Serbien stoppt vorerst Impfung ausländischer Bürger
Am letzten Wochenende im März konnten sich in Serbien, wo es nicht an Impfstoff fehlt, auch ausländische Bürger impfen lassen. Es hieß zuerst, dass es sich um eine Aktion der Wirtschaftskammer Serbiens handle, um Wirtschaftsleuten aus der Region zu helfen. In der Tat wurde an jenem Wochenende aber jeder ausländische Bürger geimpft, der sich zuvor über ein regierungseigenes E-Portal angemeldet hatte - insgesamt 22.000 Personen. Darunter auch Österreicher. Der Salzburger Kranhersteller Palfinger etwa ließ 40 Arbeitskräfte in Serbien impfen.
Was zuerst nur ein Gerücht war, wurde später von Ministerpräsidentin Brnabic auch bestätigt. Bei 20.000 bis 25.000 Dosen AstraZeneca-Impfstoff drohte das Haltbarkeitsdatum abzulaufen. Man entschloss sich daher, auch ausländische Bürger zu impfen. "Dies war keine Politik, nur ein Ausdruck der Solidarität", so Brnabic.Was zuerst nur ein Gerücht war, wurde später von Ministerpräsidentin Brnabic auch bestätigt.
Impfbereitschaft der Serben lässt nach
Der Impfmusterknabe Serbien hat diese Woche eine neue Impfkampagne gestartet. Nach dem anfänglichen großen Interesse der Bevölkerung für die Impfung ist dieses in den vergangenen Wochen nämlich sichtbar zurückgegangen. Ministerpräsidentin Brnabic ist dennoch zuversichtlich. Bis Ende April sollen landesweit 40 Prozent der Erwachsenen wenigstens eine Impfdosis erhalten haben, meint sie.
Laut Amtsangaben wurden bis Mitte der Woche immerhin bereits 1,5 Millionen Menschen geimpft, knapp 1,2 Millionen haben auch schon die zweite Impfdosis erhalten. 26 Prozent der Erwachsenen wurden geimpft, 20 Prozent mit beiden Impfdosen. In der Bevölkerungsgruppe über 65 Jahre liegt der Anteil der Geimpften noch wesentlich höher.
Die meisten Bürger Serbiens, wo man derzeit den Impfstoff frei wählen darf, erhielten das Sinopharm-Vakzin, von dem Serbien bisher 2,5 Millionen Dosen erhalten hat. Eine weitere Million Impfdosen entfallen auf die Produkte von Pfizer, AstraZeneca und Sputnik V.
Chinas Corona-Diplomatie
Die Coronavirus-Diplomatie Pekings dürfte, wie Beobachter vermuten, die chinesischen Geschäfte in Serbien weiter festigen. Die erfolgreiche Impfstoffbesorgung dürfte andererseits auch Präsident Aleksandar Vucic einen erneuten Wahlsieg bei den im kommenden Jahr anstehenden Präsidentschaftswahlen sichern.
Der Präsident ließ sich Anfang dieser Woche öffentlichkeitswirksam in einem Dorf nahe dem ostserbischen Majdanpek. Die Geste, die seine Landsleute außerhalb der größten Städte dazu bewegen soll, sich impfen zu lassen, hatte wohl auch einen politisch-wirtschaftlichen Hintergrund. Denn in Majdanpek befindet sich ein Kupferbergwerk, das dem Ende 2018 für knapp 300 Millionen Euro von der chinesischen Firma Zijin gekauften Kupferproduzenten Bor gehört.
Eigentlich werden die Chinesen in Serbien inzwischen als Retter angesehen, und zwar nicht nur wegen der Coronavirus-Krise. Ein erstes chinesisches Großprojekt im Balkanland war die 2014 fertiggestellte Donau-Brücke in Belgrad, die rund 210 Millionen Euro kostete. Darauf folgten andere Projekte. Das größte Stahlwerk in Smederevo wurde 2016 vom chinesischen Stahlriesen HBIS zum Preis von 46 Millionen Euro übernommen. 5.000 Arbeitsplätze in der Kleinstadt östlich von Belgrad wurden dadurch gerettet. In der Vojvodina-Stadt Zrenjanin ist ein Betrieb des Reifenproduzenten Linglong im Wert von rund 800 Millionen Euro im Bau. Chinesische Firmen sind auch in Infrastrukturprojekten engagiert.
Vor gut einem Jahr hatte Vucic sehr heftig die Europäische Union wegen fehlender Solidarität in den Krisenzeiten kritisiert. Europäische Solidarität existiere nicht mehr, meinte er damals. Gleichzeitig lobte er die "chinesischen Brüder". Wie andere Staaten hatte auch Serbien wichtige Hilfsgüter aus China erhalten. Auch ein ärztliches Team hatte im Vorjahr dem Balkanland wochenlang geholfen, die Pandemie unter Kontrolle zu bringen.
Zusammenfassung
- Serbien stellt die Impfung ausländischer Bürger ein. Das Hauptaugenmerk soll nun auf der heimischen Bevölkerung liegen, sagte Ministerpräsidentin Ana Brnabic.
- Am letzten Wochenende im März wurden noch insgesamt 22.000 Ausländer geimpft. Darunter auch Österreicher. Der Salzburger Kranhersteller Palfinger etwa ließ 40 Arbeitskräfte in Serbien impfen.
- Diese Woche startete eine neue Impfkampagne in dem Impfmusterland.
- Nach dem anfänglichen großen Interesse der Bevölkerung für die Impfung ist dieses in den vergangenen Wochen nämlich sichtbar zurückgegangen.
- Ministerpräsidentin Brnabic ist dennoch zuversichtlich. Bis Ende April sollen landesweit 40 Prozent der Erwachsenen wenigstens eine Impfdosis erhalten haben, meint sie.