Von Düdelingen bis Liverpool: Salzburgs spezielle Beziehung zur Champions League
2006 – 2010: Aller Anfang ist schwer
Rückblick in das Jahr 2006. Vom sogenannten Champions-League-Fluch, der den Verein später noch begleiten sollte, weiß in der Mozartstadt niemand etwas. Voller Zuversicht geht der FC Salzburg in seine erste Champions-League-Qualifikation und weiß zu überzeugen. In Runde zwei schaltet man den Schweizer Meister FC Zürich aus. In der dritten und letzten Quali-Runde scheitert Salzburg am spanischen Topklub FC Valencia (nach 1:0-Sieg im Hinspiel), der im späteren Saisonverlauf bis ins Viertelfinale vorstoßen sollte.
Die Champions-League-Qualifikation 2007/08 geht dann als eine der bittersten in die Salzburger Geschichte ein. Nach dem ersten Meistertitel der Vereinsgeschichte, scheitert man in der letzten Quali-Runde am ukrainischen Topteam Schachtar Donezk. Der entscheidende Treffer fällt erst in der 87. Minute.
So knapp an der ersten Teilnahme an der Champions-League-Gruppenphase war Salzburg in den Jahren danach lange nicht mehr. Nach einer Saison ohne CL-Fußball (08/09) scheitern die Bullen 2009 mit einem Gesamtscore von 1:5 im Playoff an Maccabi Haifa. Im Jahr darauf war – ebenfalls im Playoff – gegen Hapoel Tel Aviv Endstation (Gesamtscore: 3:4). Allmählich kehrte Unruhe bei den – auf nationaler Ebene – erfolgsverwöhnten Salzburgern ein.
2012 – 2015: Und dann kam Düdelingen…
Und es sollte noch schlimmer werden, bevor es besser wurde. Nach einer weiteren Saison im UEFA Cup, dem Vorgänger der UEFA Europa League, nahm man 2012 den fünften Anlauf, um sich erstmals für die Champions League Gruppenphase zu qualifizieren. In der Auftaktrunde gegen den luxemburgischen Meister F91 Düdelingen wurde im Vorfeld maximal über die Höhe des Sieges diskutiert. Doch es kam bekanntlich anders.
Salzburg verliert bereits das Hinspiel mit 0:1 gegen die luxemburgischen Halbprofis und scheidet trotz eines 4:3-Heimsieges aufgrund der Auswärtstorregel aus. Zweifacher Torschütze: Aurelien Joachim. Hauptberuf: Sportlehrer. Das Ausscheiden geht als größte Blamage der Salzburger in die Geschichte ein.
Auch in der ansonsten so erfolgreichen Ära von Sportdirektor Ralf Rangnick und Trainer Roger Schmidt, die wenige Wochen vor dem Düdelingen-Spiel startete, gelingt den Salzburgern der Einzug in die Gruppenphase nicht. 2013 scheitert man an Fenerbahce Istanbul (Gesamt: 2:4). In den beiden darauffolgenden Saisonen wurde Malmö FF zum Stolperstein – jeweils nach Siegen im Hinspiel.
2016-2018: Drama gegen Zagreb und Roter Stern
Drei weitere Rückschläge musste der FC Salzburg noch einstecken. 2016 platzen gegen Dinamo Zagreb im Playoff die Salzburger Träume erst in der Verlängerung. Bis zu 87. Minute liegt die Erfolgsmannschaft von Trainer Oscar Garcia auf Kurs, ehe ein Treffer von Junior Fernandes die Kroaten in die Verlängerung rettet, wo Dinamo den längeren Atem beweist.
Nur ein Jahr später scheitert der österreichische Serienmeister weniger dramatisch aber ebenfalls knapp an einem kroatischen Verein. Gegen den HNK Rijeka war in der vorletzten Quali-Runde nach zwei Unentschieden aufgrund der Auswärtstorregel Schluss. Die Salzburger stecken den Rückschlag schnell weg und legen einen beeindruckenden Europa League Lauf hin, wo nach Siegen über Borussia Dortmund und Lazio Rom erst im Halbfinale gegen Marseille das Aus folgte.
