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Kobayashi in Bischofshofen-Quali vor Kraft und Aigner

Bei der Generalprobe zum Showdown der 72. Vierschanzentournee in Bischofshofen hat Spitzenreiter Ryōyū Kobayashi die Qualifikation vor zwei Österreichern dominiert.

Der Japaner lag am Freitag nach einem Flug auf 138 Meter fast acht Punkte vor Stefan Kraft (134 Meter) und nicht ganz zehn vor Clemens Aigner (134,5 Meter). Drittbester ÖSV-Mann war Innsbruck-Sieger Jan Hörl an der achten Stelle. Alle zehn angetretenen Österreicher überstanden die Qualifikation.

In der Tournee-Gesamtwertung führt Tournee-Spezialist Kobayashi vor dem Finale am Samstag (16.30 Uhr/ORF 1 & JOYN) 4,8 Punkte oder umgerechnet genau 2,67 Meter auf Andreas Wellinger. Der Deutsche kam in der Qualifikation nur auf Rang neun.

Während der Japaner vor seinem dritten Triumph nach 2018/19 und 2021/22 beim Schanzenspektakel rund um den Jahreswechsel steht, hofft der vom Tiroler Stefan Horngacher betreute Wellinger auf den ersten deutschen Tourneesieg seit Sven Hannawald vor 22 Jahren.

Kobayashi sprang auch im ersten Trainingssprung auf der Paul-Außerleitner-Schanze allen davon, den zweiten ließ der 27-Jährige aus. Wellinger, der in Salzburg wohnt und auf die Van-Deer-Skier von Ex-Skistar Marcel Hirscher vertraut, hatte als Quali-Neunter einen Rückstand von 18,3 Punkten auf seinen Rivalen. Allerdings auch noch Reserven.

"Ich habe es noch nicht geschafft, mit dem richtigen Gefühl auf die Schanze zu kommen. Es waren drei Sprünge und drei Varianten", sagte der Bayer. Außerdem sei er vom Timing zu spät gewesen: "Vielleicht zum IKEA fahren und morgen einen bissl längeren Tisch."

Aus rot-weiß-roter Sicht soll nach dem Triumph vom Bergisel mit Hörl als Sieger, Michael Hayböck als Drittem und fünf ÖSV-Adlern in den Top 9 wieder ein Tagessieg her. "Es ist schon eine Österreicher-Schanze. Das wird sicher ein geiles Finale für uns", sagte Kraft, der Kobayashi den Tourneesieg eher zutraut.

"Weil er weniger Druck und den Adler auch schon zweimal daheim hat. Wellinger springt auch sehr stabil, aber er wird sicher nervöser sein", so Kraft. Der als Topfavorit gestartete Kraft sprach von einer sehr guten Tournee, für ganz vorne sollte es auch im neunten Versuch in Serie für den derzeit Gesamtvierten aber wieder nicht klappen.

Kraft hatte mit dem Timing in Bischofshofen ebenfalls noch Probleme. "Nach meinem ersten Trainingssprung habe ich mich geschämt. Die Trainer haben mich ausgelacht, ich habe mich selber ausgelacht", scherzte Kraft, bei dem es in der Quali wieder besser geklappt hatte.

Aus der nationalen Gruppe schafften Daniel Huber (22.), Marco Wörgötter (31.), Simon Steinberger (43.) und David Haagen (47.) im Feld von 59 Startern den Sprung in den Bewerb der besten 50. Für Team-Olympiasieger Huber wird es ein kleines Comeback im Weltcup, nachdem der Salzburger im Dezember der Weltspitze noch ein wenig hinterhergesprungen war.

"Das Wichtigste ist, dass ich gerade schmerzfrei bin. Ich muss mich bei den Therapeuten bedanken. Es ist nicht selbstverständlich, dass sie sich am 25. Dezember Zeit für mich nehmen", sagte er. Huber, vor zwei Jahren noch Sieger in Bischofshofen, hatte sich seitdem zwei Operationen am Knie (2022) sowie an der Hüfte (März 2023) unterziehen müssen.

Nicht dabei in Bischofshofen ist unterdessen Talent Stephan Embacher. Der 17-jährige Tiroler, der von Weltcuprekordsieger Gregor Schlierenzauer unterstützt wird, überzeugte bei seinem Weltcupdebüt am Bergisel mit Platz 13.

Am Wochenende geht Embacher allerdings im Rahmen des Kontinentalcups in Garmisch-Partenkirchen an den Start, um sich nach dem jüngsten Sieg sowie einem zweiten Platz in Engelberg einen Quotenplatz für den Weltcup zu sichern.

Auf ÖSV-Cheftrainer Andreas Widhölzl wartet damit bei den nächsten Weltcupstationen ein Luxusproblem. Da in dieser Saison nur noch fünf ÖSV-Adler sowie ein weiterer über einen Quotenplatz im Kontinentalcup starten dürfen, muss Widhölzl bei den nächsten Weltcupstationen zumindest einen starken Springer aus dem Kader werfen.

Denn derzeit gibt es mit Kraft, Hörl, Hayböck, Manuel Fettner, Daniel Tschofenig und Aigner sowie eben Embacher sieben Österreicher in ausgezeichneter Form. "Ich muss einen rausstellen und das ist nie fein", betonte Widhölzl.

"Es ist schade, weil den Startplatz vom vergangenen Jahr hätte ich schon gerne. Da sind wir in der glücklichen Lage, weil wir so viele Gute haben", so Widhölzl. Auch in den unteren Klassen sei in Österreich "eine Schlacht um die Startplätze" ausgebrochen, betonte Huber.

Das sei zwar sehr positiv, erschwere aber auch die Rückkehr ins Weltcupteam. Und Hayböck ergänzte: "Es ist zach, dass da ein Platz genommen wurde. Da machst du für den Sport nichts Gutes. Das ist ein ziemlicher Kampf intern."