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Vom Geheimdienst verprügelt? Serbischer Politiker gelähmt

Nachdem er sich für Verbrechen an ethnischen Albanern entschuldigt hat, soll der serbische Geheimdienst den Oppositionspolitiker Nikola Sandulović verprügelt haben. Laut seiner Familie sei der Politiker nun teilweise gelähmt.

Nikola Sandulović ist Vorsitzender der oppositionellen Republikanischen Partei in Serbien. Anfang Jänner stellte der 61-Jährige ein Video auf X, vormals Twitter, in dem er Adem Jashari, einem der Gründer der Kosovo-Befreiungsarmee, gedenkt.

Dabei entschuldigte er sich für die Verbrechen, die von Serben an ethnischen Albanern während des kosovarischen Unabhängigkeitskrieges 1998 und 1999 begangen wurden.

Vom serbischen Geheimdienst mitgenommen

"Ich bin der einzige Politiker aus Serbien, der gekommen ist, um den unschuldigen albanischen Opfern, der Familie Jašari, in Prekazi die letzte Ehre zu erweisen. Ich habe mich entschuldigt und im Namen der Serben, die diese Tat nicht begangen haben, um Vergebung gebeten", schrieb der Politiker.

Kurz nach der Veröffentlichung des Videos sollen Agenten des serbischen Geheimdienstes (BIA) in Sandulovićs Haus eingedrungen und ihn mitgenommen haben, um ihn zu "befragen", erzählte seine Tochter Karla gegenüber Medien.

Teilweise gelähmt: Von 15 Männern geschlagen

Laut seiner Frau soll Sandulović in den BIA-Büros festgehalten und von 15 Männern geschlagen worden sein. Laut seiner Familie soll der Politiker durch diesen Angriff nun teilweise gelähmt sein.

"Er ist kommunikativ, aber er ist auf der rechten Seite vollständig gelähmt, sitzt im Rollstuhl und befindet sich in einem sehr schlechten Gesundheitszustand", so seine Tochter Karla.

Seine Familie glaubt auch, dass Sandulović vergiftet worden sein könnte. Die Anwälte des Politikers erklärten, sie könnten nichts über Sandulovićs Gesundheitszustand oder den Angriff verifizieren, bevor sie ihn nicht in eine zivile Einrichtung mit vollem Zugang zu Ärzten und Anwälten gebracht haben, berichtet auch "The Guardian".

"Er wurde schwer verprügelt. Er hat eine gebrochene Rippe. Als er nach Hause zurückgebracht wurde, verlor er immer wieder das Bewusstsein und klagte darüber, die rechte Seite seines Körpers nicht bewegen zu können", so sein Anwalt Michael Polak.

Am Tag nach seiner Rückkehr in sein Haus sei Sandulović von der serbischen Polizei verhaftet worden.

30-tägige Haft angordnet

Ein Richter ordnete laut "Guardian" eine 30-tägige Haft an, nachdem Sandulović in Abwesenheit wegen angeblicher Aufstachelung zu nationalem, rassistischem und religiösem Hass angeklagt worden war. Dieses Vergehen kann in Serbien mit einer Haftstrafe zwischen sechs Monaten und fünf Jahren geahndet werden.

Die Anklage stellt laut Polak einen klaren Verstoß gegen die Europäische Menschenrechtskonvention zum Schutz der politischen Meinungsäußerung dar.

Sandulović ist regelmäßiger Kritiker der Serbischen Fortschrittspartei (SNS) von Präsident Aleksandar Vučić.

Man stehe "in Kontakt mit den zuständigen Behörden und Interessengruppen", erklärte die Europäische Kommission dazu in einer Erklärung am Mittwoch. 

Jede Verhaftung müsse rechtlich gerechtfertigt sein und "alle glaubwürdigen Anschuldigungen von Gewalt sollten von den zuständigen Behörden wirksam verfolgt werden".

ribbon Zusammenfassung
  • Nachdem er sich für Verbrechen an ethnischen Albanern entschuldigt hat, soll der serbische Geheimdienst den Oppositionspolitiker Nikola Sandulović verprügelt haben.
  • Laut seiner Familie sei der Politiker nun teilweise gelähmt.
  • Sandulović ist regelmäßiger Kritiker der Serbischen Forschrittspartei (SNS) von Präsident Aleksandar Vučić.