Kramer nach sieben Saisonsiegen für Olympia-Winter motiviert
Mit beeindruckender Dominanz beherrschte sie die vier Springen der Blue-Bird-Tour, kassierte damit hochverdient ein Preisgeld von 10.000 Schweizer Franken (gut 9.000 Euro). Nach der WM-Abreise prangte nur neben Kramers Namen die Nummer 1, inklusive Qualifikation und Teambewerb. Zum Abschluss auf der Großschanze in Tschaikowski demütigte die 19-Jährige die Konkurrenz richtiggehend, als sie mit 146,5 m den nach ORF-Angaben bisher weitesten Sprung einer Frau im Weltcup stand.
In der Stunde des Triumphs vergaß Kramer aber nicht auf die harten Zeiten des nun zurückliegenden Winters: "Obwohl ich immer gute Leistungen gezeigt habe, war es eine zähe Saison. Ich habe schon ein paar Rückschläge gehabt, die hart waren." Der erste Tiefschlag war die Disqualifikation im zweiten dreier Hinzenbach-Bewerbe, schlimmer aber darauffolgend das erzwungene doppelte Nichtantreten auf der Normalschanze in Rasnov in Rumänien wegen einer unklaren Corona-Testlage.
Diese drei "Nuller" warfen Kramer im Weltcup fast aussichtslos zurück, trotzdem kam sie noch bis auf elf Punkte an die Slowenin Nika Kriznar und bis auf zwei Zähler an die Japanerin Sara Takanashi heran. Wenn sie gepunktet hat, hat Kramer im Schnitt 86 Zähler angeschrieben - also besser als ein zweiter Platz. Einen solchen hat sie übrigens noch nie bei WM und Weltcup geholt, dafür mittlerweile schon insgesamt acht Siege und damit bereits die Hälfte von ÖSV-Rekordhalterin Daniela Iraschko-Stolz.
Dass sie nach den Einzel-WM-Enttäuschungen so stark zurückgekommen ist, gab Kramer selbst sehr viel. "In Oberstdorf zweimal Vierte zu werden, war hart. Aber ich habe es jedes Mal geschafft, mich zu fokussieren. Schlussendlich hat dann immer etwas Gutes rausgeschaut. Die Blue-Bird-Tour zu gewinnen, ist für die nächste Saison sehr motivierend. Wir werden diese Saison analysieren und schauen, was ich noch besser machen kann."
Natürlich möchte Kramer bei ihren ersten Olympischen Spielen zuschlagen: "Das ist der größte Traum und das größte Ziel für jeden Sportler. Darauf arbeitet man mehrere Saisonen hin." Ihr ist freilich auch eine größere Wettkampfdichte ein Anliegen. "Ich hoffe, dass der Kalender in der nächsten Saison ähnlich jenem der Männer ist, auch mit mehr Großschanzen-Bewerben." Die Saison 2020/21 hatte erst am 18. Dezember begonnen, auf den zweiten Saisonbewerb mussten die Aktiven dann fünf Wochen warten.
Etwas mehr Bewerbe im nächsten Winter würden auch ÖSV-Chefcoach Harald Rodlauer gefallen. Der Steirer hob in seiner Saisonbilanz Kramers Errungenschaften hervor. "Ihre Leistungen waren herausragend. Natürlich waren Augenblicke dabei, die nicht so schön waren. Die muss man verarbeiten können, und sie hat sie sehr gut verarbeitet." Es sei generell für sein Team eine sehr erfolgreiche Saison gewesen. Besonders der Gewinn des Nationencups habe einen sehr hohen Stellenwert im Team.
Davon waren die da nur viertplatzierten ÖSV-Männer weit entfernt. Rang zwölf als beste Platzierung in der Gesamtwertung ist das schlechteste ÖSV-Abschneiden in der Weltcup-Geschichte. Zudem gab es zum erst vierten Mal keinen Einzel-Saisonsieg im Weltcup, aber immerhin zwei mit der Mannschaft. Für vieles entschädigt hat sicher Gold von der WM-Großschanze durch Stefan Kraft. Dazu gab es WM-Silber mit dem Team sowie -Bronze für Kraft und Hayböck im Mixed mit Kramer und Iraschko-Stolz.
Zusammenfassung
- Abgesehen davon, dass die Salzburgerin trotzdem WM-Gold und -Bronze geholt hat, verzeichnete sie im Weltcup mit sieben Einzelsiegen mehr als alle ihre Konkurrentinnen zusammen.
- Die Blue-Bird-Tour zu gewinnen, ist für die nächste Saison sehr motivierend.
- Für vieles entschädigt hat sicher Gold von der WM-Großschanze durch Stefan Kraft.
- Dazu gab es WM-Silber mit dem Team sowie -Bronze für Kraft und Hayböck im Mixed mit Kramer und Iraschko-Stolz.