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Sturm will auch in Rom den Käfig für Lazio aufstellen

Mit dem Selbstvertrauen des respektablen Heim-0:0 ist Sturm Graz nach Rom aufgebrochen. Eine Vorentscheidung in der umkämpften Europa-League-Gruppe F ist angesichts der kollektiven Punktegleichheit auch nach dem zweiten Duell mit Lazio am Donnerstag (21.00 Uhr/live ServusTV, Sky) nicht zu erwarten. Eine weitere Überraschung würde die Grazer Chancen auf ein europäisches Überwintern drastisch erhöhen.

"Rom ist eine superschöne Stadt, eine der schönsten der Welt", meinte Sturm-Trainer Christian Ilzer am Mittwoch am Grazer Flughafen. "Aber wir fliegen nicht runter, um die Schönheit von Rom zu genießen, sondern wir haben einen Job zu erledigen. Und der wird richtig schwer."

Für sein Team geht es in Italien auch um die Beweisführung, dass Rotterdam ein Ausrutscher war. Die Erinnerung an das 0:6 bei Feyenoord im ersten Auswärts-Gruppenspiel flog am Mittwoch nur mutmaßlich in den Hinterköpfen der Akteure mit. Viel lieber trugen die Grazer die beim Lazio-Hinspiel getankte Zuversicht vor sich her. "Es wartet eine Klassemannschaft, aber wir haben eine Idee. Wir haben gemerkt, dass wir Wege finden können, um sie zu ärgern", betonte Ilzer.

Das 0:0 brachte Sturm durchaus Lob aus dem Europameister-Land ein. Von "Hieben zügelloser Jugendlicher" schrieb etwa "Tuttosport" in Anspielung an die wesentlich jüngere Sturm-Mannschaft und befand gar: Das Grazer Mittelfeld sei für Lazio ein "Käfig ohne Ausweg" gewesen.

"Italiener sind Feinspitze, wenn es um Fußball-Delikatessen geht. Da ist es schön, die eigene Leistung so gewürdigt zu wissen", befand Stefan Hierländer. Von diesem Spiel könne man sich nun aber nichts mehr kaufen, betonte Sturms Kapitän. "Wir sind mit dem Ergebnis nicht überschwänglich umgegangen und wissen, dass wir nun wahrscheinlich noch mehr reinlegen müssen."

Mit den Zurückgekehrten Emanuel Emegha, Jakob Jantscher und Otar Kiteishvili darf Ilzer an verschiedenen Offensiv-Varianten tüfteln. Schwer zu ersetzen dürfte aktuell Rechtsverteidiger Jusuf Gazibegovic sein, der gesperrt zuschauen muss. Ilzer berichtete zudem von dem ein oder anderen Stammspieler, der nach dem 2:1-Sieg über Tirol "gekränkelt" habe. Er wollte vor dem Outing der Patienten noch das Abschlusstraining am Mittwochabend auf sich wirken lassen.

Die Squadra Lazios musste sich nach dem Graz-Auftritt Agonie und fehlenden Teamgeist nachsagen lassen. Eine ähnliche mediale Schelte will die Truppe von Maurizio Sarri dank ihrer Heimstärke zu vermeiden wissen. Fünf der bisherigen sechs Saisonheimspiele wurden gewonnen, nur eine der jüngsten zehn Europacup-Partien im altehrwürdigen Olympiastadion verloren. In der Liga wurde mit dem dritten 4:0-Sieg in Folge - am Montag bei Fiorentina - Platz drei behauptet.

Ilzer bezeichnete Lazio demzufolge als "extrem heimstark". "Sie werden zuhause mit mehr Dynamik als in Graz spielen." Eine neuerliche Steigerung seiner Elf werde wohl notwendig sein, um die Kreise von Ciro Immobile und Co. neuerlich erfolgreich zu stören. "Wir müssen es uns aber zutrauen, unser Spiel in Rom auf einem noch höheren Level auf den Platz zu bringen."

Respektbekundungen gab es im Voraus von Sarri. "Das Hinspiel hat uns gezeigt, dass unser Gegner körperlich beeindruckend ist, gut organisiert ist und einige gute Spieler hat", erklärte der Trainerfuchs der Römer. "Er spielt auf Augenhöhe mit Salzburg um die Meisterschaft und ist besser, als der Name aussagt." Mittelfeldspieler Toma Basic über Sturm: "Sie sind aggressiv und laufen viel - wir wissen, was wir zu tun haben."

Das Rennen um die zwei Aufstiegsplätze und den Umsteiger-Platz als Dritter in die Conference League könnte enger nicht sein. Alle vier Teams halten nach drei von sechs Gruppenspielen bei vier Punkten. Während Ilzer auf das "kleine Handicap" von zwei ausstehenden Gastspielen verwies, berichtete Hierländer von einem neuen Selbstbewusstsein. "Es ist ein schönes Gefühl zu wissen: Wenn wir performen, kann es in die richtige Richtung gehen."

Etwa 1.500 Sturm-Fans haben sich als akustische Unterstützung angesagt. Einige davon werden sich noch lebhaft an die letzte Pilgerfahrt nach Rom erinnern: Vor fast genau 20 Jahren sorgte Sturm durch einen Treffer von Imre Szabics für ein 1:0 bei Lazio und damit den ersten Europacup-Sieg eines österreichischen Clubs in Italien. Der historische Erfolg gegen eine Römer B-Elf war jedoch zu wenig, um nach dem 1:3 im Hinspiel die Wende im UEFA-Cup zu schaffen.

ribbon Zusammenfassung
  • Mit dem Selbstvertrauen des respektablen Heim-0:0 ist Sturm Graz nach Rom aufgebrochen.
  • Eine Vorentscheidung in der umkämpften Europa-League-Gruppe F ist angesichts der kollektiven Punktegleichheit auch nach dem zweiten Duell mit Lazio am Donnerstag nicht zu erwarten.
  • "Rom ist eine superschöne Stadt, eine der schönsten der Welt", meinte Sturm-Trainer Christian Ilzer am Mittwoch am Grazer Flughafen.
  • Respektbekundungen gab es im Voraus von Sarri.