehrkommandant Markus Zahlbrecht auf den Einsatz am Freitagabend zurück. Mit Großpumpen konnte die kritische Lage entschärft werden.

Erneute Unwetter am Samstag trafen vor allem den Bezirk Neunkirchen. Im Raum Gloggnitz traten Bäche über die Ufer, zahlreiche Keller und Straßen wurden überschwemmt. Ein Auto blieb in einer überfluteten Unterführung stecken. Die Stadtfeuerwehr konnte den Lenker unverletzt in Sicherheit bringen. Am Sonntag liefen noch vereinzelte Aufräumarbeiten, sagte Bezirkskommandant Josef Huber zur APA.

Auch in anderen Teilen von Niederösterreich waren die Helfer aufgrund von Starkregen gefordert. Im Bezirk Amstetten rückte die Feuerwehr zu 16 Einsatzstellen aus. In Oed wurde die Marktstraße überflutet. Zudem mussten sechs Keller ausgepumpt werden, berichtete das Bezirkskommando. Weiters mussten Bäume von Straßen entfernt werden.

Video: Rekord-Regen in Wien

ribbon Zusammenfassung
  • Die Arlbergpassstraße bleibt nach dem heftigen Unwetter am Freitagabend weiterhin gesperrt. Die Lage wird täglich neu bewertet.
  • In St. Anton am Arlberg laufen die Aufräumarbeiten auf Hochtouren. Rund 350 Einsatzkräfte, 40 Lkw und 25 bis 30 Bagger sind im Einsatz.
  • Auch in Niederösterreich ging nach den Unwettern das Aufräumen weiter. In Hollabrunn - die Stadt gilt seit Samstag als Katastrophengebiet - waren einige Feuerwehren mit Reinigungsarbeiten beschäftigt.