Christian IlzerAPA/Erwin Scheriau

Sturm im Grazer Derby gegen GAK vor Pflichtaufgabe

In der 10. Runde steigt am Samstag das erste Grazer Derby in der Fußball-Bundesliga seit mehr als 17 Jahren.

Tabellenführer und Double-Sieger Sturm geht als klarer Favorit in die Partie gegen den GAK, der noch auf den ersten Sieg seit der Rückkehr in die oberste Liga wartet. Die zuletzt kriselnden Salzburger wollen im Heimspiel gegen Nachzügler Altach wieder Fahrt aufnehmen. In Linz empfängt Blau-Weiß den WAC zum Duell der Überraschungsteams. Anstoß ist jeweils um 17 Uhr.

Der GAK hofft ausgerechnet im 200. Pflichtspiel-Derby gegen den Stadtrivalen, der zuletzt Liga-Krösus Salzburg mit 5:0 nach Hause schickte, auf den ersehnten Befreiungsschlag. "Wir haben gut trainiert diese Woche, warum sollten wir nicht auch einen Großen schlagen?", fragte GAK-Coach Gernot Messner in die Medienrunde vor dem ersten Aufeinandertreffen der beiden Erzrivalen in der Bundesliga seit 17. Mai 2007.

Spannung vor Grazer Derby

Zwei knappe GAK-Derbypleiten setzte es allerdings in jüngerer Vergangenheit im Herbst 2022 und 2023 jeweils im Cup-Achtelfinale mit 0:1 und 2:3.

Die Trainer und Spieler verzichteten vor der emotional aufgeladenen Partie auf verbale Spitzen. "Ich hoffe, dass das Derby am Platz entschieden wird und die zwei Fan-Fager für ein Fußballfest sorgen. Eines für die Fan-Gruppen und für Familien", sagte Sturm-Trainer Christian llzer.

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Sturm das "Heim-Team"

Erstmals unter Ilzer genießt Sturm das Heimrecht gegen den Stadtrivalen. Relevant ist das vor allem für die Verteilung der Tickets. Mit 3.800 ging etwa ein Viertel des Kontingents an GAK-Fans. Nach Ausschreitungen zuletzt will die Stadionverwaltung und Exekutive entsprechend vorbereitet sein. Glaswände, ein mobiler Zaun und Hunderte Polizisten sollen die Fans im Zaum halten.

Am Rasen ist ein Sturm-Lauf gegen eine massierte Abwehr zu erwarten. GAK-Coach Messner meinte, es werde "nicht von Haus aus so sein, dass wir uns hinten reinstellen werden, aber es wird Phasen geben, wo es passiert".

Ilzer war bemüht, seine zahlreichen Nationalspieler in zwei Trainings wieder "auf Zug" zu bekommen. Es liege an seiner Mannschaft, den "Flow aus dem Salzburg-Spiel schnell wieder aufzunehmen", meinte der Trainer, dessen Team schon am Dienstag das dritte Champions-League-Spiel gegen Sporting Lissabon bestreitet.

Beide ohne Schlüsselspieler

Mit Jon Gorenc Stanković und Gregory Wüthrich (beide Sturm) beziehungsweise Petar Filipović und Markus Rusek (GAK) fehlen auf beiden Seiten Führungsspieler. Der GAK wurde laut Ilzer "bisher unter seinem Wert geschlagen". Dass der Erste auf den Letzten trifft, sei in einem Derby völlig egal, bekundete der Meister-Coach. "Natürlich sind wir Favorit, aber der GAK kann ein sehr gefährlicher Gegner sein."

Red Bull Salzburg brennt nach einem ziemlich verpatzten September und Oktober auf Wiedergutmachung. Im Heimspiel gegen Nachzügler Altach bietet sich den "Bullen" die Gelegenheit, vor dem Champions-League-Spiel gegen Dinamo Zagreb (Mittwoch) wieder Fahrt aufzunehmen und die Kritiker zu besänftigen.

Seit dem 2:3 bei Rapid am 1. September lief nicht mehr viel zusammen bei Salzburg. Sportdirektor Bernhard Seonbuchner und Trainer Pepijn Lijnders stehen in der Kritik, obwohl man nach Verlustpunkten weiterhin gleichauf mit Leader Sturm ist.

Salzburg unter Druck

Lijnders hofft, dass sich die junge, von den Rückschlägen durchgerüttelte Truppe alter Stärken besinnt. "Wir werden nicht das beste Spiel unseres Lebens spielen, nach all dem, was passiert ist. Aber wir müssen mit allem, was wir haben, verteidigen. Das ist die Basis. Und genau deswegen haben wir zu Saisonbeginn so gut gespielt", sagte der Niederländer.

