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Wie russische Medien und Social Media auf die Putin-Rede reagieren

Sowohl in russischen Staatsmedien als auch auf sämtlichen Telegram-Accounts wird von Russenhass und "westlicher Propaganda und westlichen Terroranschlägen" geredet. Die Teilmobilmachung wäre vom Volk längst gewünscht, wird auffallend oft betont.

Nach der Teilmobilmachung durch Wladimir Putin versuchen russische Medien und Kanäle auf Social Media, die russische Bevölkerung auf den nun offenen Krieg einzuschwören. Putins Propaganda-Lügen werden dabei selbstverständlich übernommen.

Auffällig ist, dass sowohl von offiziellen Kanälen als auch von vermeintlichen Privat-Accounts immer wieder betont wird, dass der Westen bereits aktiv Krieg gegen Russland führe und die Teilmobilmachung von der Bevölkerung gefordert werde.

Die russische Nachrichtenagentur TASS spricht in ihrer Berichterstattung zur Teilmobilisierung von "westlichen Terroranschlägen", die in den Grenzgebieten Russlands durchgeführt würden. Von nuklearer Erpressung des Westens ist die Rede: Dabei bezieht sich TASS auf die Rede Putins, in der er von einer Atomkatastrophe aufgrund des "vom Westen geförderten" Beschusses des AKW Saporitschschja sprach. In den westlichen Ländern gebe es außerdem Aussagen über die Notwendigkeit des Zusammenbruchs der Russischen Föderation.

"Westen hat Sanktionsmöglichkeiten ausgeschöpft"

In einem Artikel der "Ria Novosti" wurden Experten zum Thema Teilmobilmachung befragt. Einer dieser Experten, Denis Denisov, behauptet, der Westen würde Russland "traditionell verurteilen". Es sei jedoch unwahrscheinlich "dass sie über Worte hinausgehen werden". Die Europäische Union und die Vereinigten Staaten hätten ihre Sanktionsmöglichkeiten ausgeschöpft, China und Indien würden sich aber "an der Konfrontation mit Moskau nicht beteiligen", meint er.

Laut einem anderen Experten, Oleksiy Mukhin, würden die USA und Großbritannien "Moskau regelmäßig mit einem Atomkrieg drohen". 

Es herrscht die (vorgegebene) Meinung, dass die "Spezialoperation" sich nicht ändern werde, das Hauptziel sei "die Befreiung des Donbass", berichtet "Ria Novosti". Außerdem wird von einer "antirussischen Politik" des Westens sowie "Russophobie" gesprochen.

Die Chefredakteurin des russischen Senders RT Margarita Simonyan, die von Putins Pressesprecher als "beste Moderatorin der Welt" bezeichnet wurde, berichtet auf ihrem Telegram-Account von der Teilmobilmachung. Bei einer alles andere als repräsentativen Umfrage, die sie unter ihren Followern durchführte, stimmte der Großteil dafür, dass es "höchste Zeit" für eine solche Maßnahme sei.

"Westen will Russlands Zerstörung"

Der russische Politikwissenschaftler Boris Yakimenko kommentierte auf Telegram, Russland würde "mit neuen Territorien wachsen". Die "westliche Propaganda" würde versuchen, "die befreiten Gebiete davon zu überzeugen, dass Russland sie aufgeben würde".

Die angekündigte Teilmobilisierung sei von der Gesellschaft schon lange gefordert worden, behauptet auch Yakimenko. Außerdem würde sie die "Erreichung der Ziele der speziellen Militäroperation erheblich stärken". Sie würde "die Sicherheit Russlands erhöhen und seine Zukunft schützen", so der Propagandist.

Russland befände sich außerdem nicht im Krieg mit der Ukraine, sondern mit der NATO. Der Westen habe das Ziel "Russland nicht nur einzudämmern, sondern als Staat zu zerstören".

"Jagd auf Russland"

Ein weiterer Nutzer spricht von einer "weltweiten Jagd nach Russland, Russen und allem Russischen, von der Kultur bis zur Sprache". Ein anderer bezeichnet die Teilmobilmachung als wichtige Maßnahme für die Integrität Russlands. Die aktuelle Situation würde eine Bedrohung für die Sicherheit Russlands darstellen. In den letzten Jahren sei "ein Krieg gegen Russland" geführt worden. Pläne der NATO, ihre Grenze zu Russland zu verschieben, seien in den letzten Jahren gescheitert und nun versuche der Westen, "Russland mit anderen Methoden zu besiegen". 

ribbon Zusammenfassung
  • Sowohl in russischen Staatsmedien als auch auf (pro-)russischen Telegram-Kanälen wird die Bevölkerung auf die Mobilmachung eingeschworen.
  • Auffällig ist, dass sowohl offizielle Kanäle als auch vermeintliche Privat-Accounts immer wieder betonen, dass die Teilmobilmachung vom Volk gefordert sei.