Was Eishockey-Fans vor der U20-WM wissen sollten
Im Vorjahr hatte das ÖEHV-Team wenig zu melden, schied ohne einen Punkt in den vier Gruppen-Spielen und einem Torverhältnis von 1:29 sang- und klanglos aus. In diesem Jahr will die Mannschaft von ÖEHV-U20-Teamchef Marco Pewal erstmals anschreiben, wenngleich dies eine äußerst schwere Aufgabe werden wird.
LAOLA1-Scout Bernd Freimüller wirft im Vorfeld einen Blick auf die Rahmenbedingungen beim Turnier in Edmonton und Red Deer, den Spielorten in der kanadischen Provinz Alberta.
Das Teilnehmerfeld
Zehn Nationen in zwei Gruppen, Österreich trifft dabei in Edmonton auf Finnland, Kanada, die Tschechische Republik und Deutschland. In Red Deer spielen Russland, Schweden, die USA, Slowakei und Schweiz.
Wie kommt Österreich unter die zehn besten Nationen?
Durch den Sieg bei der Division 1A vor zwei Jahren in Riga. Durch Corona wurden in der letzten Saison keine unteren Divisionen ausgespielt, dadurch gab es in der Topgruppe auch keinen Absteiger. Für die beiden Gruppenletzten (Österreich und Schweiz) war die WM nach der Vorrunde ohne negative Konsequenzen beendet.
Wie sieht das heuer aus?
Die ersten Vier jeder Gruppe spielen sich die Platzierungen für die Viertelfinali (Überkreuzspiele) aus. Die beiden Gruppenletzten bestreiten ein "Best-of-Three" gegen den Abstieg, die ersten beiden Spiele finden in Red Deer statt. Der Verlierer dieser Serie steigt in die Division 1A ab.
Welche Spieler dürfen hier mitspielen?
Auch wenn sich das Turnier U20-WM betitelt, geht es hier nicht um die Geburtstage, sondern Stichtage. Mit anderen Worten: Es sind Spieler der Jahrgänge 2002 und jünger spielberechtigt. Stichdaten wie der 15. September jeden Jahres haben für den NHL-Draft Relevanz, jedoch nicht hier.
Was bedeutet das kadermäßig für Österreich?
Altersmäßig scheiden alle 01er aus, darunter Spieler wie Marco Rossi, Tim Harnisch, Fabian Hochegger oder Verteidiger Luis Lindner. Auch Thimo Nickl oder Kilian Zündel, die das letzte Turnier wegen Covid-Symptomen versäumten, fallen aus Altersgründen weg. Mit anderen Worten: Mit den für österreichische Verhältnisse sehr starken Jahrgängen 00 und 01 ist endgültig Schluss, vor allem der älteste Jahrgang 2002 ist ein ziemlich schwacher.
Nicht aus dem Vorjahreskader dabei, obwohl noch altersmäßig zugelassen: Die damals auf Abruf nachnominierten Maximilian Theirich (KAC) und Marlon Tschofen (Bregenzerwald). Die Kader können 25 Spieler umfassen. Österreich reist mit 28 Cracks nach Edmonton, nach den Tests gegen die Slowakei (21.12.) und Schweden (23.12., beide in Red Deer) müssen drei von ihnen nach Hause reisen. Es können keine Spieler mehr nach Edmonton nachgeflogen werden, bei einer Coronawelle muss ein Team – wie Deutschland im letzten Jahr – mit einem verkürzten Roster antreten. Der Stichtag für die endgültige Kadermeldung ist der 25. Dezember.
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Wie stehen die Chancen für Österreich?
Die rot-weiß-rote Auswahl beendete die letztjährige Gruppe mit null Punkten und 1:29 Toren, hatte in keinem der Spiele auch nur den Hauch einer Chance. Ähnliches ist heuer auch in den Spielen gegen Finnland, Kanada und Tschechien zu erwarten. Das Spiel gegen Deutschland, das noch am ehesten ein knappes Resultat bedeuten könnte, steigt als letztes am Silvesterabend.
Wenn Österreich den letzten Gruppenplatz belegt, wartet in der Abstiegsserie mit größter Wahrscheinlichkeit die Schweiz. Normalerweise würde sich diese gegen die Slowakei den vorletzten Gruppenplatz ausspielen. Allerdings sind die Jahrgänge 2002 bis 2004 für die Eidgenossen sehr überschaubar, während die Slowakei vor allem im Jahrgang 2004 einige Spieler mit Weltklassepotential aufbieten kann. Schon im Vorjahr gewann die Slowakei das direkte Duell mit 1:0, die Schweiz beendete die Gruppe punktelos.
