"Komischer" erster Titel für Bilyk und THW Kiel
Es ist ein "sehr, sehr schöner", aber auch etwas "komischer" Titel, der Nikola Bilyk am Dienstag zuteilgeworden ist. Der Abbruch der deutschen Handball-Bundesliga (HBL) macht Österreichs Aushängeschild erstmals zum Meister in der wohl stärksten Liga der Welt. Der Triumph sei "verdient", meinte Bilyk gegenüber der APA, "aber emotional nicht so, wie man sich das vorstellt".
Nach dem von den 36 Erst- und Zweitligisten mit großer Mehrheit beschlossenen Abbruch aufgrund der Corona-Pandemie legte das HBL-Präsidium fest, dass die Abschlusstabelle nach der sogenannten Quotientenregelung gewertet wird. Dabei werden bei jedem Team die Pluspunkte durch die absolvierten Spiele geteilt und anschließend mit 100 multipliziert. Kiel war zum Zeitpunkt des Abbruchs Tabellenführer und ist erstmals nach 2015 wieder Meister. Es ist der 21. Ligatitel in der Clubgeschichte. Meisterfeier wird es wohl keine geben. "Das tut schon weh. Du arbeitest für solche Momente, und dann kannst du die Emotionen nicht rauslassen", bedauerte Bilyk.
Einziger Österreicher, der sich bisher mit dem Titel des deutschen Meisters schmücken dufte, war Viktor Szilagyi, dem das ebenfalls mit Kiel 2006, 2007 und 2008 gelang. Passenderweise ist die lebende rot-weiß-rote Legende aktuell als Geschäftsführer der "Zebras" für den jüngsten Triumph des Vereins verantwortlich. Er sei "zu 100 Prozent überzeugt, dass es verdient ist, zum Meister gekürt zu werden", erklärte Szilagyi.
Nicht auszuschließen, dass der 23-jährige Bilyk, der 2020 von den Fans ins All-Star-Team der Liga nominiert worden war, Szilagyi einst an Titeln überflügelt. "Ich hoffe, dass es noch viel, viel mehr werden", bestätigte Bilyk seine großen Ambitionen. Auch im "Homeoffice" fehle es ihm nicht an Motivation, um an seinen klaren Karriereplänen zu arbeiten. "Ich trainiere momentan mehr als sonst und habe schon ein paar Kilo Muskelmasse zugelegt", erzählte der Rückraumakteur, der derzeit noch in Kiel weilt. Wann er nach Wien zurückkehrt, sei derzeit noch offen.
Unklar ist derzeit auch, wie es in der Liga weitergeht. "Ich hoffe, dass wir Anfang September wieder beginnen können", meinte Bilyk, der mit Kiel auch in der Champions League glänzte und bei der Unterbrechung im Viertelfinale stand. Die Entscheidung in der Königsklasse war für Ende Mai in Köln vorgesehen, ist nun auf den 28. und 29. Dezember verschoben.
Insgesamt trifft der Abbruch die Liga hart. Die HBL rechnet mit Verlusten von rund 25 Millionen Euro. Auch aus diesem Grund war die Entscheidung lange aufgeschoben worden. Ursprünglich bestand die Hoffnung, die Saison spätestens ab dem 16. Mai fortzusetzen, um sie bis Ende Juni abzuschließen. Anders als im Fußball hätte es den Clubs aus finanzieller Sicht nicht viel gebracht, die Saison mit Geisterspielen zu Ende zu bringen. Dafür macht das Fernsehgeld einen zu geringen Anteil im Budget der Vereine aus.
Eine gute Nachricht war der Abbruch jedenfalls für die beiden Austro-Legionäre Robert Weber und Christoph Neuhold. Webers abgeschlagenes Tabellenschlusslicht Nordhorn-Lingen muss ebenso wie der Vorletzte Ludwigshafen nicht absteigen, Neuhold darf mit Zweitligaspitzenreiter Coburg ebenso wie Traditionsclub Essen ins Oberhaus.
Zusammenfassung
- Es ist ein "sehr, sehr schöner", aber auch etwas "komischer" Titel, der Nikola Bilyk am Dienstag zuteilgeworden ist.
- Der Abbruch der deutschen Handball-Bundesliga (HBL) macht Österreichs Aushängeschild erstmals zum Meister in der wohl stärksten Liga der Welt.
- Der Triumph sei "verdient", meinte Bilyk gegenüber der APA, "aber emotional nicht so, wie man sich das vorstellt".
- Unklar ist derzeit auch, wie es in der Liga weitergeht.