Eishockey-Profibetrieb in Österreich gefährdet
Das Schicksal der heimischen Eishockey-Liga liegt in den Händen der Politik. Aufgrund der aktuellen Corona-Vorgaben scheint der Profibetrieb ernsthaft gefährdet. So hat etwa der HC Innsbruck bei der Hallenbegehung durch die zuständige Behörde erfahren, dass nur knapp 400 Fans bei Heimspielen zugelassen wären. "Da kann keine Mannschaft überleben", betonte Dornbirn-Manager Alexander Kutzer.
Der Vorarlberger erklärte im APA-Gespräch, dass die "vielen dehnbaren Begriffe im Verordnungstext es unmöglich machen, ein realistisches Budget für die neue Saison zu erstellen. Wir wollen ja und werden am 28. September Eishockey spielen, das ist unser Ziel und Anliegen. Aber es muss uns jemand auch die Möglichkeit geben, dass wir wirtschaftlich überleben können", appellierte Kutzer an die Regierung. "Eine solche wirtschaftliche Basis gibt es derzeit nicht", bestätigte auch HC-Innsbruck-Obmann Günther Hanschitz.
Theoretisch wären ab September bei Indoor-Veranstaltungen - also auch im Eishockey - wieder maximal 5.000 Fans möglich, sofern es die Verhältnisse in der jeweiligen Austragungsstätte erlauben. Doch schon alleine aufgrund der Abstandsregeln sei diese Zahl utopisch.
"Man hört von der Regierung immer, wir dürfen 5.000 Zuschauer reinlassen. Was aber nicht dazu gesagt wird, unter welchen Rahmenbedingungen und zu welchen Kosten diese möglich sind", stellte Kutzer dazu klar. "Wenn es um Erfüllung sozialpolitischer Aufgaben geht, wie Botschafter für die Jugend, Nachwuchsarbeit, etc. schmückt man sich gerne mit uns, wenn es aber um Risiken und Haftungen sowie das Überleben der Vereine und genau dieses Nachwuchses geht, wird man einfach im kalten Wind der Realität 'nackig' hängen gelassen."
"Der wichtigste Faktor sind die Zuschauer", versicherte ebenso KAC-Manager Oliver Pilloni, dass aufgrund der Unklarheit über die Anzahl der zugelassenen Fans derzeit keine seriöse Finanzsaisonplanung möglich sei. "Du kannst kein Budget machen, wenn man nicht weiß, wie viele Zuschauereinnahmen wir haben werden", erläuterte Pilloni und verwies auch auf die im Vergleich zum Fußball fehlenden Fernsehgeld-Millionen und Ablösesummen.
"Wir haben nicht 30 Millionen TV-Gelder wie in der Schweiz", sagte Franz Kalla, der Manager der Vienna Capitals. Der Club war vergangene Saison mit Zuschauerzahlen von weit über 5.000 laut Kalla auf Rekordkurs. "Die Zuschauereinnahmen sind essenziell wichtig", betonte der Caps-Manager. Ein Ausfall täte "wahnsinnig weh". Kalla meinte jedoch, Jammern helfe nicht. "Wir müssen una adaptieren, umdenken und lernen."
Pilloni wünscht sich eine möglichst rasche Entscheidung über die erlaubten Zuschauerkapazitäten. "Jetzt wird es langsam Zeit. Ich muss wissen, ob 1.000 oder 2.000 kommen dürfen, damit ich kalkulieren kann. Aber ich nehme an, dass alle die gleichen Probleme haben", meinte der Manager des Rekordmeisters.
Kritik an der langen Dauer der Entscheidungsfindung der Verantwortungsträger übte der Klagenfurter jedoch nicht. "Ich habe Verständnis für die Politik, da gibt es so viele Dinge zu beachten." Hilfsgelder für die Clubs seien aber sehr wohl nötig, bekräftigte Pilloni ebenso wie Kutzer. "Und da reden wir nicht von Unsummen", sagte der Dornbirn-Manager, der wie Hanschitz für einen Ausfallhaftungsbetrag plädierte, um das Überleben der Clubs zu sichern.
