Westlicher Geheimdienst warnte vor Putin-nahem OMV-Chef Seele

Der ehemalige OMV-Chef Rainer Seele soll jahrelang treibende Kraft beim Ausbau der Abhängigkeit Österreichs von russischem Gas gewesen sein. Bereits zu Beginn seiner Tätigkeit soll Österreich von einem westlichen Geheimdienst vor der Putin-Nähe Seeles gewarnt worden sein.

Österreich ist abhängig von russischem Gas, mit dem 80 Prozent des heimischen Verbrauchs gedeckt werden. Das verschafft dem russischen Machthaber Wladimir Putin ein politisches Druckmittel, wie sich aktuell im Ukraine-Krieg zeigt. Das war aber nicht immer so. Vor allem der ehemalige OMV-Chef Rainer Seele soll maßgeblich dafür gesorgt haben, dass sich Österreich ab 2015 immer tiefer in russische Abhängigkeit begab.

Österreich wurde, als Seele 2015 zum neuen Chef der OMV - bei der die Republik Teileigentümer ist - bestellt wurde, von einem befreundeten westlichen Geheimdienst gewarnt. Das berichtet die "Presse" am Dienstag. Putin selbst hätte Seeles Aufstieg an die Spitze der OMV gefördert, um Österreich in russische Abhängigkeit zu bringen, so die Warnung. Wie sich heute zeigt, traten die Befürchtungen ein. Die Russland-Nähe bereitete der damaligen Regierung aber offenbar keine Sorgen. Seele offenbarte ohne Scheu, wie er der OMV große Gewinne einfahren wollte: mit billigem russischen Gas.

Zuvor bei Gazprom-nahen deutschen Anbieter

Damit hatte der Deutsche Erfahrung, denn vor seiner Bestellung zum OMV-Chef war er Vorsitzender bei Wintershall, dem heute größten Produzenten von Rohöl und Erdgas in Deutschland. Seit den 1990er-Jahren hat das Unternehmen eine Vereinbarung mit Gazprom zur Vermarktung von russischem Gas in Deutschland. 1993 gründeten die beiden Unternehmen mit Wingas ein Jointventure. 2015 ging der Erdgashandel der Wintershall komplett in russischen Besitz über. Wintershall ist auch Miteigentümer der Nord-Stream-Pipeline von Gazprom. 

Russland Machthaber Wladimir Putin (l.) mit OMV-Chef Rainer Seele bei einem österreichischen Staatsbesuch in Moskau 2018.

Siegfried Wolf, der Seele-Befürworter

Einer der größten Befürworter von Rainer Seele war der Unternehmer Siegfried Wolf. Er hatte bereits 2015 nicht nur beste Kontakte nach Russland und in den Kreml, sondern war auch Aufsichtsratsvorsitzender der Staatsholding ÖIAG (Vorgängerin der ÖBIB und heutigen ÖBAG), die als OMV-Teileigentümer ein gewichtiges Wort bei der Vorstandsbestellung mitzureden hatte. Der für die ÖIAG zuständige ÖVP-Finanzminister war damals Hans Jörg Schelling. Dieser stieg übrigens nach seiner Politikerkarriere als Berater bei Gazprom für das Projekt "Nord Stream 2" ein.

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Moskau-Reisen mit Benko und Kurz

Im Herbst 2018 schrieb etwa ein OMV-Manager an Wolf: "St. Petersburg hat Rainer S. nominiert: Er/Du/René (Benko, Anm.) und ich im Kreis um Seb. (Kurz, Anm.) und großer Chef passt das?" Kurz reiste in Begleitung der Genannten im Oktober nach Moskau, um Putin zu treffen. Das vierte Mal in jenem Jahr.

Als Wolf jüngst im ÖVP-U-Ausschuss zu seinen Moskau-Reisen mit Sebastian Kurz und René Benko befragt wurde, gab er an, keine konkreten Erinnerungen daran mehr zu haben.

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ribbon Zusammenfassung
  • Der ehemalige OMV-Chef Rainer Seele soll jahrelang treibende Kraft beim Ausbau der Abhängigkeit Österreichs von russischem Gas gewesen sein.
  • Bereits zu Beginn seiner Tätigkeit im Jahr 2015 soll Österreich von einem westlichen Geheimdienst vor der Putin-Nähe Seeles gewarnt worden sein.
  • Putin selbst hätte Seeles Aufstieg an die Spitze der OMV gefördert, um Österreich in russische Abhängigkeit zu bringen, so die Warnung damals.