APA/BARBARA GINDL

Verstöße gegen Verbotsgesetz: 2022 mehr Hate-Crime

Im letzten Jahr hat es um sieben Prozent mehr Hate-Crime-Fälle gegeben als im Jahr zuvor, zeigt eine Studie des Innenministeriums. Vor allem die Verstöße gegen das Verbotsgesetz sind auffällig.

5.865 Hate-Crimes haben sich im Jahr 2022 ereignet, zeigt ein aktueller Bericht des Innenministeriums. Diese Straftaten stiegen um rund sieben Prozent an. Besonders auffällig: Verstöße gegen das Verbotsgesetz. 

"Strafbare Handlungen nach dem Verbotsgesetz zeigen die stärkste Häufung und machen mit 1.969 Delikten ein Drittel der Hasskriminalität aus, gefolgt von Vermögensdelikten (1.422), Delikte gegen Leib und Leben (972) und gegen die Freiheit (815)", heißt es aus dem Innenministerium.

Tatmotive 

Auch bei den Tatmotiven fallen die Delikte gegen das Verbotsgesetz auf. Bereits zum zweiten Mal nach 2021 führt die Weltanschauung als Grund für Straftaten die Statistik an. 2.466 Mal wurde das registriert. Die Hälfte aller dieser Fälle machen Verstöße gegen das Verbotsgesetz aus. 

Als weitere besonders oft genannte Motive wurden nationale/ethnische Herkunft mit 1.968 Erfassungen sowie Religion in 630 Fällen genannt.

Verfassungsschutz will vorgehen

Der Verfassungsschutz werde weiterhin mit allen Mitteln gegen die "radikalen und extremen Ränder unserer Gesellschaft" vorzugehen, hieß es von Innenminister Gerhard Karner (ÖVP).

Österreichweit wurden laut Bericht im Jahr 2022 mehr Hassverbrechen als im Jahr 2021 (5.464) erfasst. Die Aufklärungsquote lag 2022 bei 68,3 Prozent und damit deutlich über der Aufklärungsquote der Kriminalstatistik (52,2 Prozent) für das vergangene Jahr.

Kriminalität gegen LGBTIQ-Mitglieder zurückgegangen

Um fast 21 Prozent zurückgegangen sind dagegen Straftaten gegen die sexuelle Integrität bzw. Selbstbestimmung. Wurden im Jahr 2021 noch 141 Delikte bei 186 Vorurteilsmotiven in diesem Bereich verzeichnet, lag die Zahl 2022 bei 112 Straftaten und 122 Motiven.

Häufiger Jugendliche

Verglichen mit der Gesamtzahl der Verdächtigen der heurigen Kriminalstatistik waren Hate-Crime-Tatverdächtige häufiger jugendlich oder strafunmündig. "Sie waren außerdem zumeist männlich und hatten seltener eine fremde Staatsbürgerschaft als die Gesamtzahl aller Tatverdächtigen 2022. Diese Umstände waren besonders bei antisemitischen Straftaten auffällig", so der Bericht.

Hingegen sei der Anteil an Verdächtigen mit ausländischer Staatsbürgerschaft bei christen- und muslimfeindlichen Straftaten sowie bei Hate-Crimes gegen das Geschlecht sowie die sexuelle Orientierung erhöht. 42 Prozent aller Tatverdächtigen von vorurteilsmotivierten Straftaten seien darüber hinaus unter 25 Jahren, hieß es weiter.

Hate-Crime seit 2020 erfasst 

Laut Innenministerium werden strafbare Handlungen, die auf Vorurteilen beruhen, seit November 2020 elektronisch erfasst. Auf Grund des erst kurzen Erfassungszeitraumes (2021 und 2022) sei ein Entwicklungstrend darum auch noch nicht interpretierbar, wurde betont. "Es können nur kurzfristige Ableitungen getroffen werden", sagte der Sprecher der APA.

Durch Maßnahmen zur Sensibilisierung sei mit einem weiteren Anstieg der angezeigten Straftaten zu rechnen. Gleichzeitig erfolge dadurch eine Verringerung des Dunkelfeldes. "Für das kommende Jahr wird eine wissenschaftliche Untersuchung zur Dunkelfeldforschung vorbereitet", so der Sprecher.

ribbon Zusammenfassung
  • Im letzten Jahr hat es um sieben Prozent mehr Hate-Crime-Fälle gegeben als im Jahr zuvor, zeigt eine Studie des Innenministeriums.
  • Vor allem die Verstöße gegen das Verbotsgesetz sind auffällig.