Interview

"Arnautović würde auch Serbien guttun"

Heute, 05:00 · Lesedauer 4 min

Die österreichische Trainerhoffnung Ognjen Zaric ist gebürtiger Serbe. Im PULS 24 Interview spricht der 36-Jährige über die fußballerischen Unterschiede zwischen Österreich und seinem Geburtsland. Plus: Wie wird ÖFB-Star Marko Arnautović in Serbien angesehen?

Trainer Ognjen Zaric zählt zu den größten Talenten Österreichs. Der gebürtige Serbe ist in Kufstein aufgewachsen. Zuletzt war Zaric in der Schweiz im Trainerteam des FC Basel und Cheftrainer des FC Winterthur.

PULS 24: Wie kann man den serbischen Fußball im Vergleich zum österreichischen einschätzen?

Ognjen Zaric: Ein pauschaler Vergleich ist nicht einfach. In Serbien gibt es eine Menge an unglaublich guten Fußballtalenten. Die Infrastruktur ist zwar nicht die beste, dafür lebt die Kultur des Pausen- und Bolzplatzes noch. Das führt vermehrt zu einer Ausbildung von Individualisten. In Österreich hat der Fußball einen mannschaftlicheren Kontext. Die Akademien arbeiten einen Tick mehr nach Konzept. Das Red-Bull-System prägt durch jahrelange erfolgreiche Arbeit auch andere Bundesligavereine.

Ognjen ZariczVg

Ognjen Zaric coachte bereits beim FC Basel und FC Winterhur.

Serbien ist ein sportverrücktes Land. Wie hoch ist der Stellenwert der Fußball-Nationalmannschaft?

Sport ist in Serbien von großer kultureller Bedeutung. Novak Djoković und Nikola Jokić sind im Tennis und Basketball eine weltweite Benchmarke. Darauf ist man zu Recht stolz. Fußball ist von großer Relevanz, man träumt aber immer noch vom großen Coup der Nationalmannschaft - wie einst Roter Stern Belgrad im Klubfußball.

Wer sind die serbischen Schlüsselspieler, auf die Österreich in der Nations League besonders aufpassen muss?

Das Nationalteam wird derzeit stark verändert und verjüngt. Dušan Vlahović ist sicher der Unterschiedsspieler in der Mannschaft. Selbst wenn das Momentum bei Juventus Turin derzeit nicht auf seiner Seite ist - genau das macht Vlahović umso angriffslustiger. Er ist ein kompletter Stürmer, abschlussstark und sprintet permanent gefährlich in die Tiefe.

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Und wie sieht's mit der Verteidigung Serbiens aus?

Defensiv sind Nikola Milenković von Nottingham Forest und Strahinja Pavlović, der den Leuten in Österreich aus seiner Zeit in Salzburg bekannt ist, die wichtigsten Säulen. Beide heben sich physisch ab, sind am Boden und in der Luft zweikampfstark und sind wahre Leader am Platz. ABER: Sowohl Milenković, Pavlović als auch Aleksa Terzić sind im Hinspiel gesperrt.

Welchen Stellenwert hat Marko Arnautović in Serbien?

Er genießt absolute Wertschätzung. Ein Spieler mit seiner Qualität würde auch dem serbischen Nationalteam guttun.

Bei beiden Teams fehlen mehrere Leistungsträger. Wer geht als Favorit ins Spiel?

Bei voller Leistungsstärke sehe ich die Chancen bei 50-50. Speziell im ersten Spiel ist Österreich zu favorisieren, da Serbien mit größeren Ausfällen zu kämpfen hat.

Rangnick und sein Team tun dem österreichischen Fußball gut.

Ognjen Zaric

Zum ÖFB-Team, wie sehen Sie als Profitrainer die Entwicklung unter Teamchef Ralf Rangnick?

Positiv. Rangnick und sein Team tun dem österreichischen Fußball gut. Inhaltlich ist es eine spannende Herangehensweise. Wir konnten während der UEFA-Pro-Lizenz einen kleinen Einblick erhalten. Natürlich profitiert das Team durch ein aggressives Pressing, welches viele Spieler bereits seit Jahren intus haben. Doch auch die Ideen im eigenen Ballbesitz sind zum Teil genauso ausgeprägt und interessant. Die Mannschaft performt. Die Struktur ihres Spiels ist richtig gut.

Nach Ihrer Zeit in der Schweiz sind Sie zurzeit ohne Klub. Wo und wie sieht die Zukunft aus?

Ich hatte das Privileg, jetzt fünf Jahre als Profitrainer im Ausland zu arbeiten. Ich durfte wertvolle Erfahrungen auf höchstem Niveau sammeln und mit großartigen Spielern zusammenarbeiten. Im Moment genieße ich die Zeit mit meiner Familie und erfreue mich über ungewohnt freie Wochenenden. Erst vergangene Woche habe ich den erfolgreichen Mainz 05 unter Bo Henriksen besucht. Wir werden sehen, was der Fußball für mich bereithält.

Mitarbeit: Johannes Pressler

Zusammenfassung
  • Ognjen Zaric, ein 36-jähriger Trainer aus Österreich mit serbischen Wurzeln, vergleicht im PULS 24 Interview die Unterschiede zwischen dem serbischen und österreichischen Fußball.
  • In Serbien gibt es viele talentierte Individualisten, während österreichische Akademien mehr im Mannschaftskontext arbeiten.
  • Dušan Vlahović, ein Schlüsselspieler der serbischen Nationalmannschaft, spielt für Juventus Turin, obwohl er derzeit mit Herausforderungen konfrontiert ist.
  • Die serbische Verteidigung ist durch Sperren geschwächt, was Österreich im Nations-League-Spiel einen Vorteil verschaffen könnte.
  • Marko Arnautović wird in Serbien sehr geschätzt und könnte dem serbischen Team guttun.