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"Kaugummi-Geschichte": Sturm hadert in Grazer Stadionfrage

22.500 Plätze, modernste Ausstattung und eine ausgezeichnete Stimmung: Das Nationalstadion in Bratislava hat bei den Verantwortlichen von Sturm Graz mächtig Eindruck hinterlassen und die Sehnsucht nach einer baldigen Lösung in der schier endlos wirkenden Stadionfrage vergrößert. "Das ist das ideale Stadion für Graz, in allen Facetten. Aber es wird vom Gefühl her noch sehr lange dauern", sagte Sturm-Sportchef Andreas Schicker und nannte die Causa eine "Kaugummi-Geschichte".

Der Fußball-Vizemeister hofft seit längerem, das in die Jahre gekommene Stadion in Liebenau modernisieren zu dürfen oder in eine gänzlich neugebaute Arena umziehen zu können. "Ich traue mich zu behaupten, dass ich das in Graz nicht mehr erleben werde. Was nicht heißt, dass ich den Verein zeitnah verlassen werde", sagte Schicker nach dem Aufstieg ins Conference-League-Achtelfinale gegen Slovan Bratislava in der Slowakei. Dort ist kürzlich unter finanzieller Mithilfe von Club-Patron Ivan Kmotrik um einen hohen zweistelligen Millionenbetrag eine neue Arena gebaut worden, die 2019 eröffnet wurde.

"Bei diesen Kosten bleibt das ein Traum", betonte Schicker allerdings. Derzeit wird in Graz unter Zustimmung des Zweitliga-Spitzenreiters GAK eine Zwei-Stadien-Lösung angepeilt, die Suche nach geeigneten Standorten gestaltet sich aber schwierig.

Nun droht Sturm das Szenario, das Achtelfinal-Heimspiel in der Conference League am 7. März aufgrund nicht erfüllter UEFA-Kriterien im Ausweichstadion in Klagenfurt austragen zu müssen. "Die Sicherheit ist ein großes Thema. Da ist die Merkur Arena nicht optimal gebaut. Aber wir wollen unbedingt in Graz spielen, es gibt eine besondere Energie in Liebenau", erklärte Schicker. "Es wäre unfassbar bitter. Wir genießen jede einzelne Minute, die wir zuhause spielen können", ergänzte Trainer Christian Ilzer.

Besonders groß ist der Ärger bei Schicker, wenn es um den geplanten Bau eines Trainingszentrums für Frauen und Jugendspieler im Grazer Stadtteil Puntigam geht. Sturm will ein Drittel der Baukosten beisteuern, das Land Steiermark habe bereits ebenfalls klar eine Förderung in Höhe eines Drittels signalisiert, einzig die Stadt Graz zeige derzeit noch keine Bereitschaft. "Wenn von der Stadtpolitik nichts kommt, ist das sehr enttäuschend. Da muss man sich fragen, ob Spitzenfußball in Graz gewünscht ist", sagte der Sturm-Sportchef. Ein Abschied der Frauen- und Jugendabteilung aus Graz stehe im Raum, da die Infrastruktur nicht mehr zeitgemäß sei.

Am kommenden Mittwoch findet eine Generalversammlung der Stadt Graz statt, die Sturm-Verantwortlichen erhoffen sich positive Nachrichten von der KPÖ geführten Stadtregierung. Mit Blick auf die Infrastruktur in Bratislava wurde Ilzer deutlich. "Das muss doch auch in Graz möglich sein, endlich infrastrukturell etwas zu unternehmen", forderte der Coach und sprach die gesellschaftliche Bedeutung von Sportlern an, die als Vorbilder für Kinder zum Sport animieren würden. "Ich hoffe, dass es kein Verzögern und Politisieren mehr gibt, sondern klare Kante gezeigt wird und zwei super Stadien in Graz einzementiert werden."

ribbon Zusammenfassung
  • Sturm Graz ist vom Nationalstadion in Bratislava beeindruckt und strebt eine ähnliche moderne Arena in Graz an, doch Sportchef Andreas Schicker sieht die Realisierung skeptisch und bezeichnet die Situation als 'Kaugummi-Geschichte'.
  • Die Erfüllung der UEFA-Kriterien könnte Sturm Graz zwingen, das Achtelfinal-Heimspiel der Conference League am 7. März statt in Graz in Klagenfurt auszutragen, was Trainer Christian Ilzer als 'unfassbar bitter' empfindet.
  • Ein geplantes Trainingszentrum für Frauen und Jugendspieler in Graz steht auf der Kippe, da die Stadt Graz bisher keine Finanzierungsbereitschaft zeigt; eine Entscheidung könnte bei der Generalversammlung der Stadt am kommenden Mittwoch fallen.