Thomas RafflMackinger Photography

Thomas Raffl: Kapitän "zwischen den Ohren"

Kaum ein Österreicher hat die moderne heimische Eishockey-Szene dermaßen geprägt wie Thomas Raffl. Doch um den Einfluss des Salzburg-Kapitäns zu verstehen, reicht nicht nur ein Blick in die Statistik.

Salzburg - Als Thomas Raffl seine ersten Partien als Eishockey-Profi absolvierte, waren 16 seiner aktuellen Teamkollegen noch im Kindergartenalter - oder sogar jünger. Doch selbst zwei Jahrzehnte später zählt der 37-jährige Kapitän vom EC Red Bull Salzburg immer noch zu den besten Spielern der win2day ICE Hockey League.

Während manche seiner Zeitgenossen bereits längst ihre Eishockey-Pension genießen, hat Raffl am Dienstag (19.05 Uhr/PULS 24, puls24.at & JOYN) gegen HCB Südtirol Alperia ein weiteres Mal die Chance, den Sprung ins Finale der multinationalen ICE-Liga zu fixieren. Doch was treibt den "Red Bulls"-Kapitän immer noch an? PULS 24 hat Raffl im vergangenen Sommer in der "Mozartstadt" besucht.

"Red Bulls"-Karriere voller Rekorde

"Nie genug", lautet eines der Mottos, mit dem sich Raffl alle Sommermonate wieder in die Kraftkammer begibt, um seinen Körper bestmöglich für die harte und lange Eishockey-Spielzeit vorzubereiten. Die Erfolgsliste gibt dem gebürtigen Villacher recht: sechs Meistertitel, mehr als 900 Spiele und seit Karsamstag mit 107 Play-off-Punkten der alleinige "Red Bulls"-Rekordhalter.

Doch um die außergewöhnliche Karriere des Salzburg-Kapitäns zu illustrieren, braucht es weder einen Taschenrechner noch eine Strichliste. Dazu reicht ein einziges Spiel, genauer gesagt ein einziges Drittel: die letzten 20 Minuten in Spiel 7 des ICE-Finales 2023 gegen den HC Bozen vor knapp 7.000 fanatischen "Füchse"-Fans.

Das ICE-Drama von Bozen

Die Südtiroler gingen mit einer 1:0-Führung in den letzten Abschnitt, Salzburg drohte nach einer 3:1-Serienführung der sportliche Super-GAU. Ausgerechnet in der schwierigsten Phase war es jedoch der Kapitän höchstpersönlich, der das Zepter in die Hand nahm. Raffl schoss aus allen Lagen - und wurde dafür neun Minuten vor dem Ende mit dem so wichtigen Ausgleich belohnt.

Wie Raffl im PULS 24-Gespräch offenbart, könne er sich "noch genau" an die Momente vor dem Entscheidungsdrittel erinnern: "Die Einstellung in der Kabine war so positiv. Wir haben gewusst, dass wir das Spiel gewinnen werden. Was in solchen Drucksituationen den Unterschied ausmacht, passiert zwischen den Ohren. Wir haben keinen Spielstand gebraucht, um gut zu spielen."

Dementsprechend fast schon selbstverständlich war es, dass Raffl auch beim Salzburger Gamewinner von Nicolai Meyer nur 108 Sekunden vor Spielende auf dem Eis stand. So gelang doch noch die Wende - und die "Mozartstädter" sicherten sich ihren achten Meistertitel seit Beginn der Red-Bull-Ära in der höchsten heimischen Spielklasse (2004/2005).

Galerie: Die Karriere von Thomas Raffl

Eishockey-Erfolge im Blut

Thomas Raffl ist Teil einer Kärntner Eishockey-Dynastie. Vater Peter wurde vom EC iDM Wärmepumpen VSV zum "Jahrhundertspieler" gewählt, Bruder Michael absolvierte fast 600 Partien in der nordamerikanischen National Hockey League (NHL). Auch Onkel Gerald Rauchenwald gewann mit Villach drei Meistertitel, Cousin Alexander führt die "Draustädter" seit 2023 als Co-Kapitän an.

Den Status als ICE-Star mit Vorbildfunktion musste sich Raffl jedoch selbst erarbeiten. Er gilt mittlerweile sowohl bei Mit- als auch Gegenspielern als absolutes Aushängeschild für den rot-weiß-roten Eishockey-Sport. "Er verkörpert, was einen Top-Kapitän ausmacht", sagt Teamkollege Paul Huber. Der 24-Jährige habe von Raffl "sehr viel gelernt" und würde "gerne mal in seine Fußstapfen treten".

Auch Salzburg-Goalie Atte Tolvanen, selbst zweifacher Play-off-MVP, erinnert sich im PULS 24-Interview gerne an die Heldentaten seines Kapitäns: "In den wichtigsten Momenten ist er zur Stelle." Lob hört man selbst von der Konkurrenz, wie etwa dem erfahrenen Niki Hartl von den spusu Vienna Capitals: "Ein absoluter Ausnahmeathlet. Bei seiner Qualität sieht man, was mit harter Arbeit alles erreichbar ist."

Thomas RafflAPA/AFP/Lehtikuva/Heikki Saukkomaa

Auch im Nationalteam trägt Thomas Raffl das "C" auf der Brust.

Thomas Raffl, der "lässige Typ"

Während des Sports ein beinharter Gegner, sei Raffl abseits der Eisfläche ein "lässiger Typ", wie seinen Teamkollegen ihn beschreiben. Eine Tugend, die er im Laufe seiner Karriere erst lernen musste. Diese Geistesverfassung "zwischen Aufgeregtheit, Vorfreude und trotzdem Gelassenheit", wie Raffl sagt, sei der Schlüssel gewesen und habe ihn zu seinen großen Erfolgen verholfen.

Der internationale Durchbruch ist Raffl zwar verwehrt geblieben - sein einjähriger Aufenthalt im NHL-System der Winnipeg Jets (2015/2016) war geprägt von sehr unglücklich getimtem Verletzungspech. Reue ist für Raffl jedoch ein Fremdwort: "Im Großen und Ganzen bin ich für die Chancen, die ich bekommen habe, so dankbar. Ich würde alles gleich angehen, wie ich es bis dato gemacht habe."

Play-off-Eishockey der win2day ICE Hockey League im Free-TV: PULS 24, puls24.at und JOYN übertragen am Dienstag, den 2. April, live ab 19.05 Uhr das alles entscheidende Spiel 7 zwischen EC Red Bull Salzburg und HCB Südtirol Alperia.

ribbon Zusammenfassung
  • Thomas Raffl, 37-jähriger Kapitän des EC Red Bull Salzburg, prägt mit über 900 Spielen und sechs Meistertiteln die heimische Eishockey-Szene.
  • Als Rekordhalter mit 107 Play-off-Punkten zeigte Raffl im ICE-Finale 2023 gegen HC Bozen entscheidenden Einsatz und führte sein Team zum Sieg.
  • Die Eishockey-Dynastie der Familie Raffl reicht von Vater Peter, einem "Jahrhundertspieler", bis zu Bruder Michael, der fast 600 NHL-Spiele absolvierte.
  • Seine Mitspieler und Konkurrenten loben Thomas Raffl für seine Vorbildfunktion und seine Leistungen als Aushängeschild des rot-weiß-roten Eishockeys.
  • Trotz eines unglücklich verlaufenen NHL-Aufenthalts bei den Winnipeg Jets ohne dauerhaften Durchbruch zeigt sich Raffl dankbar für seine Karriere und Erfahrungen.