AUA-Boni: Blümel fordert Rückzahlung
Kurzarbeit und 450 Millionen Euro schweren Staatshilfen treffen auf 2,9 Millionen Euro Bonuszahlungen für 200 AUA-Führungskräfte und sorgen für ein schiefes Bild. Die Boni seien für 2019, nicht für das Coronajahr 2020, argumentiert die Fluggesellschaft. Grundlage dafür sei ein bereinigter operativer Gewinn (EBIT) von 19 Mio. Euro im Jahr 2019. Das waren übrigens um 77 Prozent weniger als im Jahr davor. Aktuell würden die AUA-Vorstände auf "rund zwei Drittel ihres Gesamtgehalts", die anderen Führungskräfte auf "bis zu ein Drittel" verzichten.
Hagelte es zuerst Kritik von der SPÖ und der Gewerkschaft vida, stößt die Zahlung nun auch Finanzminister Gernot Blümel sauer auf.
Blümel: "Lässt jede Sensibilität vermissen"
"Diese Vorgangsweise ist für mich unverständlich", teilte er Dienstagnachmittag mit. "Auch wenn die aktuelle Thematik das Jahr 2019 betrifft, lässt diese Handlungsweise jede Sensibilität vermissen", setzte er nach.
"Wir haben ein sehr gutes Paket geschnürt, um Arbeitsplätze zu sichern und dem Standort eine Perspektive zu geben", sagte er mit Blick auf die zugesagten Staatshilfen im Volumen von 450 Mio. Euro und das staatlich geförderte Kurzarbeitsmodell, das auch die AUA nutzt. Für das laufende Geschäftsjahr sei in der Richtlinie ausgeschlossen, dass Staatshilfen für Boni, Ausschüttungen oder dergleichen verwendet würden.
Blümel fordert Rückzahlung
Am Mittwoch legte er gegenüber der Tageszeitung "Österreich" nach und forderte den AUA-Vorstand dazu auf, die Boni zurückzuzahlen. "Staatshilfen für das Unternehmen in Anspruch nehmen, Mitarbeiter in Kurzarbeit zu haben und als Vorstand gleichzeitig Boni auszubezahlen, ist völlig inakzeptabel", so Blümel in einer Aussendung. Wie ein Sprecher von Bümel auf "APA"-Rückfrage erklärte, betrifft diese Forderung nur den Vorstand, nicht die übrigen Führungskräfte der Airline.
Laut "Österreich" soll der Finanzminister hinter den Kulissen bereits in Verhandlungen und Gesprächen mit der AUA-Führung zu diesem Thema stehen.
Schellhorn sieht "Verhandlungspanne"
NEOS-Wirtschaftssprecher Josef Schellhorn sieht in den Prämien bei der AUA eine "Verhandlungspanne" der Regierung. Die pinke Oppositionspartei forderte erneut die Offenlegung des Vertrags zur AUA-Rettung. Das Finanzministerium lehnt dies ab, weil nicht das Finanzressort sondern die Staatsholding ÖBAG und die Coronafinanzierungsagentur Cofag zuständig seien.
Rückerstattung von Kundenforderungen
Am Dienstag sprach Blümel auch die schleppende Rückerstattung der Ticketpreise durch die AUA an. "Ich erwarte, dass der Vorstand (der AUA, Anm.) seiner Verantwortung gerecht wird, eine Lösung dafür findet und darüber hinaus, dass die ausständigen Erstattungen der Ticketpreise durch die AUA umgehend erledigt werden", so der Finanzminister.
Betreffend Rückerstattungen von Kundenforderungen wegen ausgefallener Flüge infolge der Coronavirus-Pandemie erklärte die AUA, dass bereits "rund 90 Prozent aller Anträge, die uns bis Ende Juni erreicht haben", abgearbeitet worden seien. "Wir arbeiten weiterhin mit Hochdruck an einer raschen Bearbeitung."
Der Artikel wurde am 19.08.2020 um 13:40 Uhr um Blümels Forderung nach einer Rückzahlung der Boni ergänzt.
Zusammenfassung
- Insgesamt 2,9 Millionen Euro an Boni wurden an das AUA-Management ausgezahlt.
- Für Finanzminister Blümel ist die Vorgangsweise "unverständlich".
- Kurzarbeit und 450 Millionen Euro schweren Staatshilfen treffen auf 2,9 Millionen Euro Bonuszahlungen für 200 AUA-Führungskräfte und sorgen für ein schiefes Bild.
- "Auch wenn die aktuelle Thematik das Jahr 2019 betrifft, lässt diese Handlungsweise jede Sensibilität vermissen", setzte er nach.