Längere Öffnungszeiten? "Propagandisten des Neoliberalismus"
Sollen Supermärkte künftig bis 23.00 Uhr geöffnet haben? Zwei völlig konträre Meinungen trafen da bei "Wild Umstritten" aufeinander.
Der Vorschlag kam zunächst von Rewe-Österreich-Chef Marcel Haraszti. Für Ex-Nationalratsabgeordneten Harald Walser (Die Grünen) sei sowas die "klassische Ausdrucksweise von Propagandisten des Neoliberalismus".
Gefährdung des "sozialen Friedens"?
Dadurch sieht er gar den "sozialen Frieden" in Österreich gefährdet. "Wer arbeitet denn in diesen großen Konzernen? Das sind meistens schlecht bezahlte Frauen und die müssen vom Staat geschützt werden".
Es sei für den Einzelnen zwar bestimmt angenehmer, so sein Einwand. Aber "wir müssen auch an die kleinen Unternehmer denken", durch solche Vorstöße würden die unter arge Bedrängnis geraten.
"Das soll sich jeder selbst aussuchen"
Ganz anders sieht das Star-Anwalt Manfred Ainedter. "Das soll liberalisiert werden, das soll sich jeder selbst aussuchen", sagte er: "Ich habe unsere Ladenschlusszeiten nie verstanden". Er würde sogar noch einen Schritt weitergehen: "Natürlich gehört am Sonntag aufgesperrt, wenn’s der Markt will".
Auch die kleinen Händler sieht er dadurch nicht bedrängt. "Und wenn der große Billa zu sperrt, macht der kleine Greissler auf".
In vielen Nachbarländer Österreichs gibt es keine geregelten Öffnungszeiten. Für Ainedter fatal: "Kaufkraft fließt ab, wir schauen zu und sagen: 'Hurra, wir haben am Sonntag zu'".
"In welcher Welt leben Sie denn?"
Für Walser gehört gehöre diese Entwicklung "in Österreich gestoppt". Es dürfe nicht noch mehr Druck auf die Arbeitnehmer:innen geben.
"Ich sehe nicht, wo da ein Druck sein soll, wenn sich ein Mensch aussuchen kann, wann er arbeitet", kontert Ainedter. "Die sollen nicht mehr arbeiten, sondern nur zu einer anderen Zeit".
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"In welcher Welt leben sie denn", kritisiert Walser. "Die kleinen gehen drauf, die werden das nicht durchhalten können. Die großen werden die Profiteure sein".
Einfach mal probieren
Pragmatischer sieht das "profil"-Journalistin Eva Linsinger. "Warum nicht mal ausprobieren?", findet sie. Am aktuellen Arbeitsmarkt hätten die Beschäftigten ohnehin mehr Macht. Wenn ein Unternehmen "keine ordentlichen Bedingungen bietet, wird auch keine Beschäftigten finden".
Sie versteht nicht, warum sie sich am Sonntag bei der Tankstelle eine Milch kaufen dürfe, sonst aber nicht: "Das finde ich keine sehr kluge Regelung". Ihr Fazit: "Möglicherweise wäre es ganz sinnvoll, es einfach mal pragmatisch auszuprobieren".
Zusammenfassung
- Billa/Bipa-Chef Marcel Haraszti hat sich für eine Verlängerung der Ladenöffnungszeiten bis 23.00 Uhr ausgesprochen.
- Heftig diskutiert wurde darüber bei "Wild Umstritten"
- Für Ex-Nationalratsabgeordneten Harald Walser (Die Grünen) sei sowas die "klassische Ausdrucksweise von Propagandisten des Neoliberalismus".
- Ganz anders sieht das Star-Anwalt Manfred Ainedter. "Das soll liberalisiert werden, das soll sich jeder selbst aussuchen".