Gewerkschaftliche Machtdemonstration gegen drohende MAN-Schließung
Der Tenor auf der Demonstration: "Steyr hat das nicht verdient." Wut über die Vorgehensweise des Konzerns, Unverständnis, dass man einen profitablen Standort schließe, und Kritik, dass man Unterstützung des Bundes vermisse, prägten die Kundgebung. Auch SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner war dabei und kritisiert die geplante Abwanderung von MAN. Im Interview mit PULS 24 fordert sie, der Konzern solle die staatlichen Förderungen zurückzahlen.
Belegschaft zeigt sich kämpferisch
Die Belegschaft marschierte zunächst vom Werksgelände in Richtung Stadtplatz, wo sie unter dem Applaus u. a. von Kollegen der voestalpine und von BMW empfangen wurde. Dort machte man dem Zorn angesichts des drohenden Verlusts von 2.300 Jobs mit kämpferischen Parolen Luft, laute Hupen und Tröten unterstützten die Demonstranten akustisch.
"Die Deutschen wollen uns an den Pelz, da werden wir dagegenhalten", gab sich der Vorsitzende der Gewerkschaft PRO-GE, Rainer Wimmer, entschlossen. Man werde nicht zulassen, dass "6.000 Familien in der Region um ihre Existenz gebracht werden, da sind die MAN-Zulieferer mit eingerechnet." Und angesichts eines von Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) angedachten Österreich-Konsortiums, das den Standort übernehmen und dort etwas anderes produzieren könnte, stellte er klar: "Wir wollen keine Schüsserln, Gummiringerl und Kochlöffel produzieren, sondern Lkw." Auch GPA-djp-Vorsitzende Barbara Teiber kritisierte die Vorgehensweise der Ministerin: "Der Betriebsrat reißt sich den Arsch auf", aber Schramböck habe sich bisher noch nicht bei ihm gemeldet.
Gewerkschaft & SPÖ üben Kritik
Der Vorsitzende der Gewerkschaft vida, Roman Hebenstreit, hatte schon vorab in einer Aussendung kritisiert, dass es die Bundesregierung verabsäumt habe, mit der Kurzarbeit Standortgarantien zu vereinbaren. "Wir haben jetzt den Schaden, und müssen mitansehen, wie unser Steuergeld als Boni ins Ausland fließt", so der Gewerkschafter.
Ähnlich SPÖ-Bundesparteichefin Pamela Rendi-Wagner, die sich ob "4.000-mal geballter Kraft" am Steyrer Stadtplatz beeindruckt zeigte. "Wir kämpfen, wir lassen uns nicht unterkriegen", versprach sie "Seite an Seite mit den Betroffenen" zu stehen, und monierte, es laufe etwas falsch, "wenn mit Staatshilfen und Förderungen Werksschließungen" passierten. Voraussetzung für staatliche Förderungen müsse eine Arbeitsplatzgarantie sein. Wenn Betriebe absiedelten, müssten sie jeden Cent zurückzahlen, forderte sie und fragte: "Wo ist der Kanzler, warum kämpft er heute nicht persönlich mit euch?" Auch Angestellten-Betriebsrat Thomas Kutsam kritisierte, dass er bis dato keine Unterstützung vom Bund erhalten habe.
Zusammenfassung
- Kämpferisch haben sich die von der Schließung ihres Werks bedrohten MAN-Beschäftigten und die Gewerkschaft am Donnerstag in Steyr gezeigt. Laut Betriebsrat nahmen über 4.000 Leute an dem öffentlichen Warnstreik teil.