Anschlagspläne in Europa: Wer steckt hinter dem "ISPK"?
Schwer bewaffnete Polizist:innen in der Wiener Innenstadt, verstärkte Kontrollen am Heiligen Abend und an Silvester: Bereits seit Oktober 2023 gilt in Österreich die zweithöchste Terrorwarnstufe, kurz vor Weihnachten sorgten mutmaßliche Anschlagspläne auf den Stephansdom für Schlagzeilen.
Auch der Kölner Dom, die Wiener Pride-Parade oder eine weitere deutsche Kirmes sollen im Vorjahr potenzielle Ziele von Anschlägen gewesen sein. In allen Fällen dürfte es eine Verbindung zur Terror-Gruppe "ISPK" geben.
Wer steckt hinter dem "ISPK"?
Der "Islamische Staat Provinz Khorasan" (ISPK) ist ein Ableger des Islamischen Staates, der bislang hauptsächlich in Süd- und Zentralasien aktiv war. Vor zwei Jahren wurde etwa ein Anschlag auf den Flughafen der afghanischen Hauptstadt Kabul verübt. Mehrere Menschen starben.
Seit einigen Jahren - und zuletzt besonders intensiv - orientiere sich der ISPK jedoch in Richtung Westen, erklärt PULS 24-Chefreporterin Magdalena Punz. Man werbe hier "ganz gezielt Leute an, um Anschläge im Westen, also hier in Österreich und in Deutschland, zu begehen."
Ein Beispiel hierfür sei der geplante Anschlag auf die Kirmes in Köln: "Das zeigt schlicht und einfach, wie aktiv diese Gruppe in Europa ist", so Punz. Im Sommer 2023 wurde eine neunköpfige mutmaßliche Jihadistengruppe in Deutschland und den Niederlanden festgenommen.
Die überwiegend aus Tadschiken bestehende ISPK-Zelle soll die Deutzer Kirmes in Köln besucht haben, um sie als möglichen Anschlagsort auszukundschaften.
Aktuell gefährlichste dschihadistische Bewegung
Der Islamische Staat Provinz Khorasan steht im Fokus der europäischen Behörden. Der IS-Ableger soll aus einigen Tausend Personen bestehen und hervorragend vernetzt sein. Zudem dürften sie Zugang zu größeren Geldmengen haben, was unter anderem in Zusammenhang mit Waffenkäufen relevant ist.
Terrorismus-Expert:innen halten den ISPK für die aktuell gefährlichste dschihadistische Bewegung. Der österreichische Staatsschutz beschäftige sich sei vergangenem März verstärkt mit Gruppierung, so Michael Lohnegger, stellvertretender Chef der Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN).
Jene mutmaßlichen IS-Anhänger, die einen Anschlag auf die Deutzer Kirmes in Köln geplant haben sollen, könnten auch in Österreich vernetzt gewesen sein. Die Anschlagspläne auf die Pride-Parade in Wien wurden laut einem Informanten "in Deutschland abgesegnet".
"Was das jetzt genau bedeutet, können wir nicht sagen", schildert Magdalena Punz. Es gäbe bisher keine Bestätigung vonseiten des Bundeskriminalamtes in Deutschland, der Polizei Köln oder von österreichischer Seite.
"Sollte diese Information stimmen, dann zeigt es einmal mehr, wie vernetzt diese Szene und wie stark offenbar auch die Verbindung von Deutschland nach Österreich ist."
Das Innenministerium hält sich bedeckt: "Dieser spezielle Fall ist aktuell bei der Staatsanwaltschaft und Ermittlungen im erweiterten Sinne, natürlich auch mit internationalen Partnerdiensten, gibt es immer wieder", erklärt Sprecher Patrick Maierhofer im Interview mit PULS 24. Man bitte jedoch um Verständnis, dass aktuell keine Details bekannt gegeben werden können.
"Jederzeit die Möglichkeit, einen Anschlag zu begehen"
Der ISPK habe laut Punz "quasi jederzeit die Möglichkeit, einen Anschlag zu begehen." Es sei eine Gruppierung, auf die man besonders aufpassen müsse. In diesem Kontext verweist sie auch auf die drei Terror-Verdächtigen, die wegen mutmaßlicher Anschlagspläne auf den Stephansdom vor Weihnachten in einer Flüchtlingsunterkunft in Wien-Ottakring festgenommen worden sind.
Der Verfassungsschutz habe bereits Anfang 2023 darauf hingewiesen, dass Gruppierungen wie der ISPK gezielt Personen mit einem, in jenen Fällen erfundenen, Flucht-Hintergrund nach Deutschland oder Österreich schicken.
"Das ist natürlich etwas, wo der Verfassungsschutz und die Sicherheitsbehörden europaweit ein ganz besonderes Auge darauf haben", erklärt Punz. Es sei wichtig herauszufinden, wer die Auftraggeber sind - die Köpfe dahinter.
In Zusammenhang mit den Festnahmen vor Weihnachten dürfte nun die Auswertung der Datenträger spannend werden: Was befindet sich auf deren Handys, mit wem haben sie gechattet und haben sie Anweisungen aus dem Ausland bekommen?
Im Zuge einer Hausdurchsuchung waren bei den drei mutmaßlichen Islamisten, die die Vorwürfe abstreiten, offenbar nicht weniger als 14 Mobiltelefone sichergestellt worden. Bei deren Auswertung soll sich zeigen, ob auch in diesem Fall einen Bezug zur Terror-Gruppe ISPK gibt.
Zusammenfassung
- Der "Islamische Staat Provinz Khorasan" (ISPK) ist ein Ableger des Islamischen Staates, der bislang hauptsächlich in Zentralasien aktiv war.
- Seit einigen Jahren und zuletzt besonders intensiv, orientiere sich der ISPK jedoch in Richtung Westen erklärt PULS 24-Chefreporterin Magdalena Punz.
- Man werbe hier "ganz gezielt Leute an, um Anschläge im Westen, also hier in Österreich und in Deutschland, zu begehen."
- Der IS-Ableger soll aus einigen Tausend Personen bestehen und extrem gut vernetzt sein.