Ärztekammer-Kritik an Antigentests bei Hausärzten
Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) habe die Vorgehensweise nicht zu Ende gedacht. "In der konkreten Frage ist noch nicht einmal geklärt, welche und wie viele Ärztinnen und Ärzte mitmachen, die Abrechnung ist noch unklar – ja nicht einmal die Tests stehen schon zur Verfügung", sagte Johannes Steinhart, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte.
Anschober hatte am Mittwoch gesagt, dass es ausreichend Tests gebe. Das Gesundheitsministerium betonte am Donnerstag, dass die Kosten für die Tests vom Bund übernommen und über die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) abgerechnet werden. Steinhart forderte das Ministerium auf, die Finanzierung der zentralen Infektionsordinationen in Wien und anderen Ballungsräumen anzugehen.
Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres betonte erneut, dass die Schnelltests in den meisten Ordinationen in Wien nicht durchgeführt werden können, da die räumlichen Voraussetzungen dafür nicht gegeben sind. "Die Verordnung des Ministers ist nicht im Einvernehmen mit der Kammer erlassen worden, wesentliche Gespräche wurden nicht zu Ende geführt oder gar nicht mit uns gesucht. Die für Wien geplante Lösung mit Containern ist auch noch nicht fertig verhandelt", kritisierte er.
Edgar Wutscher, Obmann der Bundessektion Allgemeinmedizin, berichtet von erheblicher Zusatzbelastung der Hausärzte: "Ärztinnen und Ärzte werden nun überrannt, obwohl wesentliche Kernpunkte noch offen sind. Selbst wenn sie gerne testen möchten, können sie das noch nicht, weil die Tests nicht da sind. Es kann nicht sein, dass Ärztinnen und Ärzte, die derzeit ohnehin unter Dauerbelastung stehen, diesen Schnellschuss ausbaden müssen."
Zusammenfassung
- Die Österreichische Ärztekammer (ÖAK) hat am Donnerstag Kritik an den Antigen-Schnelltests bei niedergelassenen Ärzten geäußert.
- Zwar werde die Möglichkeit der Testungen auf freiwilliger Basis weiterhin begrüßt, allerdings würden "halbgare Lösungen" Patienten verunsichern, außerdem gehen Ordinationen in Anfragen unter, hieß es.
- Auch sei die Verordnung ohne Einvernehmen mit der Ärztekammer erlassen worden, kritisierte diese.