Ruder-Konkurrenz fürchtet für Tokio-Spiele Lobnig-Wasser
"Es ist eine seitliche Welle. Das liegt mir eigentlich. Ich weiß, wie ich damit zurechtkommen kann", erklärte Lobnig im Gespräch mit der APA - Austria Presse Agentur. "Andere kommen damit sicher schlechter zurecht." Freilich sei auch ihr ruhiges Gewässer lieber. Aber die Gewissheit, mit extremen Bedingungen zurechtkommen zu können, beruhigt. Und so manche Konkurrentin beunruhigt dieser Fakt wohl ein wenig. "Sie sagen, es ist ein Lobnig-Wasser", verriet die Kärntnerin aus Insider-Kreisen.
Ausschlaggebend für diesen Ruf waren die Europameisterschaften im Frühjahr 2016 in Brandenburg, als sich Lobnig mit fast 17 Sekunden Vorsprung Gold geholt hatte. Sie habe sich gedacht, sie muss einfach gescheit über die Wellen drüber kommen, hatte Lobnig damals gesagt. "Da waren extreme Bedingungen", erinnerte sich die Kärntnerin zurück. "Da habe ich so ein Statement gesetzt und seitdem bin ich bekannt dafür, dass ich das kann. Ich darf mir aber keine Fehler leisten, muss es abrufen können."
Trainer Kurt Traer hat eine Erklärung dafür, warum sein noch bis nächsten Montag 30-jähriger Schützling mit widrigen Verhältnissen so gut zurechtkommt: "Magdalena hat einerseits ein sehr gutes Gefühl für das Boot und das Wasser. Andererseits ist sie koordinativ sehr gut, das heißt auf wackeligem Untergrund, wenn es sehr unruhig ist, kann sie es gut ausgleichen."
Vor fünf Jahren in Brandenburg seien die Bedingungen richtig schlecht gewesen, die Boote unter den Athletinnen instabil. Traer: "Die meisten reagieren darauf, dass sie fest werden in der Muskulatur, sich nicht mehr schnell bewegen können. Magdalena bleibt locker und beweglich, das ist bei den Bedingungen genau das Richtige. Daher, wenn es so richtig, richtig schlecht ist, kommt es ihr sicher zugute. Aber natürlich muss auch bei flachem Wasser für sie etwas drinnen sein."
Seitenwind wiederum würde auf manchen Bahnen mehr beeinträchtigen als auf anderen, für unfaire Bedingungen sorgen. Für die Vorläufe bliebe da die Option, ein Einzelzeitfahren anzusetzen. Die Entscheidung dafür oder dagegen fällt nach kurz davor genommenen Strömungsmessungen. "Dann setzt man alle auf eine Bahn runter und setzt danach das Viertelfinale. Die Schnellste bekommt die beste Bahn", wusste Lobnig. "Zeitfahren mag ich nicht so gerne, aber wenn es sein muss, muss es sein."
Wie zuletzt Ende April beim Weltcup in Zagreb, prompt gewann die Völkermarkterin da und tags darauf auch den dann "normal" ausgetragenen Endlauf. Falls in einer Phase nach dem Vorlauf unfaire Bedingungen herrschen, kann man aber schnell Passagier sein. "Wie in Amsterdam damals", bezog sich Lobnig auf die WM 2014. "Da war die Bahn eins um zehn Sekunden schneller als die Bahn sechs. Da hast du keine Chance." Für das ÖRV-Ass wurde es damals Rang fünf, knapp zehn Sekunden hinter Bronze.
Um für alle möglichen Verhältnisse gewappnet zu sein, hat Lobnig zuletzt intensiv und gut trainiert. "Wir haben das Programm ziemlich gut durchbekommen", berichtete Traer von Camps in Breisach am Rhein sowie am Weißensee. "Dementsprechend müde ist Magdalena noch", gab er zu Wochenbeginn an, wenige Tage vor dem am (heutigen) Donnerstag erfolgten Abflug nach Japan. Das passe aber gut, denn noch ist Zeit zum Regenerieren. "Das sollte dann gut hinhauen."
Lobnig sprach ebenfalls von optimalen Trainingsaufenthalten, nachdem sie bei ihrem bisher letzten Wettkampf Ende Mai in Luzern Weltcup-Vierte geworden war. "Am Weißensee waren mehr Programme, aber die Umfänge haben wir immer hoch gehalten. In Breisach war es mehr Umfang, das war dementsprechend zäh. Aber wenn die Stimmung passt, geht das Training auch immer gut." Lobnig wird am Freitag in einer Woche, dem Eröffnungstag der Spiele, als erste ÖOC-Aktive im Einsatz sein.
Zusammenfassung
- Österreichs Hoffnung Magdalena Lobnig erfuhr von einer seit drei Jahren dort wohnhaften Verantwortlichen des Internationalen Verbandes (FISA), dass die Wahrscheinlichkeit für wellige Verhältnisse sehr, sehr hoch sei.
- Magdalena bleibt locker und beweglich, das ist bei den Bedingungen genau das Richtige.
- Seitenwind wiederum würde auf manchen Bahnen mehr beeinträchtigen als auf anderen, für unfaire Bedingungen sorgen.