Zu einer möglichen Rückkehr von ÖFB-Teamgoalie Alexander Schlager ins Tor wollte sich der Trainer nicht äußern. Immerhin stehen mit den zuletzt verletzten Maurits Kjaergaard und Aleksa Terzić zwei Stützen wieder zur Verfügung.

Altach setzt gegen die überbordende Qualität Salzburgs nicht zuletzt auf den Trainereffekt. Mit Fabio Ingolitsch feiert ein Produkt der Red-Bull-Trainerschmiede sein Debüt an der Seitenlinie.

Neuer Altach-Trainer

Er beerbte in der Vorwoche den glücklosen Joachim Standfest, dessen Elf nach gutem Start in die Liga deutlich zurückfiel und und auf dem vorletzten Platz steht, vier Punkte vor Schlusslicht GAK und ebenso vier Zähler hinter Platz sechs. "Es geht primär in Salzburg nicht ums Ergebnis", stellte Ingolitsch klar. Im Fall der Fälle wolle man aber nach der Überraschung greifen.

"Wir wollen uns nicht einfach verbarrikadieren. Wir wollen mutig und frech sein und ihnen ein Bein stellen", sagte Ingolitsch, unter dessen Ägide ein spielerischer Paradigmenwechsel erfolgen und etwa aktiver gegen den Ball gearbeitet werden soll. "Man wird in den ersten Wochen schon die ersten Impulse sehen", versprach der 32-Jährige.

In Linz steigt das Duell der bisherigen Überraschungsteams dieser Saison. Der Dritte Blau-Weiß Linz empfängt den Vierten WAC und möchte sich mit einem Sieg im oberen Tabellenbereich festsetzen - ebenso wie die Wolfsberger, die nur einen Punkt hinter den Oberösterreichern liegen.

WAC trifft auf Linz

Zuletzt kam allerdings bei beiden Klubs etwas Sand ins Getriebe. So schaute für Blau-Weiß aus den jüngsten beiden Partien nur ein Zähler heraus, für den WAC setzte es zwei Niederlagen.

Bei Blau-Weiß-Trainer Gerald Scheiblehner ist der Optimismus ebenso groß wie der Respekt vor den Kärntnern. "Der WAC hat viele talentierte junge Spieler, das ist eine Top-6-Mannschaft", erklärte Scheiblehner.

"Es kommt ein Gegner, der schon ein bisschen angeschlagen ist, aber eine Reaktion zeigen will. Doch mit der Stimmung in unserem Stadion wird einiges möglich sein", sagte der Oberösterreicher und ergänzte: "Hoffentlich wird es kein Halli-Galli-Spiel."

Kühbauer mit Prognose

WAC-Trainer Dietmar Kühbauer wiederum rechnet mit einem Geduldspiel und wenigen Treffern. "Ich glaube, die Mannschaft, die das erste Tor schießt, wird als Sieger vom Platz gehen", meinte der Burgenländer. Seine Truppe hat mit 21 Toren so oft wie kein anderer Klub in dieser Spielzeit gescort, allerdings auch schon 16 Gegentreffer kassiert.

"Es wird ein schwieriges Match. Wir müssen bereit sein, gut zu verteidigen und vorne Akzente zu setzen", forderte Kühbauer.

Besonderes Augenmerk werden die Wolfsberger auf Blau-Weiß-Goalgetter Ronivaldo legen. "Mit ihm ist es wie mit dem Wein, er wird mit den Jahren immer besser", erklärte Kühbauer. Der 35-jährige Ronivaldo hält in dieser Saison bei acht Pflichtspiel-Treffern.

Ausfall im Tor

Goalie Radek Vítek kehrt nach überstandener Knieverletzung gerade rechtzeitig ins Linzer Tor zurück. Denn sein Ersatzmann Andreas Lukse muss an der Schulter operiert werden und fällt laut Klub-Angaben monatelang aus.

Die Tabelle:

ribbon Zusammenfassung
  • Sturm Graz tritt im ersten Grazer Derby seit über 17 Jahren als Favorit gegen den GAK an, der noch auf seinen ersten Sieg in der Bundesliga wartet.
  • Das 200. Pflichtspiel-Derby zwischen den Stadtrivalen verspricht Spannung, da Sturm zuletzt Salzburg mit 5:0 besiegte.
  • Salzburg, nach einem schwachen September und Oktober, will gegen Altach vor dem Champions-League-Spiel gegen Dinamo Zagreb wieder in Form kommen.
  • Der neue Altach-Trainer Fabio Ingolitsch möchte mit seinem Team gegen Salzburg mutig auftreten und überraschen.
  • Blau-Weiß Linz und der WAC treffen in einem Duell der Überraschungsteams aufeinander, wobei der WAC in dieser Saison bereits 21 Tore erzielt hat.