Zerzauste Haare, Kettensäge, Klon-Hunde: Wer ist Javier Milei?
Sogar seine Anhänger nennen ihn wegen seiner exzentrischen Art den "Verrückten", wegen seines widerspenstigen Haarschopfs "die Perücke". Der libertäre Populist und Oppositionspolitiker Javier Milei ist der neue Präsident Argentiniens.
Zerzauste Haare und laufende Kettensägen
Milei profitierte vor allem von der Wut vieler Argentinier auf die Dauerkrise und das politische Establishment. Inmitten einer schweren Wirtschaftskrise verspricht der selbsternannte "Anarcho-Kapitalist" eine radikale Kehrtwende: Er will den US-Dollar als gesetzliches Zahlungsmittel einführen, die Zentralbank sowie viele Ministerien abschaffen und die Sozialausgaben kürzen.
Als Symbol für diese Kehrtwende schwang Milei bei seinen Wahlkampfveranstaltungen regelmäßig eine laufende Kettensäge und wetterte gegen die ihm verhasste politische "Kaste".
https://twitter.com/somoscorta/status/1702793827658936390
Ein Tantra-Sex-Lehrer in der Politik
Seine Partei "La Libertad Avanza" ("Die Freiheit schreitet voran") hat der ehemalige Tantra-Sex-Lehrer erst 2021 gegründet. Eine besondere Motivation steckte hinter seinem Einstieg in die Politik - Gott persönlich habe ihm gesagt, dass er "zu einer Mission bestimmt ist, Argentinien vor dem Bösen zu retten", behauptet Milei.
Geklonte Hunde als politische Berater
Nicht nur mit Gott will Milei kommuniziert haben. Laut mehreren argentinischen Medien soll er auch mit seinem 2017 verstorbenen Hund "Conan", aber auch mit den fünf Klonen "Conans" sprechen, die er nach dessen Tod in Auftrag gab.
Dabei soll Milei auch strategische Tipps von seinen "Kindern auf vier Pfoten" bekommen, so Spekulationen, die Milei weder bestätigt noch dementiert. Gegenüber der spanischen "El País" meinte Argentiniens neuer Präsident lediglich: "Was ich in meinem eigenen Haus tue, ist mein Problem".
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Wegen seiner exzentrischen Art, seinen Einstellungen und Aussagen fällt der 53-Jährige regelmäßig auf. So trat er einmal auf, verkleidet als sein Superhelden-Alter-Ego "General Ancap", auf, während er über die Wirtschaftskrise in Argentinien sang.
https://twitter.com/AssLatam/status/1726408902114173169
Papst Franziskus ein "Kommunist" und "Schwachkopf"
Das Enfant terrible der argentinischen Politik will den Waffenbesitz liberalisieren, ist gegen das Recht auf Abtreibung, glaubt nicht an den menschengemachten Klimawandel und schimpfte den argentinischen Papst Franziskus einen Kommunisten, "Schwachkopf" und "Vertreter des Bösen".
Der Organhandel hingegen ist für Milei ein "Markt wie jeder andere", wie er in einem Radiointerview 2022 meinte. Auf die Legalisierung des Organhandels angesprochen, meinte der Staatschef: "Warum muss alles vom Staat geregelt werden? Mein erstes Eigentum ist mein Körper." Die Personen, die beschlossen hätten ihre Organe zu verkaufen, würden damit niemand anderen beeinträchtigen.
Der argentinische Donald Trump
Einige der politischen Positionen Mileis scheinen den US-amerikanischen Republikanern zu ähneln – auch deshalb wird er von manchen als "argentinischer Trump" bezeichnet. In Anlehnung an Trumps Slogan "Make America Great Again", will auch Milei sein Land zu einer "Zeit der Größe" zurückführen. So tragen auch seine Anhänger oft Hüte mit der Aufschrift "Make Argentina Great Again".
Wie Trump und der frühere brasilianische Staatschef Jair Bolsonaro bedient sich auch Milei einer Anti-System-Rhetorik, allerdings verzichtet er im Gegensatz zu seinen Vorbildern auf rechtsradikale Ausfälle und befürwortet etwa die gleichgeschlechtliche Ehe.
"Herzlichen Glückwunsch an Javier Milei zu einem großartigen Rennen um das Amt des argentinischen Präsidenten", gratulierte währenddessen Trump Milei auf Truth Social. "Ich bin sehr stolz auf Sie. Sie werden Ihr Land umkrempeln und Argentinien wirklich wieder großartig machen."
https://twitter.com/cristiannmillo/status/1726403669946470660
Kehrtwende für Argentinien
Der Sieg des marktliberalen Milei bedeutet eine echte Kehrtwende für Argentinien, wo die linken Peronisten seit über 20 Jahren maßgeblich den Ton angeben, der Staat massiv in die Wirtschaft eingreift, öffentliche Dienstleistungen stark subventioniert werden und in zahlreichen Provinzen mehr Arbeitnehmer im öffentlichen Sektor beschäftigt sind als in der Privatwirtschaft.
Nun dürfte allerdings Mileis Kompromissfähigkeit getestet werden, denn allein wird er trotz seiner radikalen Rhetorik nicht weit kommen. Im Parlament hat er keine Mehrheit, sein Lager verfügt nicht über einen Provinzgouverneur, zudem fehlt ihm qualifiziertes Personal, um wichtige Schlüsselpositionen zu besetzen.
Der politische Gegner hingegen kann ihm das Leben als Staatschef schwer machen: Die linken Peronisten sind über Gewerkschaften, soziale Bewegungen und Parteistrukturen bis in die kleinsten Gemeinden bestens organisiert und jederzeit in der Lage, das öffentliche Leben in Argentinien mit Protesten gegen die neue Regierung lahmzulegen.
Zusammenfassung
- Seine Anhänger nennen ihn wegen seiner exzentrischen Art den "Verrückten", wegen seines widerspenstigen Haarschopfs "die Perücke".
- Der libertäre Populist und Oppositionspolitiker Javier Milei ist der neue Präsident Argentiniens.
- Wegen seiner exzentrischen Art, seinen Einstellungen und Aussagen fällt der 53-Jährige regelmäßig auf.