Golfstar McIlroy komplettiert seinen Karriere-Grand-Slam
"Dies ist mein 17. Mal hier und ich habe mich schon gefragt, ob ich es jemals schaffen werde", sagte der Weltranglisten-Zweite im Sieger-Interview. Er sei die letzten zehn Jahre jedes Mal hierher gekommen "mit der Last des Grand Slam auf meinen Schultern und dem Versuch, das zu erreichen. Ich frage mich irgendwie, worüber wir alle beim Masters im nächsten Jahr reden werden." 2011 hatte McIlroy die US Open, 2012 und 2014 die PGA Championship sowie 2014 die British Open gewonnen. Nur das erste Major des Jahres hatte seitdem noch gefehlt.
Der 35-Jährige durchlief am Sonntag zwischen Magnolia Lane und Amen Corner sämtliche Gefühlswelten. Schon nach zwei Löchern hatte McIlroy seinen Vorsprung eingebüßt und fiel hinter Bryson DeChambeau (USA) zurück. Danach erspielte er sich mit vier Birdies eine komfortable Führung, bevor er auf den "Back Nine" in bittere Schlagverluste, darunter ein Double-Bogey auf der 13, schlitterte. Am Schlussloch verschob der mehrfache Ryder-Cup-Sieger den Putt zum Turniersieg und fabrizierte ein Bogey.
Mit einer 73er-Runde kam McIlroy auf 277 Schläge (11 unter Par) - so wie der 44-jährige Rose, der mit einer 66 gleichzog. Die Entscheidung fiel daher im Stechen an jenem Loch, wo der Nordire eben noch Nerven gezeigt hatte. Doch diesmal spielte er groß auf und versenkte den Putt zum Birdie - zu gut für Rose, der nur Par spielte. McIlroy ging schluchzend zu Boden, umarmte danach seine Familie und wurde mit "Rory, Rory"-Sprechchören gefeiert. "Es gab eine Menge aufgestauter Emotionen, die auf dem 18. Grün einfach herauskamen", sagte der Sieger. "Ein Moment wie dieser macht all die Jahre und all die knappen Entscheidungen wert."
Kreis schloss sich mit dem ersehnten grünen Sakko
Kurz darauf erhielt McIlroy das berühmte grüne Sakko aus den Händen von Vorjahressieger Scottie Scheffler, der diesmal hinter seinem US-Landsmann Patrick Reed Vierter wurde. "Ich habe von diesem Moment geträumt, so lange ich denken kann. Es gab Punkte in meiner Karriere, in denen ich nicht wusste, ob ich dieses schöne Kleidungsstück über meinen Schultern tragen würde", sagte McIlroy nach seinem nun fünften Major-Titel, der ihm 4,2 Millionen Dollar Preisgeld einbrachte. "Ich habe es mir heute nicht leicht gemacht. Es war einer der härtesten Tage, die ich je auf dem Golfplatz erlebt habe."
Mit diesem Triumph trat der europäische Topgolfer, der heuer schon den Klassiker in Pebble Beach sowie die Players Championship für sich entschieden hatte, in den elitären Kreis der Grand-Slam-Sieger auf. Alle vier Majors hatten zuvor nur die US-Amerikaner Gene Sarazen, Ben Hogan, Gary Player, Jack Nicklaus und Tiger Woods gewonnen. "Willkommen im Club", schrieb Woods auf Social Media. "Jetzt bist du ein Teil der Geschichte."
Für Rose war hingegen Frustbewältigung angesagt. "Man kann nicht ohne ein bisschen Herzschmerz durch eine Karriere gehen", sagte der Engländer, der erneut ein Masters-Stechen verlor und zum dritten Mal im Augusta National Zweiter wurde. "Das ist ein historischer Moment im Golf", sagte Rose mit Blick auf McIlroy. "Natürlich wollte ich heute der Bösewicht sein, aber es war ziemlich cool, diesen Moment mit ihm zu teilen." LIV-Golfer DeChambeau, der von Platz zwei gestartet war, fiel indes auf fünf zurück. Der Österreicher Sepp Straka hatte den Cut verpasst.
Zusammenfassung
- Rory McIlroy hat das Masters in Augusta gewonnen und damit als erster Europäer den Karriere-Grand-Slam im Golf vollendet. In einem dramatischen Finale setzte er sich im Stechen gegen Justin Rose durch, nachdem beide mit 277 Schlägen gleichauf lagen.
- Der Sieg brachte McIlroy nicht nur das begehrte grüne Sakko, sondern auch ein Preisgeld von 4,2 Millionen Dollar ein. Im Verlauf des Turniers zeigte er starke Nerven, insbesondere am 18. Loch, wo er den entscheidenden Putt zum Birdie versenkte.
- McIlroy ist der sechste Golfer in der Geschichte, der alle vier Majors gewonnen hat. Zuvor hatte er bereits die US Open, die PGA Championship und die British Open für sich entschieden.