Gert Prohaska: "Früher war das Derby härter und schmutziger"
PULS 24: Heute vor genau 4.642 Tagen. Wissen Sie, was da passiert ist?
Gert Prohaska: Puh, das sind rund 12 Jahre. Da werde ich wahrscheinlich mein letztes Kärntner Derby gespielt haben, richtig?
So ist es. Im Halbfinale der Play-offs 2011 mussten Sie sich als VSV-Goalie dem KAC geschlagen geben. Mehr als ein Jahrzehnt später: Wie hat sich der Eishockey-Sport entwickelt?
Das Eishockey ist moderner, schneller und weniger schmutzig geworden. Wenn du heute einen Stockschlag machst, bekommst du entweder gleich eine Zeitstrafe - oder im Nachhinein sogar eine Spielsperre. Früher wurden solche Vergehen, aber auch Open-Ice-Hits und Checks am Kopf nicht so geahndet. Das hat sich mittlerweile - Gott sei Dank, muss man sagen - schon geändert. Die Sicherheit der Spieler steht nun mehr im Vordergrund.
Am Sonntag (17:05 Uhr/PULS 24 & Joyn) kommt es zum 354. Kärntner Derby. Wie hat sich dieses Traditionsduell seitdem verändert?
Früher war das Derby definitiv härter und schmutziger. Ich spreche auch mit Fans darüber. Manche vermissen die harten Checks und vielen Raufereien, gleichzeitig wird einem nun viel schnelleres Eishockey geboten.
Knapp 20 Jahre standen Sie für den KAC bzw. VSV zwischen den Pfosten und haben in dieser Zeit unzählige Kärntner Derbys absolviert. Welche persönlichen Erinnerungen kommen dazu als erstes hoch?
An was ich immer denken werde, ist das Freiluft-Derby 2010 im Wörtersee Stadion. Das haben wir aus Klagenfurt gestohlen. Besonders in Erinnerung sind natürlich auch die 17 Derby-Siege in Folge. Ich bin selbst während meiner VSV-Zeit immer nach Villach gependelt, da hat es sich in Klagenfurt natürlich sehr angenehm gelebt.
Kommen wir zur Gegenwart. Besonders die Saison des VSV hätte bisher nicht viel wilder verlaufen können. Zuerst die Tabellenführung, wenige Wochen später die Ernennung von Marcel Rodman zum neuen Headcoach. Wie sehr hat Sie die Entlassung von Rob Daum überrascht?
Grundsätzlich war ich schon überrascht. Die bisherige Saison war nicht schlecht, die Entlassung zu diesem Zeitpunkt ein mutiger Schritt. Der Verein war aber des Öfteren mit der Spielweise unzufrieden, die sechs Niederlagen in sieben Spielen haben da nicht geholfen. Wenn man sich nun das vergangene Salzburg-Spiel unter dem neuen Headcoach ansieht - da hat man wirklich cooles, aggressives Eishockey gesehen. In diese Richtung will der Verein gehen. Man war ja mit Daum nicht unzufrieden, er hat in den letzten Jahren viel erreicht. Nur irgendwann nutzt sich das ganze System ab. Der Trainer-Wechsel war aus meiner Sicht der richtige Schritt.
Vor einem Monat haben Sie in einem "Kleine Zeitung"-Interview gesagt, dass der diesjährige VSV an das Meister-Team von 2006 erinnern würde. Unterschreiben Sie das jetzt auch noch so?
Wenn du Meister werden möchtest, brauchst du einen guten Tormann, eine stabile Verteidigung und Stürmer, mit denen du gewinnen kannst. Das alles hat Villach. Wenn man in einer Saison daheim gegen Salzburg zweimal gewinnt, zudem schon Tabellenführer war - da würde ich schon weiterhin sagen, dass das Potenzial zum Meistertitel da ist.
Der KAC auf der anderen Seite hatte einen schwierigen Saisonstart, klettert aber mittlerweile Schritt für Schritt die Tabellenränge rauf. Wie würden Sie die bisherige Spielzeit in Klagenfurt resümieren?
Der KAC macht das schon richtig gut. Mit dem Geld, das sie in den vergangen Jahren von einer Mäzenin [Heidi Horten, Anm.] bekamen, haben sie sehr viel Gutes gemacht: Installation von Profi-Coaches, das Farmteam in der Alps Hockey League, viele junge Spieler, die nachrücken. Im Kader hat man sicherlich einige der besten Österreicher in der ganzen ICE-Liga. Was man so hört, soll durch das neue Trainer-Team rund um Headcoach Kirk Furey wieder mehr Energie und Freude in der Mannschaft sein. Das merkt man auch.
Abschließend, KAC oder VSV: Wem trauen Sie aus aktueller Sicht einen tieferen Play-off-Run zu?
Da muss ich ganz klar dem VSV den Vorzug geben. Villach ist mein Herzensverein, da lasse ich als Fan nichts anderes zu. [lacht]
Zur Person: Gert Prohaska (47) begann seine Eishockey-Karriere in den Nachwuchsmannschaften des KAC. Mit dem Profi-Team der "Rotjacken" krönte sich der gebürtige Friesacher zweimal zum Meister. Den Hauptteil seiner Karriere spielte Prohaska allerdings für den VSV. Auch hier gewann er zwei Titel. Seit rund zehn Jahren arbeitet Prohaska nun im Immobilienbereich und kommentiert seit dieser Saison die Livestream-Spiele des VSV.
Das Kärntner Derby der win2day ICE Hockey League im Free-TV: PULS 24 und Joyn übertragen am Sonntag, den 10. Dezember, live ab 17:05 Uhr das Spiel zwischen dem EC iDM Wärmepumpen VSV und dem EC-KAC.
Zusammenfassung
- Gert Prohaska krönte sich mit dem VSV und KAC insgesamt viermal zum Eishockey-Meister.
- Mit PULS 24 spricht die Goalie-Legende über die Entwicklung des Sports, das Kärntner Derby und den umstrittenen Headcoach-Wechsel in Villach.