Im Gegensatz zu Mitkonkurrenten hat der KAC, der von Gönnerin Heidi Horten unterstützt wird, aktuell keine entfallenen Sponsorengelder zu verzeichnen. Allerdings gebe es kleinere Partner, die angekündigt haben, dass es nächste Saison wegen der Wirtschaftskrise schlechter ausschaue, so Pilloni. Aufgrund der offenen Budgetsituation sei die aktuelle Liga-Transfersperre für ihn nicht relevant. "Wie soll ich Spieler verpflichten?", fragte Pilloni, der diesbezüglich aber ruhig bleibt. Der aktuelle Kader des Rekordmeisters sei breit aufgestellt, und man könne auch auf Leute aus dem Farmteam zurückgreifen.
Der KAC hatte in der abgelaufenen Saison einen Zuschauerschnitt von 3.600 Fans. "Wenn es stattdessen 2.000 sind, muss ich das Budget dahingehend anpassen", merkte Pilloni an." Es mache dabei aber natürlich einen Unterschied, ob der KAC mit 2.000 Fans auskommen müsse oder ein Club, der sowieso weniger Fan-Zuspruch habe. Eine Reduzierung auf wie in Innsbruck vorgesehen knapp 400 gehe aber keinesfalls, bestätigte Pilloni seine Kollegen aus Dornbirn und Tirol.
Die Graz 99ers warten noch auf die Begehung ihrer Eishalle. "Wir sind im ständigen Kontakt mit der zuständigen regionalen Behörde. Eine Begehung wurde in zwei Wochen fixiert, inklusive Präsentation des Sicherheitskonzepts für Zuseher", teilte General Manager Bernd Vollmann am Mittwoch auf APA-Anfrage mit.
Die Grazer hoffen ebenfalls auf eine baldige Entscheidung, um endlich besser planen zu können. "Die Liga und auch die Vereine warten derzeit auf eine endgültige Rückmeldung von der Bundesregierung. Wir sind im regelmäßigen Austausch, müssen aber weiterhin abwarten, wie und in welchem Ausmaß Zuseher in die Halle dürfen. Zum aktuellen Zeitpunkt gibt es zwei mögliche Optionen: Mit Maske, dann könnte man vermutlich die kompletten Sitzplätze nutzen, oder mit einem entsprechenden Abstand. Wir sind aber zuversichtlich, dass wir diese Hürden gemeinsam meistern werden", meinte Vollmann.
"Ein großes Problem", nicht nur für die 99ers, "sind noch immer die Ausfälle der abgelaufenen Saison. Bis zum heutigen Tag gab es hier noch keinen Schadensersatz, obwohl uns dieser zugesagt wurde. Die Vereine sind auf diese Ausgleichszahlungen angewiesen, da die fehlenden Play-off-Spiele ein Loch ins Budget gerissen haben", betonte Vollmann.
Und was die kommende Saison betreffe, "haben die Vereine ein Minus zwischen 25 bis 35 Prozent am Sponsorenmarkt zu beklagen", wobei da auch noch der "Einnahmenentfall bei Zusehern (...) additiv" hinzukomme. "Im Prinzip bewegen wir uns nun im Sponsoringbereich schon fast am Niveau der Kunst- und Kulturszene. Mit dem Unterschied, dass Kunst und Kultur aufgrund deren sehr gut funktionierender Lobby im Schnitt die zehnfache staatliche Unterstützung bekommen. Dieser Faktor sollte anhand des tatsächlichen Werts für die Gesellschaft überdacht werden", forderte Vollmann.
Zusammenfassung
- Aufgrund der aktuellen Corona-Vorgaben scheint der Profibetrieb ernsthaft gefährdet.
- "Da kann keine Mannschaft überleben", betonte Dornbirn-Manager Alexander Kutzer.
- Der Club war vergangene Saison mit Zuschauerzahlen von weit über 5.000 laut Kalla auf Rekordkurs.
- Hilfsgelder für die Clubs seien aber sehr wohl nötig, bekräftigte Pilloni ebenso wie Kutzer.
- Aufgrund der offenen Budgetsituation sei die aktuelle Liga-Transfersperre für ihn nicht relevant.