Westliche Staaten evakuieren Staatsbürger aus dem Sudan
Für das nordostafrikanische Land ist die Vertretung in Ägypten zuständig. Rund 45 Österreicherinnen und Österreicher befinden sich laut Informationen des österreichischen Außenministeriums derzeit im Sudan, die meisten davon sind Auslandsösterreicher und deren Angehörige.
Die Deutsche Bundeswehr flog bisher 311 Menschen aus Khartum aus. Sie wurden nach Jordanien gebracht, von dort wurde eine Weiterreise organisiert, teilte die Bundeswehr mit. Ein erster Airbus A321 mit Evakuierten war um 06.15 Uhr am Montag in Berlin gelandet. An Bord der Maschine seien 101 Deutsche, ihre Familien und Angehörige weiterer Partnerstaaten gewesen, teilte das Auswärtige Amt in Berlin mit. "Weitere Evakuierungsflüge sind geplant, solange die Sicherheitslage es zulässt." Auch Spanien flog am Sonntag eigene Zivilisten und Diplomaten sowie Menschen anderer Nationalitäten aus dem Sudan aus.
Die britische Regierung gab am Sonntag bekannt, diplomatisches Personal und Familienangehörige evakuiert zu haben. "Ich zolle dem Engagement unserer Diplomaten und der Tapferkeit des Militärpersonals Anerkennung, die diese schwierige Operation durchgeführt haben", schrieb Premierminister Rishi Sunak auf Twitter. "Wir verfolgen weiterhin alle Möglichkeiten, um das Blutvergießen im Sudan zu beenden und die Sicherheit der im Land verbleibenden britischen Staatsangehörigen zu gewährleisten."
Frankreich flog Medienberichten zufolge rund 100 Menschen aus. Ein erstes Flugzeug war am Sonntagabend aus Sudans Hauptstadt Khartum auf dem Weg nach Dschibuti, ein zweites Flugzeug sollte ebenfalls am Abend starten, wie die französischen Fernsehsender franceinfo und BFMTV unter Hinweis auf das Außenministerium berichteten. An Bord seien nicht nur Franzosen, sondern auch Menschen anderer Nationalitäten. Jedes Flugzeug könne etwa 100 Menschen transportieren. Insgesamt befinden sich etwa 250 Franzosen im Sudan, doch nicht alle wollen nach Angaben des Außenministeriums ausgeflogen werden.
Die Niederlande beteiligen sich ebenfalls an den Bemühungen. Eine erste Gruppe Niederländer wurde am Sonntag mit einem französischen Flugzeug ausgeflogen, teilte der niederländische Außenminister Wopke Hoekstra mit, wie die Nachrichtenagentur ANP berichtete. Hoekstra hoffe, dass sich im Laufe des Abends noch mehr Niederländer auf den Weg nach Jordanien machen könnten und dass dabei auch niederländische Flugzeuge zum Einsatz kommen könnten. Der Minister sprach von einer "sehr komplexen Operation", die die Niederlande gemeinsam mit den Franzosen und Deutschen durchführen.
Wie das Verteidigungsministerium am Sonntag mitteilte, stehen seit Mittwochabend zwei niederländische Militärflugzeuge in Jordanien für die Evakuierungen bereit. Dabei handle es sich um C-130 Hercules-Transportflugzeuge. Niederländische Marineinfanteristen und eine medizinische Einheit befänden sich ebenfalls in Jordanien in Bereitschaft. Ungefähr 150 niederländische Staatsangehörige, darunter Beschäftigte der inzwischen geschlossenen Botschaft im Sudan, hätten sich für eine Evakuierung gemeldet.
Griechenland versetzte Sondereinheiten seines Militärs und Flugzeuge nach Ägypten für einen Evakuierungseinsatz im umkämpften Sudan. Dies teilte am Sonntag der griechische Außenminister Nikos Dendias im Staatsfernsehen mit. Ägypten habe der Aktion zugestimmt. Dieser Einsatz solle mit anderen Ländern und internationalen Organisationen genau abgestimmt werden, hieß es weiter.
Auch italienische Zivilisten und Diplomaten wurden aus Khartum ausgeflogen. "Alle Italiener, die darum gebeten hatten, den Sudan zu verlassen, sind in Sicherheit und im Flugzeug auf dem Weg nach Dschibuti", schrieb Italiens Außenminister Antonio Tajani am späten Sonntagabend auf Twitter. Tajani hatte zuvor die Evakuierung von insgesamt rund 200 Zivilisten und Botschaftsmitarbeitern angekündigt. Etwa 140 davon seien Menschen mit italienischer Staatsangehörigkeit, einige Schweizer, Mitarbeiter der apostolischen Nuntiatur - also vatikanischen Botschaft - sowie rund 20 weitere europäische Bürger.
