Raubprozess gegen 13 Beschuldigte in Graz
Im Grazer Straflandesgericht hat am Dienstag der erste große Prozess nach dem pandemiebedingten Shutdown begonnen. 13 Beschuldigte im Alter von 17 bis 42 Jahren müssen sich wegen 19 Raubüberfällen unter anderem auf Taxifahrer und Wettcafés verantworten. Alle erschienen pünktlich und mit Mundnasenschutz. Im großen Schwurgerichtssaal wurden die Sitzplätze wegen der Abstandsregel vorgegeben.
"Können wir die nun runtergeben", fragte noch vor Prozessbeginn einer der Rechtsanwälte einen Berufskollegen und deutete dabei auf seinen Mundnasenschutz. Ein fragender Blick war die Antwort. Die Unklarheiten waren allerdings rasch durch Richterin Kornelia Philipp beseitigt: "Alle können ihre Masken auf eigene Gefahr runternehmen", sagte sie gleich zu Beginn. Fast alle nahmen das Angebot an.
Die Angeklagten sollen von November 2018 bis April 2019 in einer kriminellen Vereinigung Taxifahrer, Tankstellen, Supermärkte und Sportwettlokale überfallen haben - in unterschiedlicher Zusammensetzung. Vor allem die Raubüberfälle auf die Taxilenker waren brutal und sorgten dafür, dass die Polizei die Ermittlungsgruppe "Schloßberg" ins Leben rief. Diese überführte dann auch die Verdächtigen. Unter den Angeklagten ist auch ein Österreicher, ein Serbe und ein Kroate.
Die Beschuldigten müssen bei schwerem Raub mit einer Freiheitsstrafe von bis zu 15 Jahren rechnen, wenn sie jünger als 18 Jahre sind, beträgt der Strafrahmen siebeneinhalb Jahre. Die Staatsanwaltschaft hat 53 Zeugen beantragt. Bis Anfang Juli sind insgesamt zehn Verhandlungstage geplant.
Staatsanwalt Hansjörg Bacher sowie die Verteidiger der 13 Beschuldigten führten ihre Eröffnungsplädoyers aus. Der Ankläger zählte alle rund 20 Überfälle auf Taxler, Wettcafes und Tankstellen auf und sprach von einem "gezielten, brutalen und rücksichtslosen Vorgehen". "Kernstück des Verfahrens ist eine Serie von bewaffneten Raubüberfällen von November 2018 bis zum Höhepunkt im März 2019 mit drei Überfällen auf Taxilenker in drei Nächten", leitete Bacher ein. Die Taten hätten Graz "in Angst und Schrecken versetzt", denn sie seien von Skrupellosigkeit gekennzeichnet gewesen. "Die Opfer hatten Todesangst. Die Waffen wurden durchrepetiert und an den Hals angesetzt," so Bacher weiter.
Rund eine Stunde lang dauert es, bis er alle Überfälle und Delikte teils detailreich dargestellt hat. "Geld her, Geld her" oder "Money, Money" waren die Forderungen bei den Überfällen. Bilder aus einem Lokal hätten gezeigt, wie einer der Angeklagten nach einem Überfall die erbeuteten Geldscheine prahlerisch auf den Tisch wirft. "Jetzt sitzen sie gestriegelt da, haben Jobs und Ausbildungen, aber wie sie wirklich ticken, wird man sehen: Wie sie mit Waffen und Autos protzen. Das sind die Angeklagten. Messen Sie sie an ihren Taten, weil das ist ihr wahres Gesicht."
Einige der Beschuldigten sind vorbestraft, waren wegen der Vorwürfe zuletzt schon Monate in Untersuchungshaft. Die Verteidiger versuchten ein anderes Bild zu zeichnen: "Mein Mandant war beteiligt, ja, aber nicht aus Protzsucht, sondern aus Verzweiflung, weil er hat Kinder, die schwer krank sind", meinte einer der Anwälte. Ein anderer Verteidiger sieht keinesfalls eine kriminelle Vereinigung, bei der alle 13 zusammen in einem Keller saßen und Pläne schmiedeten: "Manche kennen sich gar nicht."
Ein Großteil der Angeklagten dürfte sich teilweise schuldig bekennen, war von den Verteidigern zu hören. Sie werden an den kommenden Verhandlungstagen befragt - ebenso wie mehr als 50 geladene Zeugen. Verhandelt wird bis voraussichtlich 2. Juli.
Zusammenfassung
- Im Grazer Straflandesgericht hat am Dienstag der erste große Prozess nach dem pandemiebedingten Shutdown begonnen.
- 13 Beschuldigte im Alter von 17 bis 42 Jahren müssen sich wegen 19 Raubüberfällen unter anderem auf Taxifahrer und Wettcafés verantworten.
- Staatsanwalt Hansjörg Bacher sowie die Verteidiger der 13 Beschuldigten führten ihre Eröffnungsplädoyers aus.
- "Geld her, Geld her" oder "Money, Money" waren die Forderungen bei den Überfällen.