Wer coacht das Team Österreich?
Marco Pewal, der im Vorjahr vom VSV keine Freigabe erhalten hat, kehrt als Headcoach zurück. Zu seinem Stab gehören wie beim Aufstieg in Minsk seine Assistenten Philipp Pinter, Philipp Lukas sowie Goalie-Coach Jürgen Penker. ÖEHV-Sportdirektor Roger Bader, der bei der letzten WM für Pewal einsprang, agiert diesmal als Delegationsleiter.
Steht das Turnier wieder im Schatten von Corona?
Leider ja, allerdings nicht so kategorisch wie im Vorjahr. Die Spieler müssen sich bei zwei PCR-Tests als clean erweisen, bevor sie sich am 15. Dezember in Salzburg treffen und per Charter über München nach Edmonton fliegen.
Dort wartet eine zweitägige Quarantäne auf sie (im letzten Jahr waren es sogar fünf Tage). Die Teams müssen das Turnier in einer Bubble bestreiten, bekommen auch Einzelzimmer zugewiesen. Allerdings sind im Gegensatz zum Vorjahr (da fanden beide Gruppen in Edmonton statt) Zuseher zugelassen.
Wer sind die Turnierfavoriten und -stars?
Titelverteidiger USA (allerdings schwächer eingeschätzt als im Vorjahr), Kanada (mit einem extrem tiefen Kader) und Finnland gehören wohl zum engsten Favoritenkreis, Russland (ebenfalls mit einem sehr starken Team) und Schweden haben sich in der Vergangenheit oft ins eigene Bein geschossen. Die interessanten Spieler splitten sich immer in zwei Kategorien auf – die für den kommenden Draft und die, die bereits in den letzten Jahren gezogen wurden.
Die NHL-Scouts, die natürlich wieder in rauen Mengen vor Ort sein werden, sehen einige potentielle Top-10-Picks oder zumindest Erstrunden-Kandidaten, angeführt vom Kanadier Shane Wright, der wohl einen Start-Ziel-Sieg in seinem Draftjahr einfahren wird. Weiters: Die beiden Defender David Jiricek (CZE) und Simon Nemeth (SVK), dessen Landsleute Juraj Slafkovsky und Filip Mesar, Joakim Kemell, der seinen finnischen Stürmerkollegen Brad Lambert heuer überholt hat sowie der hünenhafte Schweizer Defender Lian Bichsel. Aber auch Österreich geht mit Marco Kasper und Vinzenz Rohrer mit zwei Spielern in dieses Turnier, die die NHL-Scouts natürlich mit Textmarkern in ihrem Lineup-Sheet herausheben werden.
Aber auch einige Kandidaten für den 2023-Draft könnten zu sehen sein: Connor Bedard (CAN, könnte Wrights Nachfolger als klarer Einser-Pick werden), Logan Cooley (USA), Matvei Michkov (RUS) und Dalibor Dvorsky (SVK) – alles (hochtalentierte) Stürmer, die trotz ihrer Jugend doch etwas leichter zu integrieren sind als Torhüter oder Verteidiger.
Dazu kommen eben eine Unzahl von NHL-Prospects, die allerdings von den Freigaben ihrer Teams abhängig sind. Bei Deutschland war an Ottawas Tim Stützle ohnehin nie zu denken, aber auch Lukas Reichel und der Ex-Salzburger John-Jason Peterka werden in der AHL gebraucht. Ohne diese Weltklasse-Sturmlinie wird sich Deutschland ihre Offensive hart erarbeiten müssen, sollten aber defensiv weit besser aufgestellt sein als Österreich.
Hinweis: Dieser Artikel ist zuerst auf laola1.at erschienen
Zusammenfassung
- Am 26. Dezember ist es wieder soweit: Die U-20-A-Weltmeisterschaft - seit Jahren einer der absoluten Höhepunkte der Eishockey-Saison - wird in Kanada eröffnet.
- Zum zweiten Mal in Folge ist Österreich im Konzert der weltweit besten 16 Nachwuchs-Nationen mit dabei.
- Im Vorjahr hatte das ÖEHV-Team wenig zu melden, schied ohne einen Punkt in den vier Gruppen-Spielen und einem Torverhältnis von 1:29 sang- und klanglos aus
- LAOLA1-Scout Bernd Freimüller wirft im Vorfeld einen Blick auf die Rahmenbedingungen beim Turnier in Edmonton und Red Deer, den Spielorten in der kanadischen Provinz Alberta.