Ärgerlich war hingegen das Ausscheiden in der Champions-League-Quali im Jahre 2018. Nach einem 0:0 im Playoff-Hinspiel bei Roter Stern Belgrad, führen die Salzburger im Rückspiel durch einen Doppelpack von Munas Dabbur bereits mit 2:0. Ein Doppelschlag der Gäste durch Ben El Fardou besiegelt jedoch die nächste Enttäuschung in der Königklasse.
2019-2020: Aller guten Dinge sind zwölf
2019 sollte es dann aber endlich soweit sein. Im zwölften Anlauf qualifizieren sich die Mozartstädter erstmals für die Champions League. Und das Beste daran: Sie mussten dafür nicht einmal ein Qualifikationsspiel gewinnen. Durch die Erfolge der Vorjahre in der Europa League und die starken Leistungen weiterer Bundesliga-Teams, war der österreichische Meister in dieser Saison fix für die Königsklasse qualifiziert.
Die Salzburger präsentieren sich bei ihrem langersehnten ersten Auftritt auf der größten Fußball-Bühne des europäischen Klubfußball phänomenal. Neben zwei klaren Siegen gegen Genk (6:2, 4:1) und einem Unentschieden in Neapel (1:1) bleibt vor allem die legendäre 3:4-Niederlage an der Anfield Road beim FC Liverpool in Erinnerung. Das Team von Jesse Marsch dreht einen 0:3-Rückstand in ein 3:3, um am Ende hauchdünn gegen den amtierenden Champions-League-Sieger zu verlieren. Ein gewisser Erling Haaland erzielte in dieser Saison für die Salzburger in sechs Gruppenspielen acht Tore.
In der Saison darauf legt der FC Salzburg seinen Qualifikations-Fluch beiseite und schafft im zwölften Anlauf erstmals den Sprung in die Champions League über die Playoffs. Gegen Maccabi Tel Aviv lassen Dominik Szoboszlai und Co. nichts anbrennen und gewinnen mit 5:2 (Gesamtscore). Auch im zweiten präsentierten sich die Bullen ordentlich. Der Aufstieg in der Hammer-Gruppe mit dem FC Bayern und Atletico Madrid liegt jedoch außer Reichweite. Dank eines Auswärtssieges bei Lok Moskau qualifiziere man sich für die Europa League, wo gegen Villareal Schluss war.
2021: Auf den Spuren von Sturm Graz?
Nach den Erfolgen der Vergangenheit, hat die Mannschaft unter Trainer Matthias Jaissle heuer die Chance einen neuen Meilenstein zu setzen. Nach der souveränen Qualifikation gegen Bröndy IF (4:2 Gesamtscore), standen die Bullen heuer bereits mit einem Bein im Achtelfinale. Mit sieben Punkten in den ersten drei Spielen wurde in der Gruppe mit dem FC Sevilla, OSC Lille und dem VfL Wolfsburg der Grundstein für den größten Erfolg der Klubgeschichte gelegt.
Nach Niederlagen in Wolfsburg und Lille, müssen die Salzburger jedoch zittern. Gegen den FC Sevilla reicht am letzten Spieltag ein Unentschieden, um als erste österreichische Mannschaft seit 20 Jahren eine Champions-League-Gruppenphase zu überstehen. Zuletzt gelang das dem SK Sturm Graz in der Saison 2000/01.
Zusammenfassung
- Im Heimspiel gegen den FC Sevilla hat der FC Salzburg die Chance erstmals in seiner Geschichte in ein Champions League Achtelfinale einzuziehen. Der Weg zu diesem Meilenstein war ein steiniger.
- Die Königsklasse des europäischen Fußballs galt lange Zeit nicht als Liebkind des österreichischen Serienmeisters. PULS 24 blickt vor dem wichtigsten Spiel der Vereinsgeschichte zurück auf die 15-jährige Champions League Historie.