Schwarz überraschte bei WM mit RTL-Bronze - Gold an Faivre
Mit Schwarz eine Sekunde hinter Platz drei sowie Stefan Brennsteiner auf Rang sieben waren nach Lauf eins gleich zwei der im Riesentorlauf nur zu den Außenseitern zählenden ÖSV-Herren zumindest auf Schlagdistanz zu einer Medaille gewesen. Während der heftig attackierende Brennsteiner in der Entscheidung ausfiel, blieb Schwarz cool und carvte mit zweitbester Laufzeit noch zur Jubiläums-Medaille, wobei auch der Ausfall des Halbzeit-Dritten Alexander Schmid (GER) "mithalf". Einen Tag nachdem Katharina Liensberger von Halbzeit-Rang vier noch zu Bronze und damit zur 299. WM-Medaille für Österreich gefahren war, schaffte auch Schwarz den Sprung auf das Podest.
"Ich habe brutal geschwitzt, das ist eine große Überraschung. Ich habe gezeigt, dass ich auch Riesentorlauf fahren kann", freute sich Schwarz. "Bei der WM am Podest zu stehen, freut mich irrsinnig. Ich habe gewusst, Pintu braucht nur runterfahren, dann fährt er aufs Podest. Aber er wollt es auch gewinnen. Das Rennen ist immer erst im zweiten Durchgang aus", ergänzte der Kärntner und gestand: "Den vierten Platz hätte ich auch gern genommen, aber natürlich ist mir Bronze um einiges lieber." Er habe das Konzept, das er im Kopf hatte, umgesetzt. "Trainer Marko Pfeifer hat gesagt, klimpern muss es beim Heimfahren, das tut es jetzt schon. Ich kann im Slalom befreit drauflos fahren."
Coach Pfeifer gestand: "Das ist schon eine große Überraschung auch wenn wir gewusst haben, dass Marco in Form ist. Das war einer der schwierigsten Bewerbe bei einer WM. Aber Marco ist ein kompletter Skifahrer überhaupt. Er ist sehr vielseitig, das zeigt er uns jetzt mehr und mehr."
Roland Leitinger war unter 100 Startern Halbzeit-Zwölfter und wurde am Ende Zehnter. "Im ersten ist es noch gut gegangen. Dann aber bin ich von einem Tor ins andere reingerutscht und habe mich nicht richtig rehabilitiert bis ins Flachstück. Ich bin's einfach nicht derfahren, muss ich zugeben", gestand der Vizeweltmeister von 2017. Manuel Feller hatte seine Hoffnungen mit einem Sturz schon im ersten Durchgang begraben müssen. "Ich habe versucht, den Starthang voll zu attackieren, weil dort jeder eine Klatsche kriegt", erklärte der Tiroler. "Da war ich dann ein bissl hinten nach, daraus wurde schlussendlich ein Linienproblem."
Pinturault, der die letzten drei Weltcup-Riesenslaloms vor der WM gewonnen hatte, legte im ersten Durchgang mit Startnummer 4 auf der anfangs stellenweise noch extrem eisigen Piste "Labirinti" und dem Kurs seines Trainers Fabien Munier einen Fabellauf hin. Die Strecke wurde später unter Sonneneinwirkung etwas griffiger, trotzdem unterbot niemand mehr die erste Laufzeit von Pinturault. De Aliprandini hielt im drittletzten WM-Rennen dank einer sehenswerten Vollrisiko-Fahrt die vorletzte Chance auf Italiens erste Herrenmedaille bei dieser Heim-WM aufrecht und exekutierte das dann auch. "Ich bin so happy, ich war nie auf dem Podest. Und das passiert heute mit der Silbermedaille, das ist unglaublich", jubelte der Mann vom Gardasee.
Pinturault hingegen scheiterte in der Entscheidung schon nach wenigen Toren. Es wäre nach zwei Mal Bronze (2015 und 2019) das erste WM-Gold für den Franzosen im Riesentorlauf gewesen. Nun ist aber Faivre der vierte französische RTL-Weltmeister und erste seit Jean Claude Killy 1968. Parallel-Champion Faivre ist nun auch Cortina-Doppelweltmeister, im Weltcup hat er erst einen Sieg stehen. "Es ist schwierig zu verstehen, was passiert ist. Das wichtigste war zu kämpfen und daran zu glauben", sagte Faivre. "Gold im Parallelrennen war kaum zu glauben, aber heute geht es mir ähnlich. Ich habe nicht gedacht, dass Alexis ausscheidet."
Pinturault gestand: "Es ist schwer darüber zu sprechen. Lauf eins war gut, das habe ich dann nochmals probiert. Ich bin aber nach einem Schlag auf dem Schuh ausgerutscht", erzählte er. "Natürlich bin ich traurig. Aber ich schaue jetzt schon auf Sonntag."
Der Bewerb ging wegen Rückenproblemen ohne Ted Ligety in Szene, für den US-Mehrfachweltmeister hätte es das letzte Karriere-Rennen sein sollen. Der Norweger Henrik Kristoffersen war bei 2,32 Sekunden Rückstand auf Pinturault bereits nach Lauf eins ohne Chance auf eine erfolgreiche Titelverteidigung, der Norweger wurde am Ende Neunter und klagte erneut über sein Material. "Es kommt ja noch ein Rennen am Sonntag", hofft Kristoffersen auf den Slalom.
Die Schweiz hatte mit Loic Meillard einen Läufer zunächst aussichtsreich auf Platz fünf, aber mit dem Mitfavoriten Marco Odermatt (Startnummer 1) sowie Gino Caviezel und Justin Murisier die restlichen drei Läufer bereits im ersten Durchgang verloren. Meillard wurde am Ende Fünfter.
Wie eisig die Strecke war, sah man schon ganz am Beginn. Nachdem sogar ORF-Kamerafahrer Joachim Puchner gestürzt war, erwischte es gleich danach den mit Nummer 1 kommenden Odermatt. Insgesamt erreichten 60 Fahrer Lauf zwei, 38 kamen nicht ins Ziel. Nicht geschafft hat es auch der für Mexiko startende, 62-jährige Hubertus von Hohenlohe, der mit Nummer 99 fahrend nach wenigen Toren stürzte.
Zusammenfassung
- Gold ging aber nicht an den zur Halbzeit führenden Topfavoriten Alexis Pinturault, sondern an dessen Landsmann Mathieu Faivre, der von Platz vier noch zum Sieg fuhr.
- Luca de Aliprandini gewann mit Silber die erste Herren-Medaille in Cortina für Italien.
- Manuel Feller hatte seine Hoffnungen mit einem Sturz schon im ersten Durchgang begraben müssen.
- Meillard wurde am Ende Fünfter.
- Insgesamt erreichten 60 Fahrer Lauf zwei, 38 kamen nicht ins Ziel.