Kosovo gegen ItalienAPA/AFP/Armend Nimani

"Es war schwierig": Buhrufe für Israel bei Fußball-Rückkehr

Israels Fußball-Nationalteam spielte erstmals wieder seit den Terrorattacken der Hamas im Oktober. Im Kosovo wurde die Mannschaft mit Pfiffen empfangen. Betroffen sind aber auch die Fußballer von Palästina, die in ihre WM-Qualifikation starten.

Nach Pfiffen bei der Hymne ist Israels Fußball-Nationalteam der Männer bei der Rückkehr auf die internationale Bühne mit einer Niederlage aus dem Kosovo abgereist. "Ich suche keine Ausreden. Es war schwierig, ins Spiel zu finden", sagte Teamchef Alon Hazan nach dem 0:1 in Pristina im Rahmen der europäischen EM-Qualifikation am Sonntagabend.

Man sei sehr enttäuscht, den Menschen "zu Hause kein Lächeln geschenkt zu haben". Das Spiel fand unter hohen Sicherheitsvorkehrungen statt.

Herzen und Tränen bei Israel

Während der israelischen Hymne waren im Stadion Pfiffe und Buhrufe von den Tribünen zu hören, während Israels Elf mit Salzburg-Profi Oscar Gloukh mit den Händen ein halbes, gebrochenes Herz in Erinnerung an die von der Hamas entführten Geiseln formten.

Auf der Betreuerbank flossen Tränen. "Als ich die Buhrufe gehört habe, wurde mir klar, dass ich noch stolzer bin, überhaupt hier zu sein", sagte Hazan nach der Partie.

Alon HazanAPA/AFP/Armend Nimani

Ein emotionaler Alon Hazan, Teamchef von Israel.

Einen Tag vor dem Spiel hatte sich der Trainer gemeinsam mit Kapitän Eli Dasa mit militärischen Erkennungsmarken um den Hals gezeigt. "Unsere Herzen sind in Gaza gefangen", lautete der Aufdruck. Dasa berichtete nach dem Spiel auch von Tränen in der Kabine.

"Wir haben Videos von Soldaten und Kindern erhalten. Sie lächelten, aber sagten uns, sie hätten kein zu Hause mehr, wo sie das Spiel sehen könnten. Das hat mich gebrochen", berichtete der 30-Jährige.

Brisantes Länderspiel im Kosovo

Medienberichten zufolge wurde die Nationalmannschaft von mehr als 30 Geheimdienstmitarbeitern begleitet. Das Teamhotel wurde von Spezialeinheiten hermetisch abgeriegelt. Direkt nach der Begegnung flog die Mannschaft nach Budapest, wo aufgrund des Gazakriegs die Heimspiele stattfinden. Dort empfängt das Team am Mittwoch die Schweiz.

"Krieg ist Teil unseres Lebens"

Nach der Terrorattacke der islamistischen Hamas am 7. Oktober wurden Israels Spiele in der EM-Quali verschoben. Deshalb absolviert die Mannschaft nun vier Spiele binnen etwas mehr als einer Woche. Nach dem Aufeinandertreffen mit der Schweiz stehen noch Spiele gegen Rumänien und in Andorra auf dem Programm.

Für Dasa ist es auch eine Rückkehr zur Normalität. "Der Krieg ist Teil unseres Lebens. Aber wir wollen Motivation daraus ziehen und den Menschen in Israel ein Lächeln schenken", sagte der Verteidiger.

Dass Israel von Normalität derzeit weit entfernt ist, zeigten Videos von der Abreise am Freitag. Die Spieler mussten auf dem Weg zum Flughafen aus dem Bus steigen und Schutz vor drohenden Raketenangriffen suchen, während im Hintergrund Sirenen zu hören waren.

"Nichts wird uns auf dem Weg zur EURO 2024 stoppen", schrieb der israelische Fußballverband dazu auf der Plattform X. Nach der Niederlage in Pristina verloren die in der Gruppe drittplatzierten Israelis (11 Punkte) jedenfalls Boden auf die voran liegenden Rumänen (16) und die zweitplatzierten Schweizer (15).

Palästina starten in WM-Qualifikation

Der Krieg ist ebenso ein Teil der palästinensischen Spieler, die am Donnerstag mit einem Spiel gegen den Libanon in ihre WM-Qualifikation starten. Drei von Nationaltrainer Makram Daboub nominierte Spieler konnten nicht an der Vorbereitung in Jordanien teilnehmen, da sie den Gazastreifen nicht verlassen konnten.

"Es geht ihnen bisher gut, aber viele ihrer Verwandten sind durch die Bombardierungen gestorben", meinte Dahoub. Heimspiele wird es auch für das palästinensische Team vorerst aus Sicherheitsgründen nicht geben. Australien empfängt man in Kuwait.

Selbst Auswärtsspiele müssen verlegt werden. Gegen den Libanon trifft man in Schardscha in den Vereinigten Arabischen Emiraten an, ursprünglich sollte das Spiel in Beirut stattfinden. Eine Absage der Begegnungen steht nicht zur Debatte.

"Es ist ein Volk, das vom Rest der Welt gehört und gesehen werden möchte. Es möchte wie jeder andere ein normales Leben leben, deshalb ist die Nationalmannschaft wichtig", sagte Susan Shalabi, Vize-Präsidentin des palästinensischen Fußball-Verbandes.

Nahostkonflikt setzt sich fort

Auf israelischer Seite waren bei der Attacke der Hamas mehr als 1.200 Menschen getötet worden, darunter viele Frauen und Kinder. Rund 240 Geiseln befinden sich nach wie vor in den Händen der Islamisten.

Die Zahl der im Zuge der israelischen Militäroperationen im Gazastreifen getöteten Palästinenser ist seit Kriegsbeginn nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums auf über 10.000 gestiegen. Die Zahlen und Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

ribbon Zusammenfassung
  • Nach Pfiffen bei der Hymne ist Israels Fußball-Nationalteam der Männer bei der Rückkehr auf die internationale Bühne mit einer Niederlage aus dem Kosovo abgereist.
  • Man sei sehr enttäuscht, den Menschen "zu Hause kein Lächeln geschenkt zu haben".
  • Das Spiel fand unter hohen Sicherheitsvorkehrungen statt.
  • Medienberichten zufolge wurde die Nationalmannschaft von mehr als 30 Geheimdienstmitarbeitern begleitet.
  • Der Krieg ist ebenso ein Teil der palästinensischen Spieler, die am Donnerstag mit einem Spiel gegen den Libanon in ihre WM-Qualifikation starten.
  • Drei von Nationaltrainer Makram Daboub nominierte Spieler konnten nicht an der Vorbereitung in Jordanien teilnehmen, da sie den Gazastreifen nicht verlassen konnten.