Norwegen evakuierte seine diplomatischen Vertreter ebenfalls. Die drei norwegischen Diplomaten befänden sich jetzt in Sicherheit, darunter auch Botschafter Endre Stiansen, teilte das Außenministerium am Sonntagabend in Oslo mit. Die Lage vor Ort sei so kritisch, dass dies notwendig gewesen sei. Die norwegische Botschaft in der sudanesischen Hauptstadt Khartum bleibe nun vorübergehend geschlossen. Man arbeite daran, die rund 80 registrierten norwegischen Staatsbürger in dem umkämpften Land in Zusammenarbeit mit anderen europäischen Ländern bei der Ausreise zu unterstützen.
US-Präsident Joe Biden und Außenminister Antony Blinken hatten die Evakuierung der US-Botschaft bestätigt. Washington habe die Arbeit der US-Botschaft vorübergehend ausgesetzt, da die Kämpfe im Sudan weiter andauerten, erklärte der Präsident. Blinken forderte die Konfliktparteien erneut auf, die Feindseligkeiten dauerhaft einzustellen.
Aus der östlichen Stadt Port Sudan war am Samstag bereits eine saudi-arabische Gruppe in Sicherheit gebracht worden. Auch eine jordanische Delegation sollte aus Port Sudan ausgeflogen werden. Zwischen Khartum und Port Sudan liegen knapp 850 Kilometer. Das türkische Außenministerium erklärte, türkische Staatsbürger sollten auf dem Landweg über einen Drittstaat in Sicherheit gebracht werden.
Nach Angaben des saudischen Fernsehsenders Al-Arabiya brachten zudem fünf saudische Schiffe mehr als 150 Menschen aus dem Sudan nach Saudi-Arabien. Laut dem saudischen Außenministerium waren Diplomaten und Bürger aus Saudi-Arabien, Bulgarien, Kanada, Katar, Kuwait, Ägypten, Tunesien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Indien, Pakistan, Burkina Faso und den Philippinen an Bord der Schiffe.
Zuvor war bereits bei der Evakuierung der US-Botschaft in Khartum am Wochenende das gesamte US-Personal ausgeflogen worden. Auch einige Diplomaten aus anderen Ländern seien mit an Bord gewesen, teilten Vertreter der US-Regierung mit. Insgesamt habe es sich um weniger als hundert Menschen gehandelt. Eine beträchtliche Anzahl lokaler Arbeitskräfte sei im Sudan geblieben. Man sei ohne Zwischenfälle in den Sudan hinein- und wieder herausgeflogen, sagte ein US-Militär. Ein Vertreter des US-Außenministeriums ergänzte, man rechne nicht damit, dass sich die Situation im Sudan in nächster Zeit ändern werde.
Vor gut einer Woche waren im Sudan Kämpfe zwischen den zwei mächtigsten Generälen des Landes und ihren Einheiten ausgebrochen. Beide hatten das Land mit rund 46 Millionen Einwohner seit einem gemeinsamen Militärcoup im Jahr 2021 geführt. Nun kämpft De-facto-Präsident Abdel Fattah al-Burhan, der auch Oberbefehlshaber der Armee ist, mit dem Militär gegen seinen Stellvertreter Mohammed Hamdan Daglo, den Anführer der mächtigen paramilitärischen Gruppe Rapid Support Forces (RSF). Eigentlich hätte Daglos Gruppe der Armee unterstellt und die Macht im Land wieder an eine zivile Regierung übertragen werden sollen. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) starben seit Beginn der Kämpfe mindestens 413 Menschen, über 3.500 wurden verletzt. Die tatsächliche Opferzahl ist vermutlich weit höher.
Zusammenfassung
- Angesichts der gefährlichen Lage im Sudan arbeiten ausländische Regierungen mit Hochdruck daran, Diplomaten und Staatsangehörige außer Landes zu bringen.
- Die USA, Großbritannien und mehrere EU-Staaten meldeten am Sonntag entsprechende Vorkehrungen.
- Die Deutsche Bundeswehr flog bisher 311 Menschen aus Khartum aus.
- Griechenland versetzte Sondereinheiten seines Militärs und Flugzeuge nach Ägypten für einen Evakuierungseinsatz im umkämpften Sudan.